Der „Student Survey 2013“ liegt vor – interessante Generation Y Erkenntnisse!

Melanie Vogel, women&work

Der „Student Survey 2013“ liegt vor – interessante Generation Y Erkenntnisse!

Melanie Vogel macht spannende Dinge. Sie ist Geschäftsführerin der Agentur ohne Namen, die sich unter anderem Veranstaltungen wie der „womenandwork“ verschrieben hat. Ganz aktuell hat sie eine spannende Studie rund um die Bedürfnisse und Erwartungen der Generation Y durchgeführt. Der „Student Survey“ ist gerade in der zweiten Auflage veröffentlicht worden. Den Download für den Student Survey 2013 findest Du hier und den für 2012 hier. – Grund genug, einmal genauer nachzufragen. Auf geht’s: 

saatkorn.: Bitte erlaeutern Sie doch den saatkorn LeserInnen, was sich hinter dem Student Survey 2013 verbirgt. Wieviele Studenten an welchen Hochschulen wurden befragt, wie repraesentativ sind die Ergebnisse?
Wir haben den „Student Survey“ bereits zum zweiten Mal durchgeführt – das erste Mal 2012. Damals haben 1.190 Studierende und Absolventen an der Befragung teilgenommen. In diesem Jahr waren es knapp 400. Bei den Fragen, die wir in diesem und im letzten Jahr stellten, kann man schon von einem repräsentativen Ergebnis ausgehen, denn die Antworten aus beiden Jahren tendieren in die gleiche Richtung. Wir haben einige Fragenblöcke in diesem Jahr neu hinzugenommen. Hier können wir sicher nicht von einem repräsentativen Ergebnis sprechen – wohl aber von einem allgemeinen Trend, den unsere Ergebnisse bestätigen.

Von welchen Hochschulen die Studierenden kamen haben wir nicht befragt. Uns interessierte mehr, welchen Abschluss die Studierenden anstreben. 47 Prozent machen ein Bachelor-Studium, 32 Prozent ein Master-Studium, 12 Prozent sind noch in einem Diplom-Studiengang eingeschrieben, 7 Prozent sind in einem Doktoranden-Programm und 2 Prozent machen streben einen Magister-Abschluss an. Diese Zahlen sind fast deckungsgleich mit denen von 2012.

saatkorn.: Was sind zentrale Ergebnisse der Studie?
Erkennbar ist eine Renaissance von Werten und familiären Wurzeln. Familie, Freunde, Selbstverwirklichung, persönliche Freiheit, Work-Life-Balance und eine feste Partnerschaft sind mit großem Abstand die wichtigsten Dinge im Leben der Generation Y.

Student Survey 2013: Was ist der Gen Y wichtig?

Der Stellenwert der Karriere ändert sich, das war schon im letzten Jahr abzusehen und hat sich in diesem Jahr bestätigt. Männer und Frauen verbinden mit dem Begriff Karriere einen stetigen Weg zu persönlichem Wachstum, Selbstverwirklichung und Befriedigung. Gestaltungsfreiheit und Macht aufgrund einer erreichten Position sind völlig uninteressant.

Wirtschaftlichen Mangel hat die junge Generation nie kennengelernt, in Familienentscheidungen wurden sie oft als gleichwertige Partner mit einbezogen, über ihren (Medien-)Konsum entscheiden sie frei, unabhängig und kompromisslos. Unsere Umfrage zeigt: Diese Einstellung ändern sie auch nicht, wenn es um den zukünftigen Job und Arbeitgeber geht! Das Einbeziehen in Entscheidungen und Lob seitens des Arbeitgebers sind die wichtigsten wertschätzenden Handlungen, die Unternehmen der Generation Y entgegen bringen können. Und sowohl Männer als auch Frauen sind nach wie vor – das zeigte auch schon die Befragung 2012 – davon überzeugt, dass Männer schneller befördert werden als Frauen und dass Babypause und Erziehungszeit nach wie vor Karrierekiller sind.

saatkorn.: Die Studie wurde zum zweiten Mal durchgefuehrt. Gibt es aus dem Vergleich interessante Entwicklungen?
Erstaunlicherweise sind die Antworten aus beiden Jahren fast deckungsgleich. Es gab bei einigen Fragen marginale Verschiebungen um 2 oder 3 Prozent – aber Ergebnisse aus dem letzten Jahr wurden in diesem Jahr bestätigt.

