TOP JOB 2019 – die besten KMU Arbeitgeber

Letzten Freitag wurden in einem feierlichen Rahmen die TOP JOB Unternehmen ausgezeichnet, nämlich die besten Arbeitgeber aus dem Bereich KMU. Die besten Arbeitgeber 2019 sind laut TOP JOB 2019

An dieser Stelle ganz herzlichen Glückwunsch! Ich hatte als Jurymitglied das Vergnügen, den Abend live mitzuerleben und konnte mit TOP JOB Initiatorin Silke Masurat sprechen. Auf geht’s:

saatkorn.: Frau Masurat, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Seit knapp 20 Jahren beschäftige ich mich mit wachsender Begeisterung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivität und mit Werteorientierung in Unternehmen. Mein Herz schlägt heftig für den Mittelstand – der zumeist sehr werteorientiert agiert. Studiert habe ich Verwaltungswissenschaften und Politik mit dem Schwerpunkt Entwicklungspolitik. Aus dieser Basis erwuchs dann bereits 2005 die Idee die Wertegemeinschaft „ETHICS IN BUSINESS“ zu gründen – sie vereint nachhaltig wirtschaftende Unternehmen.

TOP JOB Mentor Wolfgang Clement, Initiatorin Silke Masurat und Laudator Sigmar Gabriel
TOP JOB Mentor Wolfgang Clement, Initiatorin Silke Masurat und Laudator Sigmar Gabriel

saatkorn.: TOP JOB gibt es bereits seit 2002 – was ist das Herausragende an ihrem Arbeitgebersiegel?
Ganz klar ist das die zugrundeliegende Methodik und Analyse, die wir gemeinsam mit der Universität St. Gallen entwickelt haben und auch jährlich aktualisieren. Schließlich wollen wir mit  TOP JOB die teilnehmenden Unternehmen in die Zukunft führen.

Einerseits macht diese transparente Methodik das Siegel maximal verlässlich, da wir uns die Arbeitgeber umfassend und von mehreren Seiten ansehen. So erwarten wir beispielsweise dass – egal wie groß ein Unternehmen ist – jeder Mitarbeitende die Chance hat, sich zu Wort zu melden, wenn er möchte. Dies scheint für ein Siegel einerseits selbstverständlich, ist es im Realitäts-check aber eben nicht.

Andererseits erfahren die teilnehmenden Unternehmen enorm viel über sich als Arbeitgeber und darüber, was sie tun können, um besser zu werden. Dabei ist TOP JOB auf jene Aspekte fokussiert, die Arbeitgeber wirklich attraktiv machen – und das sind nicht so sehr die Benefits und Management-tools. Wir beurteilen Führung, Vertrauen, Freiraum und internes Unternehmertum, persönliche Perspektiven und alles, was den „Kitt“ ans Unternehmen und eine geschmeidige Zusammenarbeit bedeutsam ist – man kann auch sagen, was eine gesunde Arbeitsplatzkultur ausmacht. Das Besondere ist also, dass TOP JOB weit mehr als ein Siegel ist.

saatkorn.: Der Fokus liegt ja bei mittelständischen Unternehmen. Was ist für Sie Mittelstand und warum dieser Fokus?
Auch wenn wir durchaus auch sehr große Unternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern begleiten, liegt unser Fokus auf dem Mittelstand. Den Mittelstand definiere ich weniger an den Umsatz- oder Mitarbeiterzahlen, sondern vielmehr an der gelebten und gewünschten Kultur.

Warum Mittelstand? Meine Mission und die des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität ist es, die Arbeitswelt gesünder und gesellschaftsverträglicher zu gestalten. Der zumeist sehr werteorientierte Mittelstand ist hier schon bemerkenswert gut unterwegs – und das möchte ich weiter fördern und unterstützen. Unsere Methodik ist daher darauf zugeschnitten.

Die TOP JOB Gewinner 2019
Die TOP JOB Gewinner 2019

saatkorn.: Wie läuft der Analyseprozess bei TOP JOB? Wie wird man zu einem der besten KMU-Arbeitgeber?
Auch wenn ich von einer umfassenden Analyse spreche, so ist sie in der Anwendung überraschend schlank. Wir erfassen über einen standardisierten Erfassungsbogen das Angebot an personalpolitischen Instrumenten und Angeboten. Das ist eine einmalige Managementauskunft, bei der wir keine wohlformulierten Marketingtexte oder Broschüren erhalten möchten, sondern Fakten abfragen. Das ist in kürzester Zeit erledigt. So sehen die Teilnehmer, wie ihr Angebot aussieht im Vergleich zu den Spitzenarbeitgebern, die das TOP JOB-Siegel erhalten haben und wo der Trend hingeht.

