Erfolgsfaktor Sourcing – Interview mit Robindro Ullah

Erfolgsfaktor Sourcing. So heisst das neue lesenswerte Buch von Robindro Ullah, Michael Witt, Tobias Ortner und Jan Hawliczek. Ich hatte Gelegenheit, dazu und zu anderen spannenden Themen mit Szenegröße Robindro Ullah (weitere Interview mit Robindro findest Du hier und hier) zu sprechen. Auf geht’s:

saatkorn.: Robindro, eigentlich müsste Dich jeder saatkorn. Leser kennen. Für die wenigen, die nun ins Grübeln geraten, stelle Dich doch bitte kurz vor.
Mittlerweile bewege ich mich seit 10 Jahren im Bereich Employer Branding, HR Marketing und Recruiting. Obwohl ich als studierter Wirtschaftsmathematiker eigentlich mal eine andere Laufbahn für mich vorgesehen hatte, war die Entscheidung für die Personalgewinnung eine der besten meines Lebens. Seit dem konnte ich für die Deutsche Bahn in verschiedenen leitenden Funktionen das Thema vorantreiben und war zuletzt bei der Voith GmbH weltweit für die Personalgewinnung verantwortlich. Seit 2015 habe ich dann mit der Geburt meines Sohnes die Seiten gewechselt und bin seit dem beratend, als Speaker, als Blogger auf www.hrinmind.de und als Herausgeber des HR Trend Magazins hr|tomorrow (www.hr-tomorrow.eu) im HR unterwegs.

saatkorn.: Kürzlich ist mit Erfolgsfaktor Sourcing ein neues Buch erschienen, welches Du als Ko-Autor mit verfasst hast. Wie ist die Idee zu Erfolgsfaktor Sourcing entstanden?
Die Idee ist 2015 gemeinsam mit zwei meiner Mitautoren entstanden (Jan Hawliczek und Tobias Ortner). Damals hatten wir begonnen, Lernvideos für das Theme Sourcing zu drehen, was sich als gar nicht so triviales Unterfangen herausstellte, wie wir ursprünglich gedacht hatten. Wer im Sourcing konkrete Tipps gibt, ist schnell veraltet. Aus diesem Grund hatten wir eigentlich ein Buch für beinahe unmöglich gehalten. Bei der Erscheinung des Buches wäre die Hälfte des Inhalts veraltet, wenn wir es so wie unsere Videos strukturiert hätten. Aber wie heißt es so schön: Challenge Accepted. Die folgenden Monate haben wir dann Prinzipien und Regeln erarbeitet, die eine Art Gemeingültikeit im weitesten Sinne haben sollten. Wir haben also Methoden erarbeitet, anstelle nur auf die neuesten Tools zu verweisen. Um auch den Blickwinkel eines Unternhemensrecruiters mit hinein zubekommen und stärker visionär arbeiten zu können, kam dann noch Michael Witt als vierter Autor hinzu.

Man kann im Grunde sagen, dass die Idee Buch uns dazu gezwungen hat, methodisch zu denken. Was sind die wesentlichen Prinzipien, Strategien und Methoden, wenn es um Sourcing geht? Diese Frage wollten wir schriftlich beantworten. Klar kann man tagtäglich den neuesten Chrome Extensions hinterherlaufen, aber wenn man das Big Picture hat, fällt einem vieles leichter.

saatkorn.: Was sind die neuen Themen in Erfolgsfaktor Sourcing – gerade auch in Abgrenzung zum Praxishandbuch Recruiting?

Wir verstehen Sourcing als Teildisziplin des Recruitings. Es ist eine Art Spezialgebiet, welches mittlerweile derart viel Know-How bündelt, dass es heutzutage Sinn machen kann, neben dem Recruiter noch einen Sourcer zu beschäftigen. Das Praxishandbuch Recruiting behandelt daher tatsächlich die Basics im Recruiting: Organisationsaufbau, Prozessabbildung, Auswahlverfahren und vieles mehr. Sourcing ist hierin eingebettet. Der im Praxishandbuch beschriebene Gesamtprozess beginnt bei der Personalplanung und endet mit bestehen der Probezeit und umfasst somit auch das Sourcing als Teilprozessschritt. Diesen Teilschritt findet der Leser im Praxishandbuch nur grob beschrieben. Wenn er/ sie für seine Organisation allerdings feststellt, dass Sourcing tatsächlich eine denkbarer Schritt ist und zu den Bedarfen auch passt, dann empfiehlt sich das neue Buch. Dort geht es dann bis ins tiefe Detail modernster Sourcing Methoden.

saatkorn.: Big Data führt meiner Meinung nach dazu, dass zukünftig Active Sourcing der zentrale Weg für die Mitarbeitergewinnung ist. Wie siehst Du das?

