New Work: Interview mit Microsoft Deutschland HR Chefin Dr. Elke Frank

New Work: Interview mit Microsoft Deutschland HR Chefin Dr. Elke Frank

Vor Kurzem hatte ich Gelegenheit, bei Microsoft Deutschland ein Interview mit Dr. Elke Frank, Senior Director HR/Mitglied der Geschäftsleitung, zu führen. Also – ohne lange weitere Vorrede – auf geht’s:

saatkorn.: Frau Dr. Frank, wie würden Sie „Flexibilität“  im Kontext Arbeit und New Work definieren?
Dr. Elke Frank: Ganz einfach: für mich steht das als Synonym für individuelle Freiheit. Damit ist auch klar: das Vorgehen einiger Unternehmen, am Wochenende die Emailserver abzuschalten oder den Mailversand zu bestimmten Uhrzeiten zu untersagen sehen wir bei Microsoft Deutschland nicht als zielführende Lösung, denn genau dies kann ja auch die individuelle Freiheit beschneiden. Vielleicht arbeitet jemand gerade am Sonntag nachmittag besonders gern seine Mails ab und geht dafür gern Montags nachmittags eher nach Hause – aufgrund individueller Gegebenheiten und Präferenzen. Dies sollte eben nicht unterbunden, sondern eher gefördert werden. Es geht unserer Meinung nach darum, einen möglichst hohen individuellen Freiheitsgrad für das Individuum zu ermöglichen.

saatkorn.: Flexibles Arbeiten hat für ein technologiegetriebenes Unternehmen wie Microsoft Deutschland ja eine externe und eine interne Perspektive.  Aus externer Sicht entwickelt Microsoft Produkte, welche flexibles Arbeiten ja erst möglich machen. In diesem Interview soll aber die interne Perspektive im Vordergrund stehen. Was bedeutet flexibles Arbeiten für das Unternehmen Microsoft Deutschland selbst?
Dr. Elke Frank: Aus Produktsicht sind wir natürlich daran interessiert, dass flexibles Arbeiten immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit wird. Für uns als Arbeitgeber sind Flexiblität und Vertrauen aber auch elementare Bestandteile unserer Unternehmenskultur. Und das aus gutem Grund: wir glauben daran, dass auf der Basis individueller Flexibilität auch bessere Arbeitsergebnisse herauskommen und die Mitarbeiteridentifikation und Motivation steigt. Ohne Vertrauen ist keine Flexiblität möglich. Die Unternehmenskultur muss daher stimmen – und es bedarf gewisser Regeln, damit flexibles Arbeiten in einer Organisation funktioniert. Bei Microsoft Deutschland führen wir beispielsweise über Ergebnisse, nicht Anwesenheit. Damit einher geht das Thema Vertrauensarbeitszeit: Stechuhren, verbunden mit Überstundenstatistiken gibt es bei uns nicht.

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saatkorn.: Stichwort Vertrauensarbeitszeit: dies setzt voraus, dass es im Unternehmen auch immer mal Phasen geben muss, in denen Mitarbeiter nach Phasen mit viel Mehrarbeit auch Überstunden abbauen können. Wie ist das bei Microsoft Deutschland?
Dr. Elke Frank:
Erfahrungsgemäß gibt es bei uns besonders arbeitsintensive Phasen wie kurz für dem Ende des Fiscal Years im Mai und Juni, denen dann aber auch ruhigere Phasen folgen, in denen Mitarbeiter sich entsprechend mehr Zeit für private Themen nehmen können. Schließlich haben wir als Unternehmen ja auch eine Fürsorgepflicht und möchten keine Spirale in Gang setzen, bei der die Mitarbeiter schlußendlich ausbrennen.