Die zweite Säule ist eine Mitarbeiterbefragung, die in 12 Minuten  erledigt ist, obwohl wir ca. 200 Fragen stellen. Diese werden den Mitarbeitenden durch ein Zufallsprinzip zugespielt. Es ist für jeden Einzelnen also schnell gemacht und dennoch sind die Ergebnisse umfassend und repräsentativ.

Ein TOP JOB-Arbeitgeber wird man dann, wenn vor allem die Mitarbeiterbefragung positiv ausfällt – viele Maßnahmen allein punkten noch nicht. Ausgewertet wird immer innerhalb einer Größenklasse, denn die Anforderungen und Möglichkeiten sind je nach Unternehmensgröße ganz unterschiedlich.

saatkorn.: Und wer sind in diesem Jahr die Gewinnterunternehmen bei TOP JOB?

Die Unternehmensvielfalt ist riesig – wir haben mit arvenio Marketing ein wirklich kleines Unternehmen, das es spontan auf den ersten Platz und somit zum Titel Arbeitgeber des Jahres geschafft hat und mit Kikxxl einen sehr großen Kommunikationsdienstleister, der in beeindruckender Weise zum wiederholten Male zeigt, dass man auch in Branchen schlechten Rufs ein erfolgreiches Leuchturmdasein führen kann. Mit der maihiro GmbH und der Conet Group haben wir zwei IT-Unternehmen unter den Arbeitgebern des Jahres, die auf sehr unprätentiöse Art und Weise eine erstklassige Arbeitswelt bieten – sie sind einfach unglaublich konsistent und konsequent in ihrem Tun.

Generell decken wir mit der TOP JOB-Auszeichnung in diesem Jahr wieder alle Größen und Branchen ab – von einem eher unbekannten Kleinunternehmen wie der Geodata GmbH über J. Friedrich Storz Verkehrswegebau GmbH mit ca. 800 Mitarbeitern  bis hin zur Siemenstochter Siemens Industry Software GmbH mit fast 2.000 Mitabreitern.

saatkorn.: Basierend auf 17 Jahren TOP JOB Erfahrung: was sind aus Ihrer Sicht Handlungsempfehlungen für mittelständische Personalabteilungen?
Besonders am Herzen liegt mir der Rat, sich nicht von vermeintlichen Trends und Marktansprüchen vor sich hertreiben zu lassen, und allein im Angebot „aufzurüsten“. Die Erfahrung zeigt, dass die besten Angebote ins Leere laufen, wenn die Substanz fehlt. Zurzeit gilt dies sehr stark für die Neue Arbeitswelt. Da wollen und müssen früher oder später alle hin kommen, denn sie sind die Erfolgsmodelle der Zukunft.  Aber sie sind nur dann Erfolgreich, wenn die Vertrauenskultur das auch hergibt, wenn die Führung sehr inspirierend ausgeprägt ist und wenn die Mitarbeitenden die nötige Selbstkompetenz haben, in diesen Arbeitsformen zu agieren. Ein Fokus auf die Kernthemen wie Führung, Freiraum, Kommunikation  – die kulturelle Reife macht Arbeitgeber erfolgreich – heute und in Zukunft.

saatkorn.: Wie hat sich im Laufe der Jahre die Relevanz des Themas Arbeitgeberattraktivität entwickelt? – Ist spürbar, dass das Thema wichtiger wird?
Ich bin auf dem Thema schon seit fast zwei Jahrzehnten unterwegs – zu Beginn fragten mich alle, was zum Himmel ein Arbeitgebersiegel sei und solle. Auch arbeiteten wir zu Beginn fast ausschließlich mit Unternehmen, die sich ihrer Güte sicher waren und das Siegel „gewinnen“ wollten. Inzwischen hat sich das sehr gewandelt. Arbeitgeberattraktivität hat Einzug in die Unternehmensstrategien gehalten. Wir arbeiten inzwischen zu einem hohen Prozentsatz auch mit Unternehmen, die sich mithilfe unserer Methodik zu einem Arbeitgeber erster Wahl entwickeln möchten.

saatkorn.: Liebe Frau Masurat, vielen Dank für das Interview. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit TOP JOB!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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