WORKEER Co-Founder Karl Milos Liebich im Interview

WORKEER in der SAATKORN HR Startup SerieWORKEER in der SAATKORN HR Startup Serie

Workeer ist die erste Jobplattform für Geflüchtete  – spannend! Ich hatte Gelegenheit, mit Co-Founder Karl Milos Liebich (oben auf dem Foto zweiter von links, mit seinen Co-Founder:innen Victoria Baumann, David Jacob und Robert Enderlein. Auf geht’s: 

SAATKORN: Karl, bitte stelle Dich den SAATKORN Leser:innen doch kurz vor.

Ich bin Mitgründer und Geschäftsführer von Workeer – der führenden Jobplattform für internationale & geflüchtete Talente. Als Wirtschaftsingenieur mit einer Leidenschaft für sozialen Impact habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, gesellschaftliche Herausforderungen innovativ anzugehen. Obwohl wir als gemeinnützige GmbH agieren, arbeiten wir mit der Herangehensweise eines Start-Ups, um kontinuierlich zukunftsweisende und skalierbare Lösungen zu entwickeln. Dabei fokussieren wir uns auf zwei wesentliche Entwicklungen: die demographischen Herausforderungen in Deutschland und das bislang häufig ungenutzte Potenzial von Menschen mit Migrationsgeschichte. Mittlerweile ist allen klar, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt an der erfolgreichen Integration von internationalen und geflüchteten Talenten hängt. Das Thema ist also wichtiger denn je und wird sicherlich weiter an Relevanz gewinnen.

SAATKORN: Wie ist die Idee zu Workeer entstanden und was ist Euer USP im Jobboard-Markt?

Die Idee zu Workeer entstand im Sommer 2015 während unserer Studienzeit. Damals stellten wir uns die Frage, wie wir geflüchtete Menschen aus Syrien bei einem erfolgreichen Start in Deutschland unterstützen können. Gleichzeitig wollten viele Unternehmen Kontakt zu dieser Gruppe aufnehmen, kannten aber keine Kanäle, um dies gezielt zu tun. Aus dieser Überlegung heraus entwickelten wir die erste Jobplattform für Geflüchtete. Heute hat sich Workeer weiterentwickelt und richtet sich an alle neuzugewanderten Personen in Deutschland. Unser Ansatz löst nicht nur weitreichende gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, sondern eröffnet Arbeitgebern den Zugang zu einer Zielgruppe, die über traditionelle Kanäle oft schwer zu erreichen ist. Tatsächlich bestätigen uns Personaldienstleister, dass 95 % der auf unserer Plattform vertretenen Talente über herkömmliche Rekrutierungsmethoden nicht gefunden werden können.

SAATKORN: Was waren die größten Milestones der Workeer History von 2015 bis heute?

Unsere größten Meilensteine zeigen sich in den täglichen Erfolgsgeschichten. Jede vermittelte Einstellung bedeutet für ein Talent einen individuellen Neuanfang und fördert den eigenen Weg in die gesellschaftliche Integration. Gleichzeitig profitieren Arbeitgeber von engagierten, loyalen Mitarbeitenden – was letztlich auch den Wirtschaftsstandort Deutschland stärkt. Dieser kontinuierliche Kreislauf des Erfolgs ist der Kern unserer Arbeit. Besonders stolz sind wir darauf, dass wir mittlerweile über 4.500 Arbeitgeber dabei unterstützen konnten, unsere Zielgruppe gezielt zu erreichen.

Ein wichtiger Meilenstein im letzten Jahr war die Organisation unserer Workeer Days – Jobmessen speziell für internationale und geflüchtete Talente. So konnten wir unsere digitale Plattform in die physische Welt bringen. Die Messen haben nicht nur zu vielen Einstellungen geführt, sondern auch einen Rahmen geschaffen, in dem Arbeitgeber Talente fernab von Bewerbungsunterlagen und Vorurteilen kennenlernen konnten. Besonders Recruiter haben uns rückgemeldet, dass sie durch die persönlichen Begegnungen ihre Perspektive auf internationale Talente verändert haben – vor allem die hohe Motivation und die positive Energie der Teilnehmenden haben sie nachhaltig beeindruckt.

SAATKORN: Was macht Workeer aus Talentsicht?

Workeer ermöglicht Talenten, eigenständig und selbstbewusst ihren nächsten Karriereschritt zu gehen – denn im Berufsleben ist Selbstständigkeit essentiell. Über unsere Plattform können sich Talente bei Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen bewerben, die gezielt auch neue Kolleg:innen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte einstellen wollen.

