persomatch: wie sicher ist das Geschäftsmodell?

persomatch war ja schon mehrfach zu Gast hier auf SAATKORN. Ich finde das Bielefelder Unternehmen einfach sympathisch und das Geschäftsmodell – Stellenanzeigen auf google bringen – spannend. Aktuell gibt es eine Diskussion rund um ein mögliches Verbot von „Self Preferencing“ bei google. Ob das Auswirkungen auch auf die HR Szene hat und was das konkret bedeutet, wollte ich von Persomatch erfahren. Und wie üblich ist das Gespräch mit Founder und Geschäftsführer Tristan Niewöhner etwas ausführlicher geworden. Aber lies selbst:

SAATKORN: Tristan, Dich sollten treue SAATKORN Leser:innen ja kennen. Aber für die wenigen, die Dich nicht kennen, stelle Dich doch bitte kurz vor.

Hallo, ich bin Tristan Niewöhner, mittlerweile 34 Jahre alt und komme aus Gütersloh. Nach meinem BWL-Studium, was ich in Paderborn, in den USA und in China absolviert habe, konnte und kann ich bis heute meine Liebe zu Startups ausleben. Bei TecUP an der Universität Paderborn war ich Gründercoach, und bei der Founders Foundation, die zur Bertelsmann-Stiftung gehört, Entrepreneur in Residence. Nach drei vorherigen Startups habe ich 2017 dann persomatch gegründet. Mit persomatch sitzen wir in Bielefeld am schönen Lenkwerk und schalten Stellenanzeigen für Unternehmen direkt bei Google. Da heute schon über 70% aller Jobsuchenden ihre Stellensuche bei Google starten und alle anderen Medien für Stellenanzeigen wahnsinnige Streuverluste mit sich bringen, ist das einfach die logischste und effektivste Art, Mitarbeiter zu suchen. Letztes Jahr habe ich noch ein Buch übers Gründen geschrieben, „Founders Heroes“, das ich im Saatkorn Podcast schon vorstellen durfte. Man kann schon sagen, dass dem Gründen von Unternehmen meine Leidenschaft gehört.

SAATKORN: Wie läuft denn das Business bei persomatch momentan?

Wir schlagen uns bisher sehr gut in dieser doch schwer vorhersehbaren Zeit. Corona sorgt für eine gewisse Unberechenbarkeit im wirtschaftlichen Umfeld. Trotzdem wachsen wir, sowohl was den Umsatz als auch die Mitarbeiteranzahl betrifft. Wir setzen unseren Wachstumskurs also ganz gerade fort und sind sehr aktiv. Als besonderes Highlight konnten wir im Oktober den idealo-Gründer Martin Sinner als Investor gewinnen! Das macht uns natürlich sehr froh, denn wir fühlen uns in unserem Tun bestätigt, wenn jemand mit Martins Erfahrung und Reputation in uns investiert!

SAATKORN: Ich bin letzte Woche über folgende Nachricht gestolpert: „Die EU verbietet Self Preferencing – hohe Strafe für google möglich“. Ein interessanter Artikel rund um den Rechtsstreit zwischen der EU und google. Es steht im Raum, dass google eine hohe Strafe von 2,5 Milliarden € zahlen muss.“ Welche Implikationen können daraus für google for Jobs entstehen?

Zuerst einmal muss man ja sagen, dass die EU sich mit diesem Urteil auf den Shopping Bereich von Google konzentriert. Und ja, dieses Urteil zeigt schon, dass die EU die Marktmacht von Google kritisch sieht. Aber allein zwei Dinge werden  dafür sorgen, dass Google bzgl. seiner Wichtigkeit nicht viel einbüßen wird: 1. Seien wir mal ehrlich … sind 2,5 Milliarden Euro für Google eine hohe Strafsumme? Ich glaube, eine solche Summe bringt Google nicht wirklich in Bedrängnis. Und 2. Solche Verfahren sind dermaßen komplex und Verhandlungen dieser Art sind mehr als zäh. Es wird Jahre dauern, bis es überhaupt irgendeine beachtenswerte Reaktion von der EU-Behörde geben wird. Und dann wird Google Mittel und Wege finden, sich adäquat zu positionieren. Vielleicht läuft es auf irgendein Häkchen hinaus, was an eine bestimmte Stelle gesetzt werden muss, oder etwas in der Art. Wir werden es sehen. Die Relevanz, bei Google sichtbar zu sein, wird hierdurch allerdings in keinster Weise geschmälert. Google wird nicht an seiner Bedeutung für Unternehmen verlieren, sei es für die Unternehmen, die Produkte verkaufen möchten oder die Unternehmen, die Mitarbeiter suchen.

