Spannende Studie: Best Recruiters 2016

Die Best Recruiters 2016 Studie liegt vor. Wieder einmal wurden Arbeitgeber auf Ihre Recruitingprozesse hin überprüft. Grund genug, einmal bei Studienleiterin Agnes Koller von Best Recruiters nachzuhaken. Auf geht’s:

saatkorn.: Bitte stellen Sie sich den saatkorn.-LeserInnen doch kurz vor.

Agnes Koller von Best Recruiters
Agnes Koller von Best Recruiters

Ich leite die BEST-RECRUITERS-Studie, die seit 2010 jährlich die Recruiting-Qualität der 1.500 größten Arbeitgeber im D-A-CH-Raum untersucht. Gerade vor wenigen Tagen haben wir die aktuelle Deutschland-Erhebung 2016/17 abgeschlossen – die Ergebnisse der Best Recruiters 2016 sind also druckfrisch!

saatkorn.: Was war das Setting der Studie Best Recruiters 2016?
Von April bis Juli haben wir die Recruiting-Qualität der 507 umsatz- und mitarbeiterstärksten Arbeitgeber des Landes anhand von 133 wissenschaftlichen Kriterien in acht Kategorien auf Herz und Nieren geprüft. Dabei wurden die Recruiting-Aktivitäten in den Bereichen Karriere-Website, Social Media, Mobile Recruiting, Online-Stellenanzeigen, Präsenz in Online-Jobbörsen, Bewerbungsresonanz sowie Interessenanfragen seitens Kandidaten genau unter die Lupe genommen. Erstmalig wurde zudem noch die Usability der Bewerbungsprozesse analysiert – nach dem Motto: Wie aufwändig ist es wirklich, sich bei Ihnen zu bewerben? Wir hoffen nur, dass kein realer Kandidat insgesamt 2.000 Bewerbungen verschicken muss, so wie wir, um seinen Traumjob zu ergattern…

saatkorn.: Und wer sind nun die „Best Recruiters 2016“ auf dem deutschen Arbeitsmarkt?
Es war richtig spannend: Die Top 3 liegen alle innerhalb des Bereichs von nur 2,5 Punkten. Den Gesamttitel 2016/17 holte schließlich einer der Big Four, Deloitte, haarscharf vor IT-Dienstleister Bechtle und Personaldienstleister Hays.

Die TOP 10 der Best Recruiters 2016.
Die TOP 10 der Best Recruiters 2016.

Abbildung: Die Top-10-Recruiter Deutschlands. Quelle: BEST RECRUITERS

saatkorn.: Gibt es signifikante Änderungen zur Vorjahresstudie? – Wer sind die Gewinner und Verlierer?
Auch im Ranking der besten Branchen haben wir diesmal ein Novum: Erstmalig stehen die Personaldienstleister an der Spitze – eine Verbesserung um ganze 13 Plätze! Auch die Dienstleister haben einen gewaltigen Sprung nach vorne aufs Siegerpodest gemacht, von Rang 18 auf 3. Pharma und Automotive sind als Letztjahres-Dritte bzw. -Vierte hingegen deutlich zurückgefallen (auf Rang 17 bzw. 11).

Ungeachtet dessen konnten aber alle Branchen ihre Durchschnittsergebnisse und somit ihre Recruiting-Qualität gegenüber dem Vorjahr steigern.

Best Recruiters 2016_Branchen und Branchensieger

Abbildung: Branchen und Branchensieger. Quelle: BEST RECRUITERS

Spannend ist, dass die Arbeitgeber offensichtlich an sich und ihren internen Prozessen rund um das Bewerbungsmanagement gearbeitet haben: Die allgemeine Performance insbesondere in der Kategorie Bewerbungsresonanz hat sich signifikant verbessert – von durchschnittlich 40 % der möglichen Punkte im Vorjahr auf 51 %. In diesem Bereich wurde analysiert, wie rasch und wertschätzend die Arbeitgeber auf Bewerbungen zu ausgeschriebenen Stellen sowie auf Initiativbewerbungen reagieren. Aus Kandidatensicht ist diese Entwicklung besonders wichtig, gerade wenn man bedenkt, dass deutsche Unternehmen im direkten Kontakt mit Bewerbern – in den Kategorien Bewerbungsresonanz und BewerberInnen-Kontaktaufnahme – nach wie vor die schwächsten Ergebnisse erzielen.

Bei der Beantwortung von Bewerberanfragen per E-Mail erreichen die deutschen Recruiter sogar nur rund ein Drittel der möglichen Punkte. Wobei man sagen muss, dass sich hier die Spreu vom Weizen trennt: Diejenigen, die auf die Anfrage reagierten, taten dies in der Regel rasch (innerhalb von 3 Werktagen) und transparent. Einzelne gaben sogar persönliche Tipps, wie die Bewerbungsunterlagen verbessert werden könnten.

Die Erfahrungen im persönlichen Kontakt – als Teil der Candidate Experience – sind oft das Zünglein an der Waage bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. Selbst die Art und Weise einem Bewerber abzusagen, wirkt sich unmittelbar auf das Arbeitgeberimage aus.

Best Recruiters 2016_Erhebungskategorien im Vorjahresvergleich

Abbildung: Erhebungskategorien im Vorjahresvergleich. Quelle: BEST RECRUITERS

saatkorn.: Wie unterscheiden sich Mittelstand und Konzerne in Ihrer Studie?
Hier möchte ich vorausschicken, dass für alle Unternehmen der Stichprobe, unabhängig von ihrer Größe, derselbe Kriterienkatalog gilt. BEST RECRUITERS nimmt stets die Sicht des Bewerbers ein, der eine Bewerbung bei einem Konzern schließlich mit ebenso viel Hoffnung verbindet wie bei einem mittelständischen Unternehmen.

