DIGITAL HUMAN – Interview + Buchverlosung

DIGITAL HUMAN – das von Bettina Volkens (HR Vorständin Lufthansa) und Kai Anderson (Geschäftsführe Promerit) herausgegebene Buch ist eine absolute Lese-Empfehlung für alle an Digitalisierung und HR Interessierten. Es handelt sich um ein klasse Überblickswerk mit vielen Gastautoren und zahlreichen Stories aus der Praxis. In meinen Augen Pflichtprogramm für unsere Zunft.

Ich hatte Gelegenheit, dazu mit Kai Anderson zu sprechen – und darf 3 druckfrische DIGITAL HUMAN Bücher verlosen. Mehr dazu unten. Jetzt aber erstmal auf ins Interview mit Kai. Let’s go:

saatkorn.: Kai, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.

Kai Anderson - Ko-Herausgeber von DIGITAL HUMAN
Kai Anderson – Ko-Herausgeber von DIGITAL HUMAN

Gerne. Nach dem Abitur in Höxter zog es mich ganz dringend hinaus in die Welt. Ich bin dann für die Bundeswehr 2 Jahre im Nato-Hauptquartier in den Niederlanden gewesen. Danach habe ich Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Informatik und Operations Research in Karlsruhe studiert. In der Zeit habe ich mein erstes Software-Unternehmen gegründet und grandios in den Sand gesetzt. Nach dem Studium bin ich zu einem Spin-off der Hochschule St. Gallen gegangen, die auf IT- und Prozess-Beratung spezialisiert war. Ende der 90er Jahre hatte ich daran den Spaß verloren und mit meinem Studienfreund Oliver Wirth zusammen Promerit gegründet. Wir sind heute mit etwa 100 Beratern auf modernes HR- und Transformation Management spezialisiert.

saatkorn.: Soeben hast Du – zusammen mit der Luftansa Personalvorständin Bettina Volkens – ein spannendes und lesenswertes Buch herausgegeben: DIGITAL HUMAN – Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung. Wie ist die Idee zu dem Buch entstanden?
Schon bei der Gründung von Promerit hatten wir die Idee, den Menschen und Informationstechnologie zu verbinden. Wir haben Anfang der 00er Jahre begonnen, HR-Systeme sinnvoll einzusetzen und schnell festgestellt, dass der Erfolgsfaktor dabei zuerst der Mensch ist.

Vor etwa drei Jahren kam Lufthansa auf uns zu mit der Fragestellung, was die Digitalisierung eigentlich für die HR-Funktion bedeutet. Wir haben in intensiver Zusammenarbeit und mit viel Recherche, Studien und Benchmarks ein Modell entwickelt, das die Handlungsfelder für HR beschreibt. Das ist heute für viele unserer Kunden die Grundlage für die Unterstützung der Digitalen Transformation.

Ebenso wichtig wie das Modell war die zugrunde liegende Philosophie, die sich zwar in Strategie-Papieren wiedergefunden hat, aber keinen richtigen Rahmen hatte. Bettina Volkens und ich haben lange darüber geredet – auch auf einer Learning Journey im Silicon Valley, wo wir die Idee hatten, ein Buch zu dem Thema zu machen. Durchaus in Abgrenzung zu dem, was wir 2016 an Euphorie und Technikverliebtheit im Valley gesehen haben.

 

DIGITAL HUMAN Buchcover
DIGITAL HUMAN Buchcover

saatkorn.: Und wer sollte das Buch Deiner Meinung nach lesen?

