Outplacement: so geht’s richtig!

Outplacement – ein Thema, was in diesen schwierigen Zeiten in vielen Organisationen eine große Rolle spielt. Doch wie geht man damit richtig um und was bedeutet Outplacement eigentlich für die betroffenen Mitarbeiter*innen? – Ich hatte Gelegenheit, dazu mit Michael Schuster, Geschäftsführer von Mühlenhoff by Randstad RiseSmart zu sprechen. Auf geht’s: 

SAATKORN: Bitte stellen Sie sich den SAATKORN Leser*innen doch kurz vor.

Michael Schuster: Mein Name ist Michael Schuster und ich bin Geschäftsführer des Talent Mobility- und Outplacement-Dienstleisters Mühlenhoff by Randstad RiseSmart. Meine Leidenschaft für Menschen und herausfordernde Projekte brachten mich vor mehr als 10 Jahren in den Beratungsbereich Talent Mobility und Outplacement – und ist bis heute geblieben.

SAATKORN: Was genau macht Mühlenhoff by Randstad RiseSmart?

Michael Schuster: Mühlenhoff by Randstad RiseSmart ist aus dem Zusammenschluss der deutschen Outplacement-Beratung Mühlenhoff + Partner und dem globalen Player Randstad RiseSmart entstanden. In der Welt von heute spielen Geschwindigkeit, neue Technologien und die Veränderungsfähigkeit von Menschen und Organisationen eine entscheidende Rolle. Wir helfen Menschen und Organisationen dabei, diese Dynamik innerhalb eines Unternehmens zu fördern und zum Vorteil für die Organisation und den einzelnen Mitarbeiter zu nutzen. Dabei setzen wir auf nachhaltige Konzepte, die von zukunftsorientierten Career Development Ansätzen über individuell angepasste Redeployment Maßnahmen bis hin zu sozialen und fairen Lösungen für den Personalumbau und -abbau reichen. Unser Ansatz basiert auf einer einzigartigen Kombination aus Tech & Touch, also einer persönlichen Beratung unterstützt durch modernste Technologie.

SAATKORN: Was sind gerade jetzt – während der Corona-Krise – die größten Herausforderungen bei den Kunden von Mühlenhoff by Randstad RiseSmart?

Michael Schuster: Krisenzeiten sind häufig Beschleuniger für Veränderungsprozesse. Die Anforderungen, die der Markt an Unternehmen richtet, wandeln sich rapide und teils fundamental. Das fordert und überfordert Unternehmen und ihre Mitarbeiter immer häufiger. So agieren auch etablierte Manager und Führungskräfte oft verunsichert und müssen Situationen meistern, mit denen sie sich persönlich nicht wohlfühlen und in denen sie situativ unerfahren sind.

Trennungen lassen sich gerade in schwierigen Zeiten wie der aktuellen Wirtschaftskrise nicht immer vermeiden und sind eine Lösung, um den Erhalt eines Unternehmens kurzfristig zu sichern. Aktuell befinden sich viele Branchen zudem in einem strukturellen Wandel, z. B. die Automobil- und Zulieferindustrie sowie der stationäre Handel. So gibt es in vielen Bereichen einerseits personelle Überhänge, andererseits immense Personalbedarfe. Hier geht es darum, einen ganzheitlichen Ansatz für den Personalumbau zu entwickeln, der geprägt ist von Qualifizierungsszenarien und der Transformation nicht mehr benötigter Jobprofile in neue und zukunftsfähige Rollen. Von diesem Wandel profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen.

SAATKORN: Haben Sie zum Thema Outplacement gute Handlungsempfehlungen für HR-Abteilungen? Worauf sollte man achten, was sollte man vermeiden?

Vorab muss man vielleicht noch sagen, dass HR-Abteilungen hier häufig in eine Verantwortung gedrängt werden, der sie gar nicht gerecht werden können. Was meine ich damit? Personalabbau, die entsprechende Kommunikation und das Führen etwaiger Trennungsgespräche sind Aufgabe des Managements bzw. der Führungskräfte. Die Wahrnehmung dieser Verantwortung ist ein elementarer Teil einer positiven Trennungskultur und eines fairen Trennungsprozesses.

Arbeitsplatzabbau stellt nicht nur für die direkt Betroffenen einen tiefen Einschnitt dar. In der gesamten Belegschaft entsteht schnell Unsicherheit oder gar Angst und Unmut. Die Herausforderung für HR-Abteilungen liegt also vielmehr darin, ein unterstützendes Arbeitsumfeld im Unternehmen aufrechtzuerhalten. Es ist entscheidend, die Trennung als Maßnahme zu verstehen und zu gestalten, die das gesamte Unternehmen betrifft.

SAATKORN: Richtig Abschied nehmen ist meiner Meinung nach in den heutigen Zeiten von Arbeitgeber-Bewertungsportalen und der Tatsache, dass man sich ja immer (mindestens) zweimal im Leben sieht, äußerst wichtig. Worauf müssen Personaler*innen hier besonders achten?