SAATKORN: Inwiefern gerät dadurch das Geschäftsmodell von persomatch in Gefahr?

Gar nicht, um ehrlich zu sein. Erstens sehe ich die Übertragbarkeit vom Shopping- auf den Jobs-Bereich nicht. Google wird weiterhin bestehen und sein Geschäftsmodell Google for Jobs fortführen. Den „Aufschrei“, den man ab und zu vernimmt, dass es keinen Sinn mehr mache, Google for Jobs zu nutzen, ist vorschnell und unserer Meinung nach schlichtweg falsch. Dass viele, auch Marktbegleiter, so denken wie wir, zeigt die aktuelle Reaktion von Stepstone: Nach anfänglicher Ablehnung, ihre Stellenanzeigen für Google for Jobs aufzubereiten sind sie jetzt, nach zwei Jahren, auch dabei. Selbst Stepstone hat gemerkt, dass es ohne Google nicht funktioniert.

Darüber hinaus liegen unsere Kernkompetenz und unser Hauptgeschäft ja bei den Google Anzeigen, oder Google Ads. Wir schalten die Stellenanzeigen als Google Anzeige und platzieren sie auf der ersten Seite, und hier ganz oben. Und der Bereich der Google Anzeigen ist von diesem Urteil ja gänzlich unberührt. Insofern sehen wir der ganzen Diskussion gelassen entgegen und erwarten erst einmal keine Entscheidungen, die uns irgendwie beeinflussen.

SAATKORN: Was sind denn für Euch die großen Herausforderungen aktuell – und was dürfen wir von persomatch 2022 erwarten?

Ein paar „Herausforderungen“ hängen mit unserem Wachstum zusammen. Ich spreche die Herausforderungen in Anführungsstrichen, weil sie uns nicht belasten, wir sie aber angehen. Wir merken, dass wir für einige Bereiche mittlerweile Prozesse brauchen. Manche Sachen einfach „auf Zuruf“ zu regeln funktioniert nur noch bedingt, dafür sind wir mittlerweile schon zu groß. Aber das fühlt sich ja auch gut an! Corona und die dadurch bedingten Einschränkungen der Wirtschaft machen Planungen etwas schwieriger.

Der Fachkräftemangel hingegen, der immer deutlicher sichtbar wird und mittlerweile Auswirkungen zeigt, die niemand mehr schönreden kann, macht unser Angebot immer wertvoller. Es gibt nur noch wenige Jobsuchende, und die Unternehmen, die Stellen ausschreiben, müssen alles dafür tun, damit ihre Stellenanzeigen von diesen wenigen Jobsuchenden gesehen werden.

Da gehört Google zum festen Bestandteil einfach dazu, man kann es sich als Unternehmen nicht mehr leisten, dieses Medium nicht zu nutzen. Wir sagen unseren Kunden immer, dass wir leider keine Mitarbeiter backen können. Wenn es aber Personen gibt, die solch einen Job suchen, wie dieses Unternehmen gerade ausschreibt, dann können wir dafür sorgen, dass diese Personen diese Stellenanzeige sehen! In den deutschsprachigen Räumen Deutschland, Österreich und Schweiz sind wir ja schon aktiv im Geschäft. 2022 wird es darum gehen, auch Unternehmen in den anderen Ländern mit unserer Expertise zu neuen Mitarbeitern zu verhelfen. Es geht also steil nach vorne mit persomatch!

SAATKORN: Tristan – DANKE für dieses ausführliche persomatch Update! Euch weiterhin viel Spaß und Erfolg. 

Wer jetzt Lust hat, weiter zu hören: hier ist der SAATKORN Podcast mit persomatch.

Spannend? – Dann verpasse in Zukunft keinen SAATKORN Content mehr:

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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