Wissensarbeit im digitalen Wandel – aktuelle Studie

Wissensarbeit im digitalen Wandel – soeben ist die Zweitauflage einer interessanten Studie von Hays erschienen. Ich hatte Gelegenheit, hierzu mit Frank Schabel, Leiter Marketing / Corporate Communications bei Hays, zu sprechen. Auf geht’s:

saatkorn.: Herr Schabel, gerade ist eine spannende Studie zum Thema „Wissensarbeit im digitalen Wandel“ erschienen, die von Hays mit-initiiert wurde. Was war denn das Setting der Studie?

Frank Schabel von Hays zur Studie "Wissensarbeit im digitalen Wandel"
Frank Schabel von Hays zur Studie „Wissensarbeit im digitalen Wandel“

Wir haben nach einigen Experteninterviews jeweils 600 Wissensarbeiter und 600 Führungskräfte zum Stellenwert und zentralen Themen der Wissensarbeit befragt. Da wir eine ähnliche Umfrage bereits vor vier Jahren durchgeführt haben, wollten wir analysieren, was sich seither getan hat.

saatkorn.: Was glauben Sie, inwieweit beeinflusst die Digitalisierung die Arbeit der Wissensarbeiter? Fach- und Führungskräfte scheinen sich in diesem Punkt ja uneins zu sein.
Ja – und zwar ziemlich eindeutig. Die Wissensarbeiter selbst glauben, dass ihre Arbeit wenig von der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz berührt wird. Manager dagegen sehen dies anders. Aus ihrer Sicht wird die digitale Entwicklung die Wissensarbeit nachhaltig verändern.

saatkorn.: Welche Kompetenzen sind für Wissensarbeiter Ihrer Meinung nach künftig erfolgskritisch – Soft Skills scheinen ja immer wichtiger zu werden?
In meinen Augen wird es entscheidend auf die mentalen Kompetenzen ankommen. Wie beispielsweise die Bereitschaft, sich zu verändern und sich selbst zu organisieren oder die Fähigkeit, mit Unsicherheit und Risiken umzugehen.

Wissensarbeit im digitalen Wandel_Studie von Hays, 2017
Wissensarbeit im digitalen Wandel_Studie von Hays, 2017

saatkorn.: Wenn Weiterbildung zur Privatsache wird, wo bleibt dann der Arbeitgeber? Welche Hebel gibt es, die Fachkräfte wirklich zu binden?
Hier sehe ich zwei Punkte für relevant an: zum einen, dass die Wissensarbeiter interessante Aufgaben wahrnehmen können. Das ist generell bei hoch qualifizierten Fachkräften ein sehr wichtiger Aspekt. Und zum zweiten sollten Wissensarbeiter stärker von Routineaufgaben befreit werden und mehr die Möglichkeit haben, sich mit komplexen Problemen zu beschäftigen.

saatkorn.: Welche Hinderungsgründe gibt es für Wissensarbeiter, ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln?
Da gibt es einige. Das fängt an beim nach wie vor starken Silodenken in Unternehmen. Das blockiert den Wissensfluss. Und endet bei der mangelnden Fähigkeit der Führungskräfte, ihren Wissensarbeitern genügend Freiraum zu geben. Wertschätzung ist hier ist in vielen Situationen nicht gegeben. Führung und Kultur sind auch im Bereich der Wissensarbeit prägende Elemente – im Guten wie im Schlechten.

saatkorn.: Was empfiehlt Hays auf Basis der Studie „Wissensarbeit im digitalen Wandel“ Personalabteilungen und Führungskräften? Welche Hilfestellungen sollten Wissensarbeitern zum Kompetenzaufbau gegeben werden?
Zuerst sollte den Wissensarbeiten viel Freiraum gegeben werden, damit sie ihr Wissen entfalten können und in verschiedenen Kontexten einbringen können. Dann sollten beide – Führungskräfte sowie die HR-Abteilung – dafür sorgen, dass sich Wissensarbeiter intern wie extern ganz breit vernetzen können. Und zuletzt benötigen Wissensarbeiter Futter, wie zum Beispiel neue Lernumgebungen und neue Herausforderungen, mit denen sich beschäftigen können. Das stachelt ihren Ehrgeiz an.

Studiendownload bei Klick auf's Bild
Studiendownload bei Klick auf’s Bild

saatkorn.: Tatsächlich handelt es sich ja bereits um eine Zweitauflage einer Studie zum selben Thema, die bereits 2013 durchgeführt wurde. Inzwischen ist das Thema Digitalisierung ja weiter fortgeschritten. Welche zentralen Unterschiede bzw. Entwicklungen zum Thema Wissensarbeit lassen sich aus den Ergebnissen der beiden Studien ableiten?
2013 hatten wir noch nicht zur Digitalisierung befragt. Trotzdem zeigt sich: die Spezialisierung der Wissensarbeit schreitet voran, obwohl in der neuen Welt eher Breite und weniger Tiefe gefragt ist. Weiter zeigt sich, dass Wissensarbeit auch gegenwärtig noch zu sehr mit Routineaufgaben beschäftigt ist. Das war bereits im jahr 2013 so. Für mich wird Wissensarbeit ihren Charakter in den nächsten Jahren weiter verändern. Fachwissen selbst wird immer weniger wichtig. Es wird mehr drauf ankommen, sich mit komplett neuen Themen zu beschäftigen. In gemischten Teams, in denen viele Fähigkeiten vorhanden sind. Dafür sind die mentalen Kompetenzen so wichtig. Sie schaffen die Voraussetzung, den Nutzen von gemischten Teams zu verstärken.

saatkorn.: Herr Schabel, vielen Dank für das Interview rund um die aktuelle Studie „Wissensarbeit im digitalen Wandel“.

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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