Enterprise 2.0: Spannende Studie von feelgood@work

Enterprise 2.0: wie steht es eigentlich um dieses Thema? – Kürzlich ist eine neue Studie zu dem Thema erschienen. Grund genug, einmal mit den beiden Initiatoren, Leena Volland von feelgood@work und Prof. Dr. Thorsten Petry von der Hochschule RheinMain zu sprechen. Auf geht’s:

Enterprise 2.0: Spannende Studie von feelgood@work

saatkorn.: Bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.

Prof. Dr. Thorsten Petry: Ich lehre Strategie, Organisation und Personalmanagement an der Hochschule RheinMain und doziere und berate in diesem Umfeld.

Leena Volland: Ich habe Kommunikationswissenschaft studiert, bin gelernte Redakteurin und arbeite seit 2,5 Jahren für die Plattform feelgood@work im Bereich PR & Unternehmenskommunikation.

saatkorn.: Gerade haben Sie gemeinsam die Studie „Enterprise 2.0 – Status Quo 2015“ veröffentlicht. Was war das Setting der Studie?
Leena Volland:
Die Hochschule RheinMain untersucht seit 2010 regelmäßig den Status Quo zum Thema Enterprise 2.0 und die aktuelle Studie ist die Fortführung dieser Trend-Forschung. Sie überprüft und ergänzt die früheren Ergebnisse. Dazu wurde ein ausführlicher Fragenkatalog erarbeitet, der von 213 Personen aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen beantwortet wurde, vom Personaler bis zum CEO.

saatkorn.: Welche Ziele verfolgen Sie mit der Studie?

Prof. Dr. Thorsten Petry.
Prof. Dr. Thorsten Petry.

Prof. Dr. Thorsten Petry: Ziel ist, den aktuellen Entwicklungsstand von Enterprise 2.0 in Unternehmen zu erfassen. Also seit wann man sich aktiv mit dem Thema beschäftigt, welche Ziele mit dem Einsatz der sozialen Softwarelösungen verfolgt werden und wie erfolgreich dies in der Praxis ist. Außerdem haben wir untersucht, welche Veränderungen erwartet werden, welche Konsequenzen die Mitarbeiter im Arbeitsalltag bereits festgestellt haben und wie der Transformationsprozess abläuft.

saatkorn.: Was sind die zentralen Studienergebnisse?
Prof. Dr. Thorsten Petry:
Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich aktiv mit Enterprise 2.0 und haben sich zum Ziel gesetzt, damit die interne Kommunikation, die Zusammenarbeit im Unternehmen sowie das Wissensmanagement zu verbessern. Das funktioniert auch scheinbar immer besser. 75% der Teilnehmer bewerten ihre Enterprise 2.0 Initiativen als erfolgreich. Trotzdem steuert lediglich ein Drittel der Unternehmen das Thema systematisch. Es hat sich auch gezeigt, dass eine klare Strategie entscheidenden Einfluss auf eine erfolgreiche Enterprise 2.0 Transformation hat.

Lena Volland von feelgood@work
Lena Volland von feelgood@work

Leena Volland: Die Studie hat auch gezeigt, welchen Einfluss Enterprise 2.0 auf die Unternehmenskultur hat. Tools wie Wikis, Blogs oder Team-Chats verändern das Arbeiten auch auf sozialer Ebene, wie uns vier von zehn Befragten bestätigt haben. Die Kommunikation ist offener geworden, die Mitarbeiter können leichter auf Informationen zugreifen und sind stärker vernetzt. Das verlangt von ihnen natürlich auch neue soziale und kommunikative Kompetenzen, wie Offenheit und die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen und darauf entsprechend zu reagieren. Jeder zweite erwartet außerdem neue IT-Fertigkeiten von den Mitarbeitern in Enterprise 2.0 Unternehmen.

saatkorn.: Vor zwei Jahren haben Sie das letzte Mal den Status Quo erhoben. Was hat sich seither geändert?
Prof. Dr. Thorsten Petry:
Der Reifegrad von Enterprise 2.0 hat weiter zugenommen und man kann sagen, dass die sozialen Softwarelösungen im Unternehmensalltag angekommen sind. Auch das Verständnis hat zugenommen: 2013 verstanden 41% der Studienteilnehmer den Begriff und konnte ihn klar definieren. Heute sind es bereits 60%.

