Die CANNABIS Branche sucht Personal

Die CANNABIS Branche sucht Personal

Es gibt so Branchen, die hat man ja gar nicht auf dem Schirm. Für mich gehört die Cannabis-Branche dazu. Ein Markt, der gewaltiges Potenzial hat. Aber auch hier droht Wachstumsverlangsamung durch Fachkräftemangel. Was die besonderen Herausforderungen sind und wie man diesen begegnet beschreibt Founder Benedikt Sons heute auf SAATKORN. Auf geht’s: 

Benedikt Sons

SAATKORN: Bitte stelle Dich den SAATKORN Leser:innen doch kurz vor.

Ich heiße Benedikt Sons. Gemeinsam mit meinem Bruder Jakob habe ich das Unternehmen Cansativa 2017 gegründet. Seither vertreiben wir medizinisches Cannabis an Apotheken in ganz Deutschland und sind die führende Plattform für Medizinalcannabis. Darüber hinaus sind wir das einzige Unternehmen, das Cannabis aus deutschem Anbau im Auftrag des Staates vertreiben darf.

Medizinisches Cannabis im Fokus

SAATKORN: Wir sprechen heute über den Fachkräftemangel in der Cannabis-Branche. Um vorschnellen Rückschlüssen vorzubeugen – beschreibe doch bitte mal Eure Branche.

Der Cannabismarkt in Deutschland ist heute primär ein Markt für medizinisches Cannabis. Seit 2017 kann Cannabis als Medizin in Deutschland eingesetzt werden. Von seinerzeit wenigen Lieferanten und einer Handvoll Produkten hat sich ein ganzes Ökosystem entwickelt: Eine Vielzahl an Lieferanten aus aller Welt sind in dem Markt aktiv, weit über hundert unterschiedliche Cannabispräparate werden aktuell vertrieben und eine eigene Dienstleistungsindustrie hat sich entwickelt.

Die Wertschöpfungskette beginnt bei der Herstellung des Produkts, also dem Anbau, gefolgt von dem Import aus dem Ausland (wenn nicht aus Deutschland bezogen wird), der Lagerung, der Um- und Verpackung sowie dem Versand an die Apotheken. Mit Ausnahme des Anbaus übernehmen wir als Cansativa alle diese Schritte. Seit 2020 sind wir exklusiver Vertriebspartner des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Dieses befähigt uns als Einziger im Markt, Cannabis aus deutschem Anbau zu vertreiben.

Durch Legalisierung > als 150.000 Jobs in Kanada

SAATKORN: Wie siehst Du die mittelfristige Entwicklung der Cannabis-Branche in Deutschland?

Wenn es um den legalen Markt für Genuss-Cannabis in Deutschland geht, dann ist die Entwicklung zunächst davon abhängig, ob eine Legalisierung kommt, in welchem Umfang und Zeitrahmen diese stattfindet. Wir wollen schließlich nicht zu viel orakeln.

Aber wenn wir mal davon ausgehen, dass die deutsche Legalisierung ähnlich ablaufen wird wie z.B. die in Kanada, dann kann man wenigstens feststellen, dass dort in drei Jahren etwa 43,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet wurden und 150,000 Jobs entstanden sind — das Marktpotenzial einer Cannabislegalisierung ist also beachtlich.

Innovatives Denken gefragt

SAATKORN: Was sind in der Cannabis-Branche die größten Herausforderungen, welche Rolle nimmt dabei das Thema Recruiting ein?

Die größte Herausforderung bleibt Talente für eine Industrie zu gewinnen, die häufig noch stigmatisiert wird. Es gibt wenig bis keine erfahrenen Kandidaten auf diesem Gebiet – dieses muss von allen erst erlernt bzw. selbst geschrieben werden. Natürlich braucht man die klassischen Berufsfelder wie Produkt, Marketing, Operations, Sales usw. – allerdings muss man hier mit Menschen arbeiten, die innovativ und berufsübergreifend denken können. Menschen, die gewillt sind, etwas vollkommen Neues zu schaffen.

Hohe Anforderungen an Mitarbeiter:innen

SAATKORN: Welche Skills und Fähigkeiten braucht die deutsche Cannabis-Branche eigentlich?

