Talentcube: Bewerbung per Smartphone

Talentcube verfolgt die Idee, Bewerbungen über das Smartphone salonfähig zu machen. Eigentlich erstaunlich, dass sich im Jahr 2016 das Bewerben über das Smartphone noch nicht durchgesetzt hat. Könnte man sagen. Andererseits hatten wir vor wenigen Jahren noch die Diskussion, ob Papierbewerbungen tatsächlich von digitalen Bewerbungen abgelöst werden. 😉 Ich hatte das Vergnügen, mit Sebastian Hust von Talentcube sprechen zu dürfen. Auf geht’s: 

Talentcube: Bewerbung per Smartphone

saatkorn.: Sebastian, bitte stell Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Ich bin Sebastian Hust und zusammen mit meinen Mitgründern Hendrik Seiler und Sebastian Niewöhner habe ich im September 2015 Talentcube, die erste professionelle Videobewerbungsplattform, auf den Markt gebracht. Wir drei haben uns 2008 während des Studiums der Wirtschaftsinformatik in Stuttgart kennengelernt. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, die bis heute anhält. Nachdem wir zuvor in unterschiedlichen deutschen Großunternehmen gearbeitet bzw. aufbauende Studiengänge absolviert haben, setzen wir uns seit Januar 2014 intensiv mit dem Thema Mobile Recruiting, insbesondere innerhalb der Generation Y, auseinander. Mit der Vision, jungen Menschen eine schlanke Bewerbung über das Smartphone zu ermöglichen, die sich auf das Wesentliche fokussiert, haben wir dann Talentcube entwickelt und das Ergebnis lässt uns mehr als stolz sein.
saatkorn.: Was ist Talentcube? Wie ist die Idee dazu entstanden?
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Talentcube ist ein innovatives Bewerbungsverfahren, das zum ersten Mal eine professionelle und aussagekräftige Bewerbung über das Smartphone ermöglicht. Zentraler Bestandteil ist hierbei ein kurzes Interview, in dem der Bewerber spontan  drei  jobrelevante Fragen beantwortet und sich währenddessen mit der Frontkamera seines Smartphones filmt. Für die Antwort hat der Nutzer pro Frage maximal 30 Sekunden Zeit (+30 Sekunden Vorbereitung). Somit steht bei Talentcube die Persönlichkeit des Bewerbers im Mittelpunkt und nicht nur die reinen harten Fakten. Damit letztere aber nicht zu kurz kommen, beinhaltet eine Talentcube-Bewerbung zusätzlich den Lebenslauf des Bewerbers, der beispielsweise automatisch aus XING oder LinkedIn importiert werden kann. Auf diese Weise erhält das Unternehmen ein vollständiges Bild des Bewerbers, wie es kein Anschreiben vermitteln kann. Gleichzeitig durchläuft der Bewerber in maximal 5 Minuten den kompletten Bewerbungsprozess mit nichts weiter als seinem Smartphone. Die wissenschaftliche Grundlage zur Idee war eine internationale Untersuchung des Bewerbungsverhaltens aktueller Jobsuchender in der Masterarbeit von Sebastian Niewöhner. Die Ergebnisse sprachen eine klare Sprache und deckten sich mit allen anderen Studien, die wir zu dem Thema fanden: 2 von 3 Jobsuchende in Deutschland verwenden bereits heute ihr Smartphone zur Jobsuche und bei Menschen unter 25 Jahren sind es sogar noch weit mehr. Diese Leute wollen ihren Traumjob nicht nur “smart” finden, sondern sich auch  genauso bewerben. Was bisher gefehlt hat ist das Tool, das eine Smartphone-Bewerbung professionell umsetzt. Genau hier kommt Talentcube ins Spiel. Nach zahlreichen eigenen Untersuchungen, Interviews, Feldstudien und Umfragen stand dann das Grundgerüst für die Video-Bewerbung per Smartphone.
saatkorn.: Was haben User von Talentcube?
Für Bewerber, die ja die User unserer App sind, ist Talentcube die digitale Bewerbungsmappe für die Hosentasche. In der App sind alle notwendigen Unterlagen, die für einen persönlichen Ersteindruck wichtig sind, zentral im Bewerberprofil gespeichert. Das bedeutet, um mich für unterschiedliche Stellen zu bewerben muss ich nicht mehr tausendfach meine Dokumente neu hochladen, sondern lediglich die drei Fragen des Unternehmens beantworten. So hat jeder Bewerber in nicht einmal 5 Minuten eine vollumfängliche Bewerbung erstellt und abgeschickt. Der Status der eingereichten Bewerbungen kann jederzeit in der App eingesehen werden.
Wir haben Talentcube so konzipiert, dass ich mich als Bewerber auf JEDEN JOB bewerben und dabei in den Videos mit Persönlichkeit überzeugen kann. Nach unseren bisherigen Erfahrungen lässt sich sogar sagen, dass eine Bewerbung, die per Talentcube verschickt wird, einen weitaus bleibenderen Eindruck beim Personaler hinterlässt, als eine schriftliche. Dies wirkt sich wiederum chancensteigernd auf die Einladung zum Vorstellungsgespräch aus.
Die App ist übrigens kostenlos im AppStore und ab Februar auch im Google Play Store erhältlich.
saatkorn.: Wo liegen die Vorteile für Unternehmen?
Mit Talentcube kann ich als Unternehmen meinen Bewerbern standardmäßig und plattformübergreifend (sprich: auch auf externen Jobportalen!!!) einen mobilen Bewerbungskanal anbieten, was sich positiv auf das Arbeitgeber-Image auswirkt. Das gilt insbesondere, wenn eine junge Bewerberzielgruppe angesprochen werden soll.