Unser Ansatz reicht weit über die Vernetzung mit Arbeitgebern hinaus. Wir verbinden Talente gezielt mit Initiativen und Netzwerken, die in verschiedenen Bereiche Unterstützung bieten, wie bei der Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse oder im Bereich der Weiterbildung. Zusätzlich erhalten Talente über Workeer praxisnahe Tipps, z.B. für den Bewerbungsprozess, und stellen hilfreiche Tools bereit. Ein Beispiel hierfür ist der kostenfreie Zugang zu einer Sprachlern-App, um Sprachbarrieren auch nach dem Jobstart kontinuierlich zu überwinden. So rüsten wir Talente umfassend aus, um sich erfolgreich und eigenständig auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren – ohne ihre Eigenverantwortung und Selbstständigkeit einzuschränken.

SAATKORN: Und wie können Unternehmen von der Zusammenarbeit mit Workeer profitieren?

Durch den stetig steigenden Fach- und Arbeitskräftemangel in Deutschland wird es immer wichtiger, sich ergänzende Zielgruppen zu erschließen. Und da ist unser Thema sehr gut mit dem Recruiting im Ausbildungsbereich vergleichbar, bei dem man als Unternehmen ja auch schaut, wo man junge Menschen erreicht und wie man sie am besten anspricht. Ganz ähnlich ist es bei unserer Zielgruppe. Wir unterstützen bei der Ansprache durch eine zielgruppenspezifische Anpassung der Stellenanzeigen und dann werden diese Anzeigen, sowohl über unsere Plattform als auch über unser breites Netzwerk ganz gezielt in unserer Zielgruppe ausgespielt. Zudem werden alle Bewerbungen vorqualifiziert, sodass sich Arbeitgeber auf die relevantesten Bewerbungen fokussieren können. Diesen gesamten Prozess integrieren wir nahtlos in bestehende Recruiting-Strukturen.

Darüber hinaus helfen wir Unternehmen natürlich, diverser zu werden – mit all den vielen Vorteilen, die damit einhergehen – und ihre Employer Brand zu stärken, indem sie sich authentisch für das Thema engagieren und dies auch nach außen tragen können. Denn 77% der Bevölkerung arbeiten lieber dort, wo Vielfalt wirklich gelebt wird.

SAATKORN: Woran arbeitet Ihr bei Workeer gerade, inwiefern spielt KI für Euch eine Rolle?

Unser Fokus liegt darauf, Unternehmen die strategische Bedeutung der Integration internationaler und geflüchteter Talente näherzubringen – denn diese Zielgruppe wird auch weiter stetig an Relevanz gewinnen.

Produktseitig entwickeln wir derzeit einen virtuellen Career Buddy, der den gesamten Ankommens- und Integrationsprozess unserer Talente begleitet. Er unterstützt beispielsweise bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, bietet Tipps zu passenden Weiterbildungsmöglichkeiten und bereitet Talente optimal auf den Bewerbungsprozess vor.

KI integrieren wir außerdem aktuell für die Unterstützung der Talente in ganz spezifischen Punkten, um z.B. die Sprachbarriere zu überwinden. So kann demnächst der eigene Jobwunsch umgangssprachlich formuliert werden und der entsprechende Jobtitel wird dann vorgeschlagen. So stehen die nicht muttersprachlichen Deutschkenntnisse der Jobsuche nicht im Weg.

Gleichzeitig wollen wir Arbeitgeber noch gezielter dabei unterstützen, zur richtigen Zeit die relevanten Informationen für einen passgenauen Bewerbungs- und Onboardingprozess zu erhalten – sei es durch die Vernetzung mit kompetenten Partnern oder den Abruf relevanter  Informationen und Hilfestellungen. Bei all diesen Themen spielt KI natürlich eine zentrale Rolle.

SAATKORN: Welche Hoffnungen und Erwartungen habt Ihr an die Politik in Deutschland nach der Wahl?

Ich wünsche mir eine Rückkehr zu konstruktiven Debatten über die Bedeutung internationaler und geflüchteter Talente. Schon bei unserem aktuellen Zuwanderungsniveau gibt es jährlich rund 500.000 mehr Renteneintritte als Schulabgänge – ein klarer Weckruf, dass wir flexible und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen benötigen. Es bedarf einer Politik, die bürokratische Hürden abbaut, eine echte Willkommenskultur fördert und Zuwanderung als Chance begreift. Wir hoffen, dass die Zuwanderung nicht behindert, sondern wertgeschätzt wird – denn sie sichert den dringend benötigten Arbeitskräftepool, sei es im Bereich hochqualifizierter Fachkräfte oder in Sektoren, in denen vor allem Engagement gefragt ist.

Angesichts globaler Entwicklungen liegt in einer offenen Migrationspolitik der Schlüssel, um im internationalen Wettbewerb um Fach- und Arbeitskräfte einen entscheidenden Vorteil zu erlangen. Es liegt an uns, diese Chance konsequent zu nutzen.

SAATKORN: Herzlichen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Workeer!

 

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Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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