Nichtsdestotrotz zeigen sich Unterschiede, beispielsweise in der Gegenüberstellung der DAX30-Unternehmen mit der Gesamtstichprobe: Die Börsennotierten schneiden im Durchschnitt um 8 % besser ab als die Top 500 (67 % der möglichen Gesamtpunkte gegenüber 59 %). Besonders deutlich ist der Vorsprung in der Kategorie Social Media, wo die DAX30 durchschnittlich 97 % der möglichen Punkte erreichen (Gesamt: 66 %). Optimierungsbedarf haben sie jedoch in der Bewerbungsresonanz, wo die Gesamtstichprobe um durchschnittlich 2 % besser abschneidet (51 % gegenüber 49 % bei den DAX30).

saatkorn.: Was sind auf Basis der Best Recruiters 2016 Studie ihre Empfehlungen in Richtung Recruiting-Abteilungen? Worauf muss man im Jahr 2016 insbesondere achten, wie sollten sich die Unternehmen aufstellen?
Die Ergebnisse der Erhebungskategorien zeigen, dass beispielsweise Mobile Recruiting in den Personalabteilungen angekommen ist: Zwei Drittel der Karriere-Websites und mehr als die Hälfte der Online-Stellenanzeigen sind für mobile Endgeräte optimiert – bei der vorherigen Erhebung waren es gerade einmal 46 bzw. 33 %. Gerade auch die markanten Zuwächse gegenüber dem Vorjahr unterstreichen die Notwendigkeit, sich hier dringend gut aufzustellen, sofern es noch nicht geschehen ist.

 Best Recruiters 2016_Mobil optimierte Websites und Stellenanzeigen

Abbildung: Mobil optimierte Karrierewebsites und Online-Stellenanzeigen im Vorjahresvergleich. Quelle: BEST RECRUITERS

In der neuen Kategorie, Usability, öffnet sich die Schere zwischen den Wünschen von Bewerbern und von Unternehmen: Während nur 27 % der Arbeitgeber die Möglichkeit bieten, sich per E-Mail zu bewerben – was ein Großteil der Kandidaten bevorzugt – setzen 84 % Online-Bewerbermanagement-Systeme ein. Diese sind vielerorts noch dazu nicht besonders benutzerfreundlich: Weniger als die Hälfte der Online-Formulare lassen sich in unter 5 Minuten abschließen – die Erstellung von Anschreiben, CV etc. selbstverständlich nicht eingerechnet! Social-Media-Affine können sich dafür bereits bei jedem fünften Unternehmen bequem beispielsweise mit ihrem XING- oder LinkedIn-Profil bewerben.

saatkorn.: Wie wird sich das Themenfeld Recruiting mittel- bis langfristig entwickeln?
Der Blick in die Glaskugel ist natürlich eine Herausforderung ;-). Aber ich denke, dass Recruiting trotz aller Innovationen und technischer Gadgets ein „People Business“ bleiben wird. Viele erfolgreiche Recruiter setzen hier bereits auf einen langfristigen Beziehungsaufbau mit ihren Talenten, auf unkomplizierte Ansprechbarkeit der Personalabteilung, beispielsweise mithilfe von Chats, oder auf Mitarbeiterempfehlungsprogramme. In einer Zeit, in der Lebensläufe immer weniger linear verlaufen und Menschen sich beruflich kontinuierlich weiterentwickeln wollen und müssen, sind dies wohl einige der wichtigsten Erfolgsfaktoren.

saatkorn.: Ganz herzlichen Dank für das Interview rund um die Best Recruiters 2016 Studie.

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

0 Gedanken zu „Spannende Studie: Best Recruiters 2016

  • 6. September 2016 um 10:02
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    Tja, als erfahrener und seit fast 25 Jahren im Recruiting-, Personalberatungs- und HR-Management-Business erfolgreich tätiger „Mensch mit Einfühlungsvermögen, sage ich schon immer, dass: Solche IT-Systeme, die nach irgendwelchen Algorithmen funktionieren, hinter deren Ein- und Vorgaben aber immer auch „nur“ Menschen mit manchmal ausreichendem und leider zu oft auch vielerorts ohne querdenkendem Sachverstand agieren, können nicht die gewünschten und erhofften Ergebnisse liefern! Der Output ist immer nur so gut, wie der Input, das ist so glaube ich das kleine 1*1 der BWL und nach wie vor des gesamten Lebens! Also liebe IT-Ler und HR-ler und vor allem Manager und Führungskräfte, nehmt Euren (studierten oder in Lebenserfahrung erprobten) Sachverstand & Eure Menschenkenntnis und lasst Euch die motivierten Kandidaten für Eurer Unternehmen nicht durch die Lappen gehen. Und wenn Ihr doch weiter wie immer machen wollt, (früher war ja alles besser und das haben wir schon immer so gemacht…), wie bisher, dann bitte. Und die, die das Benchmarken kennen und genau diese Benchmarks setzen wollen, bei sich persönlich, im Unternehmen oder den Kandidaten empfehle ich einen guten Headhunter/Executive Searcher/Personal- und Karriereberater, egal wie Ihr es neben wollt…. Vielen Dank für die vielen zufriedenen Kunden & Kandidaten die meist ebenfalls später zu Kunden geworden sind oder im Verlauf Ihrer von uns begleiteten Karriere noch werden (gutes CRM), Ihr/Euer Christian Knauthe

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