In unseren anfänglichen Untersuchungen und Interviews stellten wir zudem fest, dass es eines der größten Probleme für Personaler ist, dass klassische Bewerbungsunterlagen nur sehr selten die Persönlichkeit des Kandidaten widerspiegeln – obwohl Persönlichkeit meist genauso wichtig ist wie Fachqualifikation. Allein deshalb werden viele Vorstellungsgespräche und Telefonate mit den falschen Kandidaten geführt. Wenn ich Talentcube als Bewerbungskanal in meinem Unternehmen anbiete, dann definiere ich selbst, welche 3 Fragen ein Bewerber beantworten soll. Auf dieser Grundlage kann ich mir ein deutlich komplexeren Ersteindruck von jedem Bewerber machen und mir genau überlegen, wem ich meine kostbare Zeit widmen möchte. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber einem klassischen Anschreiben, bei dem ich noch nicht einmal die Gewissheit habe, dass es vom Bewerber selbst verfasst wurde. Über die Video-Bewerbung erfahre ich stattdessen Dinge, die ich sonst erst Wochen später im Vorstellungsgespräch herausgefunden hätte. Erste Ergebnisse zeigen, dass hier bis zu 50 % Rekrutierungsaufwand eingespart werden kann.
Das Geniale bei Talentcube liegt in der Einfachheit. Eine Anmeldung genügt und ich kann mir in minutenschnelle den mobilen Bewerbungsstandard einrichten, ohne meine bestehende Systemlandschaft anfassen zu müssen.
Wer wissen möchte, wie das in der Praxis funktioniert, kann direkt die erste Stelle HIER kostenlos registrieren. 
saatkorn.: Eine zentrale Herausforderung ist möglicherweise das oft noch recht altmodische Denken in den HR Abteilungen, verbunden mit den oft vorhandenen Kapazitätsengpässen in HR Abteilungen. Erlebt Ihr das auch so, oder wird Talentcube uneingeschränkt positiv angenommen?
Natürlich haben wir altmodische Personaler kennengelernt, die mit „diesem neuartigen Smartphonegedöns“ nichts anfangen wollen und auch jene, die meinen, überhaupt keine Herausforderungen im Recruiting zu haben. Ich denke aber nicht zuletzt durch die tolle Arbeit vieler Blogger, die immer wieder den Finger in die Wunde legen, um Probleme und Lösungen aufzuzeigen, werden viele HR-Abteilungen in Deutschland immer sensibler und offener für neue Themen.
In unserem konkreten Fall haben wir zum Teil das Gefühl, dass wir offene Türen einrennen. Wundern tut uns das nicht, da gesellschaftliche Trends wie die allgemeine Smartphone Nutzung sowie der Umgang mit Videos in sozialen Medien schlichtweg nicht wegzudiskutieren sind. Die Personaler verstehen immer häufiger, dass ich eine andere Sprache sprechen muss als noch vor 5 Jahren, wenn ich junge Talente erreichen möchte.
Das Thema Kapazitätsengpässe in HR-Abteilungen wiederum spielt uns häufig sogar in die Karten. Durch den Einsatz von Talentcube kann ich mir viel Aufwand (Zeit und Geld) einsparen, einfach weil ich meine Bewerber viel besser und schneller selektieren kann.
saatkorn.: Wo steht Talentcube aktuell, gibt es Kennzahlen?
Mit dem EXIST Gründerstipendium im Rücken begann im zweiten Quartal 2015 die Entwicklungsarbeit, sodass Talentcube schon im September letzten Jahres in den Markt einstieg. Wir wollten keine Zeit verschwenden. Aus einer Handvoll Pilotkunden sind innerhalb der wenigen Monate ca. 80 Unternehmen geworden, die Talentcube als mobilen Bewerbungskanal einsetzen, was ein Beleg für das große Interesse in der HR-Branche ist. Man muss jedoch beachten, dass die App bislang nur iPhone-Nutzern zugänglich war. Durch diesen Umstand gibt es leider noch keine weiteren repräsentativen Statistiken, die wir anführen können. Wir haben aber viel Feedback von Unternehmen wie auch Bewerbern gesammelt und sind deshalb sehr optimistisch, dass jetzt die Grundlage HR-Tool gelegt ist, das sowohl Unternehmen als auch Bewerbern größtmöglichen Mehrwert liefert.
saatkorn.: Welche Ziele habt Ihr Euch für 2016 gesetzt?
2016 wird das Jahr, in dem sich Talentcube immer weiter und nachhaltig etabliert. Den ersten Meilenstein erreichen wir bereits im Februar. Mit dem Go Live unserer Android App wird Talentcube erstmalig einem breiten Publikum zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden wir uns mit weiteren Geschäftsmodellen und Partnerschaften auseinandersetzen. Außerdem wird die Plattform hinter Talentcube kontinuierlich und den Anforderungen des Marktes entsprechend weiterentwickelt. Hierzu sind wir derzeit auf der Suche nach einem Investor, der sich mit Eigenkapital an unserer Firma beteiligt. Interessenten können uns gerne direkt kontaktieren: info@talentcube.de
Wir freuen uns über jede Anfrage.
saatkorn.: Sebastian, vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Talentcube!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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