Digital Recruiting Serie Teil 5 – User Experience

Hier folgt heute Teil 5 der DIGITAL RECRUITING SERIE in Kooperation mit Zalvus und deren HR-Digital Studie 2019. Dieses Mal dreht sich alles um das Thema User Experience. Auf geht’s ins Interview mit Gründerin Matilda von Gierke:

saatkorn.: Im letzten Teil unserer Serie zur HR-Digital Studie 2019 haben wir intensiv über Stellenanzeigen gesprochen. Heute soll der Bewerbungsprozess an sich im Fokus stehen. Bei vielen – auch modernen – ATS bin ich als User gezwungen, Unmengen an Informationen nochmals einzugeben. Das ist keine gute User Experience. Was empfehlt ihr auf Basis der HR-Digital Studie 2019 im Kontext Bewerbungsprozess?
Nicht nur das Inserat sollte benutzerfreundlich aufgebaut sein, auch der Bewerbungsprozess verlangt nach einem zeitgemäßen Ablauf. Kann sich ein Kandidat die Kontaktaufnahme grundsätzlich vorstellen, sollte es ihm möglichst leicht gemacht werden, Interesse zu bekunden. Viele Karriereseiten verlangen immer noch die Erstellung eigener Bewerbungs-Accounts oder die manuelle Eingabe vollständiger Lebensläufe oder sogar ein Anschreiben. Dabei haben wir gemessen, dass die Konvertierungsrate durch One-Click Verfahren (z.B. durch den Import von Stammdaten via Xing, LinkedIn oder Facebook) achtmal so hoch ist.

saatkorn.: Worauf sollten HR Abteilungen im Kontext des Bewerbungsprozesses ganz besonders Wert legen?
Reduzieren Sie generell die Hürden für Bewerber, indem Sie z.B. vollständige Bewerbungsunterlagen erst später im Prozess anfordern. Besonders bei passiv suchenden Kandidaten ist dies wichtig. Die Möglichkeit ein unverbindliches Interesse zu äußern und verschiedene Kanäle für den Erstkontakt anzubieten wird von Kandidaten geschätzt. Das muss nicht zwangsläufig in einem Mehraufwand für Recruiter resultieren, da die digitale Vorselektion eingehender Bewerbungen durch Online-Formulare, CV-Parser oder Chatbots heute leichter denn je ist. Qualifizierte Bewerbungen werden neben attraktiven Rahmenbedingungen vor allem durch ein positives Erlebnis im Bewerbungsprozess generiert. Behandeln Sie nach Interessenbekundung jeden Kandidaten individuell und geben Sie ihm niemals das Gefühl, nur eine „Nummer“ zu sein.

saatkorn.: Was sind eigentlich die beliebtesten Kontaktwege im Bewerbungsprozess?
Die E-Mail rangiert an dieser Stelle immer noch auf dem ersten Platz. Knapp die Hälfte aller Bewerber entschied sich nach wie vor für diesen Kontaktweg. Jedoch holen neue Kanäle rasant auf. Gemeinsam machen zum Beispiel WhatsApp, Xing und LinkedIn mittlerweile über ein Drittel aller favorisierten Kontaktwege aus. (Diese Erkenntnisse variieren aber natürlich von Ort zu Ort – unsere Daten basieren sich auf den deutschsprachigen D-A-CH Raum).

saatkorn.: Unterscheiden sich die Kontaktwege je nach Bewerber-Altersgruppen?
Gerade WhatsApp wird vor allem von jungen Personen angenommen. Sie sollten auch nicht davor zurückschrecken, alle Funktionen des jeweiligen Kontaktweges zu nutzen. Darunter fallen vor allem WhatsApp Sprachnachrichten und Videoanrufe. Bieten Sie dem Kandidaten am besten die Möglichkeit, sich seinen präferierten Kontaktweg auszusuchen. So können Kandidaten den Bewerbungsprozess in ihren alltäglichen Kommunikationswegen integrieren und reagieren wesentlich häufiger und schneller auf Anfragen der Recruiter.

saatkorn.: Wie sieht aus Eurer Sicht der optimale Bewerbungsprozess aus?
Holen Sie die Kandidaten dort ab, wo sie sich sowieso schon digital aufhalten. Wecken Sie ihr Interesse durch Alleinstellungsmerkmale der Vakanz. Geben Sie ihnen die Möglichkeit (durch die Angabe minimaler Informationen) ein unverbindliches Interesse zu äußern. Bieten Sie verschiedene Kommunikationswege an (z.B. E-Mail, Telefon, SMS, WhatsApp, LinkedIn, Xing, Facebook). Reagieren Sie schnell auf Anfragen. Sprechen Sie Kandidaten anschließend individuell an und informieren Sie früh über den anstehenden Bewerbungsprozess. Anschließende Interviews, Assessments und die Verhandlungsphase sollte für die Bewerber nachvollziehbar sein. Der finale Auswahlprozess ist natürlich sehr abhängig vom Unternehmen, wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass der fachliche und menschliche Fit gemeinsam vom Fachbereich, der HR und dem direkten Kollegium geprüft werden sollte. Der gesamte Prozess sollte möglichst kurzfristig abgeschlossen werden, da gerade passiv suchende Personen bei langen Wartezeiten das Interesse verlieren. Zu welchen Zeiten das Recruiting der begehrten Fachkräfte am effektivsten funktioniert, erklären wir im nächsten Teil der Interviewreihe.

saatkorn.: Matilda, danke für den Input!

Hier findest Du die bisherigen Teile der DIGITAL RECRUITING SERIE:

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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