Wieviel Relevanz hat Weiterbildung für Employer Branding?

Das Thema Weiterbildung hat eine hohe Relevanz für Employer Branding. Davon ist Richard Jager, Vorsitzender der Randstad Gruppe Deutschland, überzeugt. Ich hatte Gelegenheit, zum Thema „Weiterbildung im Unternehmen – die neuen Herausforderungen des digitalen Lernens“ zu sprechen. Auf geht’s: 

saatkorn.: Bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Ich bin CEO von Randstad Deutschland. Nach meinem Studium der Wirtschaft habe ich 1995 meine berufliche Laufbahn in der niederländischen Holding des Unternehmens begonnen. Seitdem habe ich viele spannende Stationen durchlaufen. Mein großes Interesse an HR- und Talent-Themen ist geblieben – und gerade die Entwicklung von Talenten liegt mir am Herzen, und hier ist das Thema Lernen ein Erfolgskriterium.

saatkorn.: Inwiefern ist für Randstad das Thema Lernen so relevant?
Lebenslanges Lernen ist zur geflügelten Antwort geworden auf die Digitalisierung und den Qualifizierungsdruck, den sie in der heutigen Arbeitswelt verursacht. Diesen Druck spüren Arbeitnehmer wie Arbeitgeber. Wie erhalte ich als Arbeitnehmer meine Beschäftigungsfähigkeit wenn die Halbwertszeit von Wissen immer weiter schwindet? Wie hole ich als Arbeitgeber die begehrten Fachkräfte in mein Unternehmen und halte sie dort langfristig? Wer diese drängenden Fragen für sich beantworten will, kommt an Qualifizierung nicht vorbei. Unsere Studien zeigen: Der Wert der Weiterbildung für die Arbeitgebermarke ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Besonders für junge Bewerber spielen Qualifizierungsangebote eine immer wichtigere Rolle bei der Arbeitgeberwahl. Wie können Unternehmen diese Talente abholen und auf dem beruflichen Weg begleiten? Indem sie ihnen eine Perspektive bieten, durch die Möglichkeit zu lernen.

In der Personaldienstleistung spielt Lernen eine besondere Rolle. Weiterbildung ermöglicht es uns, auch Bewerber in Arbeit zu bringen, die mit eingeschränktem oder nicht mehr ganz aktuellem Fachwissen zu uns kommen. Doch auch Experten und Führungskräfte auf dem Weg ins obere Managementlevel müssen offen für neue Inhalte bleiben, um den hohen Anforderungen an fachlicher und strategischer Kompetenz gerecht zu werden, die Führungspositionen erfordern. Ein digitales und mobiles Qualifizierungsprogramm, das vom Gabelstaplerschein bis hin zu Soft-Skills alle wichtigen Wissensbereiche des modernen Berufslebens abdeckt, ist heute essenziell. Bei Randstad widmen wir uns dieser Herausforderung in einem eigenen Unternehmensbereich, der Randstad Akademie.

saatkorn.: Insgesamt können wir ja in unserer Wissensgesellschaft davon ausgehen, dass lebenslanges Lernen nahezu jeden Arbeitnehmer betrifft. Aber hat die Digitalisierung die Art und Weise, wie wir lernen, verändert?
Die Art und Weise, wie wir uns in der digitalen Wissenswelt bewegen, wie wir uns alltäglich neues Wissen aneignen, verändert unser Lernverhalten. Es geht nicht nur darum, wie geschickt man mit Google umgehen kann, sondern darum, wie die Digitalisierung unsere Lernkultur beeinflusst und was für Chancen sich daraus ergeben. Wissen wird zusehends interaktiver und mobile verfügbar, unsere Art zu lernen auch. Wenn uns etwas dabei hilft, den digitalen Wandel der Arbeitswelt zu meistern, dann diese Flexibilität unseres eigenen Lernverhaltens.

saatkorn.: Insofern müsste man ja eigentlich neu lernen zu lernen, oder?
Genau. Nehmen Sie beispielsweise Soft-Skills oder interkulturelle Kompetenzen. Ob diese informellen Fähigkeiten zu Recht einen immer wichtigeren Stellenwert in unserer Berufswelt einnehmen, hängt davon ab, inwiefern wir unsere Offenheit und Flexibilität als zentrale Lernkompetenz erkennen und erhalten. Diese elementare Fertigkeit, an neue Inhalte offen heranzugehen oder sie überhaupt erst auf vielleicht unkonventionelle Weise zu entwickeln, wird von Beginn unserer Lernlaufbahn an geformt. Später, im Beruf, wenn unser Lernen häufig genug von externen Faktoren beeinträchtigt wird, etwa durch mangelnde Zeit, hängt unser Fortschritt entscheidend davon ab, neue Wege des Lernens zu finden und diese konsequent zu verfolgen. Die Förderung dieser Fertigkeit, das Lernen immer wieder neu zu erlernen, ist eine Aufgabe für alle, die an Bildung beteiligt sind.

saatkorn.: Welche Ratschläge gibt Randstad zum Thema Lernen lernen?
Mit dem Leitspruch „Lernen lernen“ wollen wir die zentrale Herausforderung unseres digitalen Zeitalters verdeutlichen: Das Wissen, das uns erlaubt, langfristig produktiv zu arbeiten, muss erweiterbar sein. Das heißt konkret, dass wir unser Lernverhalten immer wieder neu hinterfragen müssen, um anpassungsfähig zu bleiben. Zukunftsfähiges Lernen im Unternehmen funktioniert auf Dauer nur gemeinsam. Arbeitgeber sind für die passende Infrastruktur verantwortlich, Arbeitnehmer geben  mit ihrem Engagement wichtige Impulse für die unternehmenseigenen Lernkultur. Insofern ist mein Rat an beide Seiten: Lernen Sie voneinander miteinander.

saatkorn.: Wo kann man das Whitepaper downloaden?
Unser aktuelles Whitepaper zum Thema „Lernen lernen“ kann man auf unserer Website hier downloaden. Dort finden Ihre Leser ebenfalls mehr Informationen zu Weiterbildung und Qualifizierung bei Randstad.

saatkorn.: Herr Jager, vielen Dank für das Interview. 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

Ein Gedanke zu „Wieviel Relevanz hat Weiterbildung für Employer Branding?

  • 7. November 2019 um 15:10
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    Vielen Dank für den interessanten Beitrag!
    Jede Weiterbildung ist wertlos, wenn dabei nichts umgesetzt wird. Zu viele Weiterbildungen basieren auf theoretischen Modellen, während das Praxistraining auf der Strecke bleibt. Mein Motto lautet: Wissen alleine genügt nicht. Es tun!

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