Die deutlichste Veränderung haben wir bei der Einschätzung „Frauen werden trotz gleicher Qualifikation keine gleichwertigen Karrierechancen haben, da Erziehungszeit und Babypause auch in Zukunft Karrierekiller sein werden.“

Im letzten Jahr bejahten das 46 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer. In diesem Jahr waren es 24 Prozent der Männer – also ein nahezu unveränderter Wert – aber nur noch 38 Prozent der Frauen. Wir werden gespannt beobachten, ob sich dieser Wert 2014 weiter reduziert.

saatkorn.: Was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die größten Überraschungen?
Weniger eine große Überraschung, mehr eine traurige Bestätigung sind die Antworten der jungen Frauen auf die Frage nach dem eigenen Selbst-Wert.

Wir wollten mit der eigenen Wert-Einschätzung der Frage auf den Grund gehen, ob die Lohnunterschiede, die nach wie vor zwischen Männern und Frauen herrschen, vielleicht eine tiefer gehende Ursache haben. Ich will nicht sagen, dass wir der Lösung auf die Schliche gekommen sind – aber die krassen Unterschiede zwischen den Antworten der Studentinnen und denen der Studenten geben zu Denken.

Frauen definieren ihren Selbstwert nur zu 39 Prozent (Männer im Vergleich 66 Prozent) aus ihrem Nutzen für das Unternehmen. Das eigene Nutzen-Bewusstsein und die eigene Einschätzung des Selbst-Wertes sind aber elementare Grundlagen in Gehaltsverhandlungen und der eigenen strategischen Karriereplanung. Haben Frauen ihren Nutzen (für den Arbeitgeber) nicht definiert oder erkennen sie nicht die Notwendigkeit einer eigenen Nutzen-Definition, haben sie nicht nur beim Einstiegsgehalt Nachteile, sondern bei jeder weiteren Gehaltsverhandlung auch.

Dass sie ihre Leistung nicht mit einem monetären Wert hinterlegen, wird bereits bei der Bewertung des Einstiegsgehaltes deutlich und zieht sich durch die Bewertung der eigenen Arbeitsleistung im Rahmen einer Vollzeitstelle nach fünf bzw. zehn Jahren durch:

Student Survey 2013: Bedeutung von Gehalt bei der ersten Vollzeitstelle

 

Student Survey 2013: Bedeutung von Gehalt in 10 Jahren

 

saatkorn.: Und was sind aus Ihrer Sicht Empfehlungen fuer Unternehmen, die junge MitarbeiterInnen gewinnen und halten moechten?
Die Generation Y ist multikulturell, experimentierfreudig und hoch-technologisiert. Ihre Arbeitsweise, Arbeitsmoral und Konsumeinstellung wird die kommenden Jahre prägen und Unternehmen im Recruiting von Fach- und Führungskräften vor neue Herausforderungen stellen, denn trotz aller Internetaffinität und eines sprunghaften und wechselfreudigen Marken- und Medienkonsums ist die Generation Y verhaftet in den traditionellen Werten Familie, Beziehungen und Freundschaft.

Für die Unternehmen bedeutet das, dass die Implementierung familienfreundlicher Maßnahmen kein „Nice-to-Have“ mehr sein kann, sondern aus vielen Gründen zu einem ausbluten Muss wird. Unter anderem auch, weil die Generation Y Familienwerte deutlich über den Wert der eigenen Karriere stellt. Und in der Konsequenz ist die Genration Y schonungslos. Treffen sie beim Arbeitgeber nicht die Zustände, die sie sich wünschen und die ihren Bedürfnissen entsprechen, dann wechseln sie den Arbeitgeber. Und die Hochqualifizierten unter ihnen werden sich das leisten können. Talentbindung und Talentmanagement werden daher eine der Zukunftsaufgaben im Personalbereich.

saatkorn.: Liebe Frau Vogel – vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

2 Gedanken zu „Der „Student Survey 2013“ liegt vor – interessante Generation Y Erkenntnisse!

  • 8. Juli 2013 um 11:09
    Permalink

    Beim Durchlesen des Artikels, fällt mir die Frage nach der Produktivitätsbemesseung und der künftigen Gehaltsgestaltung ein. Wenn ich wirtschaftlich gesehen schon relativ „satt“ bin und die Selbstverwirklichung, Mitbestimmung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den Vordergrund stelle – dann bekommt auch unser in vielen Unternehmen schon alltäglich gewordenes felxibles Arbeitszeitmodel ganz andere Dimensionen. Und somit müsste es doch eigentlich auch eine Revolution in der Gehaltsgestaltung geben… – Allein den Gedanken finde ich persönlich unheimlich spannend….

    In der Darstellung (Bruttogehalt in zehn Jahren) ist mir in der letzten Tabellenspalte aufgefallen, dass es doch eigentlich über 8.000 anstatt 6.000 Euro heißen müsste, oder? (Nur ein kleiner Hinweis) 😉

    Liebe Grüße
    Christiane Müller

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