saatkorn.: Wenn man sich mit dem Thema Flexibilität intensiver beschäftigt, stellt man ja schnell fest, dass es neben den von Ihnen gerade angesprochenen, auf Unternehmensebene notwendigen Voraussetzungen auch individuelle Voraussetzungen auf Mitarbeiterebene geben muss, oder?
Dr. Elke Frank:
Stimmt. Ich würde das 50/50 gewichten. Das Unternehmen muss Regeln festlegen, beispielsweise die eindeutige Formulierung von Rahmenbedingungen , die Freistellung der Nutzung von Home Office Angeboten für Mitarbeiter oder die objektive Definition und Messung der Leistung von Mitarbeitern.  Das Schaffen dieser Rahmenbedingungen ist allerdings nur eine Seite der Medaille: auf der anderen Seite müssen sich die Mitarbeiter individuell beispielsweise Gedanken über die eigene Verfügbarkeit machen, selbständig mehr Verantwortung übernehmen und die eigene Kommunikation stärker im Blick haben. Ein konkretes einfaches Beispiel: wenn ich jemanden aus meinem Team anrufe und die Person nicht da ist, dann muss ich sicher sein können, dass ich am nächsten Tag proaktiv eine Antwort auf meine Frage bekomme.
Ein Selbstläufer sind diese Themen nicht – auch wenn sie auf dem Papier zunächst logisch erscheinen. Unsere Erfahrung ist, dass es sich lohnt, Mitarbeiter durch Trainings entsprechend zu schulen. Wir haben auch ein  Leitfaden für flexibles Arbeiten entwickelt, welches die zentralen  Regeln beinhaltet, an denen sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer orientieren können.

saatkorn.: Gehen wir nochmal mehr in Richtung Arbeitgeberbotschaften von Microsoft Deutschland. Wofür stehen Sie als Arbeitgeber neben dem Thema Flexibilität?
Dr. Elke Frank: Unser Claim ist:„Come as you are. Do what you love.“. Das trifft es für Microsoft Deutschland sehr gut, denn Diversität spielt für uns eine absolut zentrale Rolle. Die Akzeptanz unterschiedlicher Meinungen, Chancen, die sich aus Vielfalt im weitesten Sinne ergeben – das meint Microsoft wirklich ernst.


Ich habe vor Microsoft Deutschland auch in anderen international geprägten Unternehmen gearbeitet, aber so unmittelbar wie hier habe ich Diversität und Offenheit für Vielfalt noch nicht erlebt. An meinem ersten Tag war ich wirklich überrascht, dass selbst die Geschäftsleitung in einem Großraumbüro sitzt. So sitze ich zusammen mit unserem CEO und dem CFO zusammen in einem Büro. Hier wird jeder – unabhängig von der Position – ernst genommen und gehört, Status- und Hierarchiedenken ist absolut nicht angesagt – durch die gesamte Organisation, von der Geschäftsleitung bis zur Sachbearbeitung wird das so gelebt. Aus meiner bisherigen Erfahrung kann ich dem nur Positives abgewinnen: man wächst als Team enger zusammen und wir leben eine offene und konstruktive Feedback-Kultur.

saatkorn.: Hört sich klasse an. Was sind denn aus HR Sicht die größten Herausforderungen für Microsoft Deutschland?
Dr. Elke Frank: Bei ITlern ist Microsoft als Arbeitgeber bekannt und beliebt,  unsere Herausforderung liegt darin, auch in Zielgruppen, die uns nicht unbedingt im „relevant set“ haben, bekannter als Arbeitgeber zu werden. Unser Produkt kennt nahezu jeder, aber der Rückschluss, dass wir beispielsweise für Marketing- und Vertriebsexperten auch ein toller Arbeitgeber sind, wird noch viel zu selten gezogen. Die andere große Herausforderung sehe ich im Unternehmen: wie schaffen wir es, für die verschiedenen Zielgruppen von der Gen Z über die Gen Y bis zu den Baby Boomern eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die alle gleichermaßen begeistert? – Das ist natürlich eine Aufgabe, die nie aufhört, mich und mein Team aktuell aber sehr beschäftigt.

saatkorn: Frau Dr. Frank, ganz herzlichen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg beim New Work und Microsoft Deutschland.

Hier findest Du noch Downloads zu den beiden Einstiegsprogrammen bei Microsoft Deutschland, MACH Flyer_MACH_140212 und STEP STEP_Flyer_final_130221.

 

 

 

 

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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