Ganz grundlegend im Bereich Medizinalcannabis: Wir arbeiten mit einem Betäubungsmittel und es ist, jedenfalls in unserem Fall, ein Import-, Verarbeitungs- und Vertriebsgeschäft. Das bedeutet, dass Seriosität, Vertrauenswürdigkeit und eine große Verantwortungsbereitschaft zwingend nötig sind. Für die Bereiche vom Import bis hin zum Vertrieb braucht es Organisationstalent, Teamfähigkeit, Genauigkeit und auch ein gutes Händchen für Netzwerke und ihre Pflege.

Im Hinblick auf einen legalisierten Markt für Genusscannabis beschreiten wir als Branche ganz neue Wege. Es wird ein Markt entstehen, den es in Deutschland so noch nie gegeben hat. Da setzen wir unter anderem auf die Innovationskraft der Start-up-Welt. Es gibt eine Menge Fragen zu beantworten: z.B. wenn Online-Handel mit Cannabis erlaubt wird — wie setzen wir den um, wie gewährleisten wir dabei Aufklärung und Jugendschutz? Wie und in welchem Umfang darf Cannabis beworben werden? Worauf müssen Cannabis-Anbieter achten? All das braucht kreative, innovative und kluge Köpfe.

Neue Berufsbilder in der Cannabis-Branche

SAATKORN: Entstehen da gerade neue Berufsbilder?

Im medizinischen Bereich ist das auch schon passiert: Medical Cannabis Trimmer, Cultivation Supervisor, Cannabis Laboratory Technician — diese neuen Berufe gibt es schon, und das sind nur wenige Beispiele.

Wenn wir nochmal einen Blick über den Atlantik werfen: In Kalifornien etwa haben sich durch den legalisierten Genussmarkt neue Berufe wie Budtender oder Cannaisseur etabliert. Ein Budtender ist die Person hinter der Theke in einer Cannabis-Dispensary (Abgabestelle) , ein Cannaisseur ist, Überraschung, ein Connaisseur — eben nur mit Cannabis.

Quereinsteiger:innen gesucht

SAATKORN: Thema Quereinstieg: Warum sollten etwa Juristen, Kommunikationsprofis, Logistikexperten, Pharma-Referenten oder Unternehmensberater plötzlich Gras verkaufen wollen? Und was bedeutet es eigentlich Cannabis-Quereinsteiger zu sein?

Quereinsteiger spielen eine große Rolle — es geht ja auch nicht anders. Der Cannabismarkt, der Medizinal- wie der Markt für Genusscannabis, der gerade diskutiert wird, ist neu, da gibt es niemanden mit langjähriger Erfahrung. Ich selbst war vorher Unternehmensberater, mein Bruder war als Rechtsanwalt tätig: wir kamen 2017 selbst als Quereinsteiger in die Branche.

Seitdem bewegen wir uns auf einem Feld, in dem es noch wahnsinnig viel zu gestalten und zu entwickeln gibt. Auf dem Cannabismarkt kann man noch enorm viel aufbauen, man kann noch einer der Ersten sein – ein wahrer Pionier. Und wenn man sich überlegt, wie viel Potenzial dieser Markt hat, wie groß er nach einer Legalisierung werden könnte — dann wird es irrsinnig spannend. Das verhält sich für den Genusscannabismarkt genauso wie für den medizinischen Markt. Nur kommt da noch hinzu, dass man als Glied der Versorgungskette für teilweise schwerkranke Patienten, denen Cannabis verschrieben wurde, einen Teil dazu beiträgt, dass ihnen geholfen werden kann. Und das ist natürlich eine zusätzliche Motivation.

Internationales Recruiting

SAATKORN: Welche Rolle spielt bei Euch internationales Recruiting? Und wie wirbt man um Fachleute in Ländern, die seit Jahren über einen legalen Cannabis-Markt verfügen?

Die Bedeutung von internationalem Recruiting ist nicht zu unterschätzen — du hast den Nagel ja schon auf den Kopf getroffen: In Übersee, etwa in Kanada oder in einigen Staaten der USA, gibt es inzwischen eine Menge Leute, die seit Jahren auf einem legalen Cannabis-Markt tätig sein können.

Diese Erfahrung ist natürlich auch wertvoll für uns, auch wenn nicht alles auf den deutschen Markt übertragbar ist, z.B. ist bei uns ja auch die Gesetzeslage oder die Besteuerung ganz anders. Uns geht es eher um Erfahrung und Expertise in betrieblichen Fragen, in Sachen Handel, Abgabe und ähnlichem.

SAATKORN: Benedikt, ganz herzlichen Dank für diese Einblicke in die Cannabis-Branche. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Cansativa!

 

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Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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