RECRUITING AUTOMATISIERUNG mit KI

RECRUITING AUTOMATISIERUNG mit KI

Seit Anfang 2024 ist Ingolf Teetz, CEO und Co-Founder von milch & zucker mein Kollege. Seine Vision rund um KI-basierte Recruiting Automatisierung und skillbasiertes Recruiting finde ich extrem spannend. Grund genug, ihm auch einmal hier auf SAATKORN auf den Zahn zu fühlen. Auf geht’s:

SAATKORN: Hallo Ingolf. Stell dich doch bitte kurz den SAATKORN Leser:innen vor.
Gern, ich bin Ingolf, Co-Founder und CEO von milch & zucker. Ich bin seit 25 Jahren im HR-Tech-Umfeld unterwegs. milch & zucker ist größtenteils ein HR-Tech-Unternehmen, das eigene Produkte rund um das Recruiting entwickelt. dazu gehört z.b. unser Bewerbermanagementsystem BeeSite sowie eine ganze Reihe an KI-Produkten wie zum Beispiel der skillmatcher.ai.

Neben meiner Tätigkeit bei milch & zucker bin ich im Board of Directors des HR-Open Standards. Das ist ein Netzwerk, welches sich mit dem Austausch von Daten zwischen HR-Systemen und dem Austausch von Skill-Daten beschäftigt. Außerdem bin ich bei Velocity aktiv. Hier versuchen wir, das Internet of Careers zu gestalten, sprich Blockchain-Technologie im HR-Bereich zu nutzen.

Höhere Effizienz durch Automatisierung

SAATKORN: Derzeit wird ja viel über Automatisierung im Recruiting gesprochen. wie schaust du auf das Thema?

Recruiting Automatisierung bezieht sich auf die Anwendung von Technologie, um den Rekrutierungsprozess zu automatisieren und zu optimieren. Die Zielsetzungen sind dabei durchaus vielfältig: manuelle Aufgaben minimieren, die Effizienz steigern, die Zeit bis zur Einstellung verkürzen und die Qualität der Kandidatenauswahl verbessern.

Durch Recruiting Automatisierung werden wiederkehrende und zeitaufwändige Prozesse, wie das Sichten von Lebensläufen, die Kommunikation mit Talenten und die Terminplanung für Vorstellungsgespräche, vereinfacht oder vollständig automatisiert. Hier kann KI einen sinnvollen Beitrag leisten, um den Menschen zu entlasten. so bleibt den HR Abteilungen mehr Zeit für das, was wirklich wichtig ist, nämlich die Auswahl der bestmöglichen Kandidat:innen.

KI und Recruiting Automatisierung

SAATKORN: Wo du gerade das Thema ansprichst. Ihr beschäftigt euch sehr intensiv damit, welchen Beitrag KI im Recruiting leisten kann. was macht ihr da genau?

Zum einen haben wir seit 2017 ein eigenes 5-köpfiges KI-Team, dass sehr anwendungsorientiert zu KI forscht. Unser Schwerpunkt liegt hier derzeit darauf, wie man KI für skillbasiertes Recruiting nutzen kann. Dafür muss die KL die Essenz einer Stellenanzeige verstehen, sprich welche Kompetenzen werden vom Kandidaten verlangt, um die Anforderungen der Vakanz zu erfüllen. Gleichzeitig muss sie auch erkennen welche Skills ein Talent mitbringt.

Auf dieser Grundlage führt unsere KI dann ein Matching durch und erkennt, welche Talente, die notwendigen Skills mitbringen. Wichtig ist dabei, dass man die KI an der Stelle nur nutzt, um den Recruitingprozess zu vereinfachen, ohne eine automatische Auswahl zu treffen, hier kommen wir sonst mit dem EU-AI-Act in Konflikt.

SAATKORN: Der EU AI-Act sorgt aktuell für ziemliche Verunsicherung. Was rätst du Unternehmen, in Bezug auf die Nutzung von KI im Recruiting?

Die Unternehmen können KI schon nutzen beispielsweise zum Schreiben von Stellenanzeigen oder zur Verschlankung von Prozessen. Sie sollten nur Vorsicht walten lassen, wenn sie KI im Auswahlverfahren anwenden. Da wird es in Zukunft zertifizierte Verfahren geben, sobald der EU AI-Act in nationales Recht umgewandelt ist. An der Stelle würde ich als Unternehmen erstmal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt, um Rechtssicherheit zu haben. Anwendungen im Bereich Recruiting werden als „high risk“ klassifiziert. Das bedeutet, hier gelten in Zukunft besondere Regularien.

Skill-based Matching

SAATKORN: Ich habe verstanden, dass ihr skill-based Matching derzeit in eurer HR-Tech-Landschaft im Einsatz habt. Wie sicher ist das?