Aus meiner Sicht möchte ich diese Aussage so pauschal nicht treffen. Das kann durchaus sein, ich denke aber, dass die verschiedenen Zielgruppen auch zukünftig differenziert betrachtet werden müssen. Bis Active Sourcing der zentrale Weg ist, um Schüler anzusprechen, wird sicherlich noch etwas Zeit vergehen. Man sollte auch nach wie vor die Kosten Nutzen Rechnung aufstellen. Sourcing ist schweres Geschütz, was nicht unbedingt jederzeit eingesetzt werden muss.

Wozu Big Data allerdings unwiderruflich führt, ist die stärkere Automatisierung einzelner Prozessschritte im Recruiting und auch im Sourcing. Je mehr Daten über potentielle Bewerber zur Verfügung stehen, desto eher muss ich eh einen Algorithmus zur Auswertung bemühen.

saatkorn.: Welche Trends siehst Du im Sourcing in den nächsten Jahren darüber hinaus?

Als Trend im Sourcing sehe ich ganz klar Persönlichkeitsprofil-Algorithmen. Das sind Tools, die auf Basis von Big Data Schlüsse auf die Persönlichkeit eines Kandidaten ziehen. Crystal Knows ist eines der Tools, die heute schon erstaunliche Ergebnisse liefern. Wenn ich Grundzüge der Persönlichkeit eines Menschen kenne, noch bevor ich mit ihm/ ihr gesprochen habe, dann kann ich beispielsweise die Erstansprache ganz anders durchführen.

Als weiteren Trend sehe ich das Realtime Sourcing. Damit ist das Abfangen von Kandidaten kurz vor dem Moment der Kaufentscheidung gemeint. Heutzutage geschieht dies oftmals auf zufälliger Basis. Ein Unternehmens-Sourcer sieht auf der Facebook Seite eines Konkurrenten ein Kommentar eines unzufriedenen Mitarbeiters und schreibt diesen direkt an. Heute spricht man beim Realtime Sourcing oft noch von Glück, wenn man sich aber Tools wie SalesWings ansieht, muss das morgen gar kein Glück mehr sein. SalesWings kann Website Besucher nach der Wahrscheinlichkeit, dass diese ein Produkt kaufen werden, priorisieren (vereinfachte Erklärung). Ein Sales Mitarbeiter könnte dann einfach in Echtzeit über ein Chatfenster mit dem Prio 1 Kunden Kontakt aufnehmen und ihn direkt einfangen. Stell dir das mal auf einer Karriereseite vor. Näheres hierzu gibts in der aktuellen Ausgabe der hr|tomorrow 😉

saatkorn.: Inwiefern wird IBM Watson das Recruiting in den nächsten Jahren Deiner Meinung nach verändern?

Watson hat unheimlich viele Facetten, die auf unterschiedlichste Weise das Recruiting beeinflussen werden. Dies beginnt bei den Persönlichkeitsprofilen, die auch von Watson erstellt werden können, geht weiter über automatisierte SEO Optimierung nach Zielgruppen der Stellenanzeigen und könnte in predictive Recruiting enden. Letzteres könnte bedeuten, dass Watson mir den idealen Kanalmix zusammenstellt, mit dem ich die höchste Wahrscheinlichkeit auf eine erfolgreiche Besetzung habe. Daran arbeiten ja bereits heute einige Tools: wie beispielsweise GoHiring.

Betrachtet man Watson als Synonym für das Erschließen des Ungetüms Big Data, dann kann man definitiv sagen, dass sich hier ein Paradigmenwechsel vollziehen wird. Wir wechseln vom Glaubens-Recruiting ins Wissens-Recruiting. Unabhängig davon, dass dies schon vielen so seit längerem betitelt wird, sind wir uns, denke ich, noch nicht im Klaren darüber, was das konkret heißen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass der zukünftige Recruiter ein Data Analyst ist, steigt.

saatkorn.: Herzlichen Dank für das Interview – und viel Erfolg mit Erfolgsfaktor Sourcing!

Unter allen saatkorn. Newsletter LeserInnen verlose ich 3 Erfolgsfaktor Sourcing Bücher. Um eine Chance auf den Buchgewinn zu haben, musst Du nur Folgendes tun:

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Zweitens: Schick mir eine Mail mit dem Stichwort „Erfolgsfaktor Sourcing“ und Deiner Adresse an: gewinne@saatkorn.com

Viel Glück!

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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