Trennungen treffen die Mitarbeiter besonders schwer, die das Unternehmen nicht freiwillig verlassen. Häufig geht es nicht nur um finanzielle Sorgen. Diese Situation wirft oft auch existenzielle Fragen nach der eigenen Identität und der Erfüllung im Beruf auf. Daher ist es eine wichtige Aufgabe Verantwortung zu übernehmen und im Trennungsprozess authentisch aufzutreten. Es geht darum die Trennung verantwortungsvoll zu gestalten und trotz aller gebotenen Professionalität den Menschen im Fokus zu sehen. Dazu gehört auch, den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, ihre Karriere wieder neu auszurichten. Das ist leichter möglich, wenn man sensibel agiert und persönliche unnötige Verletzungen im Trennungsprozess vermeidet. Hier helfen vorbereitende Trainings für das Führen dieser Personalgespräche, wie Peer-Coachings oder Reflexionsrunden, in denen Erfahrungen offen ausgetauscht werden können und es Raum für Emotionen gibt. Aus meiner Sicht ist es zielführend, die Rolle des Betroffenen einzunehmen und sich in seine Situation hineinzuversetzen.

SAATKORN: Sie setzen dabei vor allem auf ein virtuelles Outplacement. Schafft das bei dem emotionalen Thema der Trennung nicht zusätzliche Distanz?

Ganz im Gegenteil: Wir nutzen die technologischen Möglichkeiten, um unsere Kunden ganz persönlich und individuell zu betreuen – und schaffen damit sogar eine größere Nähe. Im Beratungsgespräch via Video-Call gewähren unsere Kunden Einblicke in ihr Privatleben. Es ergeben sich durchaus häufiger Situationen, in denen unsere Berater mehr über den Menschen erfahren, den sie begleiten, weil sie ihn in seinem gewohnten Umfeld erleben. Zudem sind wir alle es mittlerweile gewohnt via Facetime, Skype oder Zoom miteinander zu kommunizieren. Die eins zu eins Video-Kommunikation lässt zu, dass die Gesprächsteilnehmer emotional offener werden und schneller Vertrauen fassen. Natürlich braucht es dazu einen erfahrenen und methodisch exzellent ausgebildeten Berater, der dieses Setting kennt und über die Instrumente verfügt, situativ angemessen zu agieren. Insgesamt ist es uns möglich, besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen, da wir den Berater nicht nach räumlicher Nähe, sondern nach individuell bester Passung auswählen können.

SAATKORN: Die größte Herausforderung ist es vermutlich, einerseits Outplacement zu betreiben und andererseits Mitarbeiterbindung. Denn gerade jetzt und vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist es ja für Arbeitgeber äußerst relevant, die Leistungsträger*innen zu halten. Was raten Sie Ihren Kunden in diesem Kontext?

Wenn Unternehmen mittels Outplacement Verantwortung für ausscheidende Mitarbeiter übernehmen, wird das von den verbleibenden Mitarbeitern als positiv wahrgenommen. In Verbindung mit einem insgesamt wertschätzenden Trennungsprozess und angemessener begleitender Kommunikation kann hier ein wichtiger Grundstein für nachhaltige Identifikation und Retention gelegt werden. Das Trennungsmanagement wird so zu einem wichtigen Aspekt der eigenen Positionierung als Arbeitgeber und somit ein wichtiger Faktor des Employer Brandings. Outplacement sollte dabei nicht als isolierte und anlassbezogene Restrukturierungsmaßnahme gesehen werden, stattdessen sollten Unternehmen es schaffen, einen Ansatz von interner Mobilität zu erzeugen und zu fördern. Es muss selbstverständlich sein, dass sich Menschen innerhalb des Unternehmens weiterentwickeln und ihre Rollen wechseln. Unternehmen fördern dies mit kreativen Redeployment-Konzepten. Sie nutzen die Möglichkeiten, frühzeitig personelle Veränderungen zu steuern.Wenn dies der Fall ist, dann steigt in der Organisation auch die Akzeptanz für die notwendigen Personalabbaumaßnahmen.

SAATKORN: Was sind aus Ihrer Sicht mittelfristig die größten Herausforderungen für HR-Abteilungen?

Um sich zukunftsfähig aufzustellen, stehen Unternehmen zunehmend vor der Herausforderung, sich an Rahmenbedingungen anzupassen die sich immer schneller verändern. Mit dieser Geschwindigkeit können Restrukturierungsmaßnahmen nicht mehr ansatzweise Schritt halten. Hier ist definitiv ein Umdenken gefragt. In Zukunft geht es darum, eine neue Art von interner Mobilität entstehen zu lassen, die es Unternehmen ermöglicht, sich viel schneller auf die neuen Anforderungen ihres Marktes anzupassen. Ein wichtiger Schlüssel hierzu ist es, Mitarbeiter dazu zu befähigen, Verantwortung für die eigene Karriere zu übernehmen und diese Verantwortung im Unternehmen wirksam zu machen. Wir bei Mühlenhoff by Randstad RiseSmart arbeiten gemeinsam mit Unternehmen daran, diese Lücke zu schließen, um so die interne Mobilität innerhalb der Organisationen zu fördern, Veränderungsbereitschaft bei Mitarbeitern zu erzeugen, Transparenz zu schaffen und die Unternehmen zu befähigen, die benötigten Veränderungen anzugehen. Ich persönlich halte diese Herausforderung für eine der spannendsten und bedeutendsten Aufgaben in der Unternehmenswelt von heute.

SAATKORN: Herr Schuster, ganz herzlichen Dank für diese Einblicke in das Thema Outplacement!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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