Enterprise 2.0: Begriffsverständnis.
Enterprise 2.0: Begriffsverständnis.

Fast gleich geblieben sind die Erwartungen an Enterprise 2.0, nämlich eine offenere Kommunikation, stärkerer Mitarbeiter-Vernetzung und offener Zugang zu Informationen.

Enterprise 2.0: Konsequenzen.
Enterprise 2.0: Konsequenzen.

Auch 2015 zeigt sich aber, dass die meisten Erwartungen noch nicht voll erfüllt wurden. Eine deutliche Diskrepanz zeigt sich insbesondere bei der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit, bei der die erwarteten Effekte öfters „auf sich warten lassen“. Das ändert sich nicht einfach von heute auf morgen sondern ist ein langwieriger Prozess.

saatkorn.: Was hat Sie beide persönlich an den Ergebnissen überrascht?
Prof. Dr. Thorsten Petry:
Die meisten Befunde waren aufgrund der Historie unserer Studien und den Erfahrungen mit E2.0 Initiativen durchaus zu erwarten. Wundern muss ich mich aber doch, dass viele Unternehmen das Thema nach wie vor nicht systematisch steuern und eine klar definierte E2.0-Strategie eher die Ausnahme ist. Auch verwundert es, dass der Kulturaspekt von Enterprise 2.0 weitgehend erkannt ist, in der Richtung aber wenig an Training und Begleitung stattfindet.

Leena Volland: Ein Ziel von Enterprise 2.0 ist, die Produktivität im Unternehmen zu erhöhen, sagen 44% der Befragten. Interessant finde ich, dass beim Thema Risiken 38% der Teilnehmer die Befürchtung hat, die Produktivität könnte durch Enterprise 2.0 sinken. Etwa dadurch, dass man die internen sozialen Netzwerke ineffizient nutzt.

Prof. Dr. Thorsten Petry: Dies zeigt nochmal klar, dass es nicht ausreichend ist, einfach irgendeine Plattform zur Verfügung zu stellen, sondern, dass es entscheidend ist, wie diese Plattform genutzt wird.

saatkorn.: Welche Handlungsempfehlungen schreiben Sie den Personalabteilungen ins Buch?
Prof. Dr. Thorsten Petry:
Den Personalern würde ich insbesondere folgende zwei Hinweise mitgeben:

  1. Enterprise 2.0 ist in starkem Maße ein Kulturthema, hier ist HR gefragt. Personalmanager sollten nicht zuschauen oder gar bremsen, sondern mit in den Driver Seat.
  2. Enterprise 2.0 ist mit der Implementierung von entsprechenden Tools nicht abgeschlossen, es bedarf einer Qualifizierung und Begleitung der Mitarbeiter und Führungskräfte.

Leena Volland: Beim Onbaording sollten neue Mitarbeiter auch beim Thema Enterprise 2.0 unterstützt werden. Nicht nur bei der technischen oder fachlichen Nutzung der Tools, sondern auch der kulturellen. Für interne soziale Netzwerke gilt eine Netiquette, die man kennen muss und in die man sich leichter einfindet, wenn man an die Hand genommen wird.

saatkorn.: Was glauben Sie, was sind die kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklungen in diesem Themenfeld, worauf müssen sich Unternehmen und Mitarbeiter einstellen?
Leena Volland:
Enterprise 2.0 ist angekommen und es wird bleiben. Ich glaube auch, dass die Verflechtung mit den kulturellen Aspekten weiter zunehmen wird, weil die soziale Software offene und schnelle Kommunikation fördert und auch internationale Kollegen virtuell näher zusammenrückt. Langfristig braucht es dafür Leitplanken für die Zusammenarbeit und Umgang, sprich, eine definierte Strategie.

Prof. Dr. Thorsten Petry: Der „Umsetzungsgrad“ von E2.0 wird weiter zunehmen, bis es absoluter Standard ist. Parallel zu diesem weiter zunehmenden Reifegrad des Konzepts wird der Begriff Enterprise 2.0 an Bedeutung verlieren und langfristig völlig verschwinden. Die Studie als Ergebnisbericht können sich Ihre Leser über diesen Link herunterladen.

saatkorn.: Frau Volland, Herr Prof. Petry – vielen dank für das Interview!

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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