Das ist sicher, weil wir zwei unterschiedliche Verfahren für das Skill Matching verwenden. Wir nutzen echte KI für unseren skillmatcher.ai im Front-End, da liegt dann alles in der Hand des Bewerbenden. Im Backend kommt ein regelbasiertes Verfahren mit Entscheidungsbäumen zum Einsatz, das man zur Auswahl von Bewerbenden nutzen kann. Wichtig dabei ist, dass es keine Blackbox ist, sondern dass man nachweisen kann, warum eine Entscheidung für oder gegen ein Talent getroffen wurde. Somit sind beide Anwendungsfälle gesichert und können in Bezug auf den EU AI-Act nach heutigem Kenntnisstand bedenkenlos genutzt werden.

SAATKORN: Ich bin jetzt kein IT-Spezi. Kannst du daher mal so einfach wie möglich erklären, was ihr im Einsatz habt und wie das konkret funktioniert?

Klar – ich erläutere Dir das mal am Beispiel unseres skillmatcher.ai. Das ist eine auf Jobdaten trainierte KI, die wir entwickelt haben. Damit können KI-basiert die Skills, die das Talent angegeben hat, mit den Skills die aus der Stellenanzeige ausgelesen werden, abgeglichen werden.

Bemerkenswert ist dabei, dass die KI natürliche Sprache versteht. Somit kann beispielsweise der Bewerbende seine Kompetenzen in seinem Wording angeben und genauso kann das Unternehmen die Stellenanzeige im eigenen Jargon veröffentlichen. Durch das Natural Language Understanding (NLU) der KI übersetzt sie somit zwischen beiden Parteien. Ich hoffe, das war einfach genug

SAATKORN: Das ist echt interessant – wie macht die KI das denn mit der Übersetzung?

Achtung, jetzt kann ich dir ein bisschen Mathe nicht ersparen. Das macht die KI, in dem sie jedes Wort einem Vektor zuordnet. Der Abstand zwischen zwei Vektoren kann gemessen werden. Sind sich zwei Begriffe ähnlich, dann liegen diese Vektoren nah beieinander und zeigen in dieselbe Richtung. So erkennt die KI, dass sich diese Worte ähnlich sind und etwas nahezu Gleiches meinen (zum Beispiel Ausbildung und Lehre). Ist der Abstand größer oder zeigen die Vektoren in verschiedene Richtungen, dann erkennt die KI die Unterschiedlichkeit (beispielsweise Auszubildender und Berufserfahrener) und um sich das richtig gut vorstellen zu können, diese Vektoren können mehrere hundert Dimensionen haben.

Der skillmatcher.ai im Einsatz

SAATKORN: Ist denn dieser skillmatcher.ai schon irgendwo im Einsatz?

Wir haben das Glück, dass wir unsere KI-Produkte in unserem eigenen Innovation Lab, JobStairs, testen können. Wir haben JobStairs vor über 20 Jahren mal als Jobbörse gegründet, nutzen es aber, um unsere Innovationen mit echten Daten zu testen. Seit Mai 2023 ist der skillmaterch.ai bei 30 unternehmen im Einsatz. Ein DAX-Konzern hat ihn auch schon auf der eigenen Karrierewebsite eingebaut. Und da werden mit Sicherheit noch viele weitere Implementierungen folgen.

Konkret messbare Erfolge durch Recruiting Automatisierung mit KI

SAATKORN: Jetzt frage ich mich: bringt das überhaupt was. Merkt ihr an konkreten Kennzahlen, dass der skillmatcher.ai einen positiven Unterschied macht?

Ja, den positiven Effekt können wir schon anhand von ersten Zahlen nachweisen. So sind die Bewerbenden, die nach dem skill-basierten Matching auf die Stellenanzeigen kommen, um 80% aktiver als diejenigen, die beispielsweise durch eine google-Suche oder eine social Media Kampagne kommen.

Dies bedeutet gleichzeitig auch, dass die Talente wertvoller sind, denn sie bringen die geforderten Kompetenzen mit und sind deutlich aktiver. Außerdem haben wir auch einen positiven Effekt auf die Conversion-Rate, sprich den Klick auf den Bewerben-Button, in Höhe von 22% feststellen können. Das stützt die Theorie, dass die KI insbesondere Zielgruppen zur Bewerbung animiert, die sich tendenziell eher unterschätzen. Das sind insbesondere Frauen oder Personen mit Migrationshintergrund. Somit leistet der skillmatcher.ai auch einen Beitrag für mehr Diversität im Unternehmen.

SAATKORN: Wenn ich mehr darüber erfahren möchte, wie komme ich an weitere Informationen?

Nach dem Relaunch unserer Website in zwei Monaten auf milchundzucker.de. Bis dahin kann man sich bei Interesse gern bei mir melden oder wir sprechen auf dem EMBRACE Festival. Da bin ich dieses Jahr auch wieder am Start.

SAATKORN: Herzlichen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Recruiting Automatisierung!

 

Hier noch 2 Tipps für alle SAATKORN Fans:

Embrace TECH, DATA & PURPOSE to recruit & retain

…das ist das Motto für das diesjährige EMBRACE Festival am 5. und 6. Juni in Berlin. 2 Tage volles Programm rund um Recruiting, Retention & HR-Tech. Alle Infos und Tickets ab sofort auf: https://embrace.family/festival/

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Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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