Jeder?! Nein, im Ernst: wir wollen mit dem Buch eine breite Leserschaft ansprechen. Ich glaube, wer sich für das Thema Digitalisierung grundsätzlich interessiert und die größeren Zusammenhänge sucht, wird in dem Buch einen guten Begleiter in das Themenfeld aus einer ungewöhnlichen Perspektive finden. Auch Experten – egal aus welcher Profession – werden darin spannende Impulse und einige sehr gute Practices finden.

saatkorn.: Mir persönlich gefällt zwar der positive Grundton von DIGITAL HUMAN sehr – es geht um ein Plädoyer für eine menschenzugewandte Digitalisierung. Ist das aber nicht eigentlich eine Utopie? – Kritiker der Digitalisierung proklamieren ja – wie zuletzt der BITKOM Verband – einen massiven Verlust insbesondere „einfacherer“ Arbeitsplätze. Was entgegnest Du denen?
Wir sind in dem Buch sehr deutlich, was die Auswirkungen der Digitalisierung angeht und machen da keine Schönfärberei. Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird weniger Arbeit zur Verfügung stehen, als heute noch. Das ist allerdings keine Entwicklung, die erst mit dem Aufkommen von Computern begonnen hat. Seit Beginn der Industrialisierung müssen wir mit der Tatsache umgehen.

Neu sind die Auswirkungen auf sicher geglaubte Berufsdomänen. Repetitive und musterbasierte Arbeit wird uns in Zukunft von Systemen abgenommen. Ist das ein Verlust, oder eröffnet uns das neue Möglichkeiten? Wir plädieren für Letzteres und beleuchten die Auswirkungen für Unternehmen, das Individuum und die Gesellschaft. Dabei gibt es keine einfachen Antworten, außer natürlich Bildung, Bildung und nochmal Bildung.

Wir müssen es schaffen, Beschäftigung sicherzustellen. Damit werden wir uns wahrscheinlich vom Arbeitsbegriff im heutigen Sinn verabschieden müssen. Und ich bin mir sehr sicher, dass wir eine Renaissance des Sozialen erleben werden, wenn wir mit der Zeit, die wir mehr haben, das Richtige anstellen.

saatkorn.: DIGITAL HUMAN beinhaltet ja eine ganze Reihe spannender Cases von großen Unternehmen wie beispielsweise Lufthansa, Daimler oder OTTO. Natürlich müssen sich diese Konzerne massiv mit dem Thema auseinandersetzen, da die Digitalisierung bislang gültige Geschäftsmodelle teilweise radikal umkrempelt. Als Bertelsmann Mitarbeiter habe ich die Umwälzung in der Musikindustrie – die ja die erste massiv von der Digitalisierung betroffene Branche war – mitbekommen. Das Musikbusiness läuft heutzutage komplett anders. Hast Du aufgrund Deiner Beratungserfahrung denn das Gefühl, dass die deutschen Großkonzerne wirklich genug tun, um insbesondere den notwendigen Kulturwandel, der ja mit der Digitalisierung einher geht, zu managen? 
In den Konzernen wird seit ein paar Jahren viel getan, um die Digitalisierung zu bewältigen. Allerdings aus meiner Sicht nicht unbedingt das Richtige. In der ersten Welle der Digitalen Transformationen haben viele Konzerne die Lösung in Digitalen Beschleunigern gesucht, die sie außerhalb der Kernorganisation angesiedelt haben. Gerne als Lab in Berlin. Die sollten nicht nur das eigene Unternehmen disrupten, sondern gleich die ganze Branche. Die Erwartungen konnten nicht erfüllt werden.

Du fragst sehr zu Recht nach dem Kulturwandel. Ich bin der Überzeugung, daß die Digitale Transformation nur in der Breite des Unternehmens gelingen kann. Dafür braucht es Kompetenzen und eine entsprechende Kultur, die erstmal etabliert werden muss. Wir erleben in den meisten, selbst modernen Unternehmen große Vorbehalten in der Belegschaft, wenn es um das Thema Digitalisierung geht. Zu selten werden die Chancen gesehen, die die Digitalisierung ganz konkret für die eigenen Produkte, Services und die tägliche Arbeit haben kann. Dafür braucht es allerdings das Wollen und Können im Unternehmen. In vielen Organisationen fehlen dafür die Grundlagen.

Für die kleineren und mittelgroßen Unternehmen, die noch am Anfang der Entwicklung stehen, ist der spätere Start die Chance, das Thema gleich richtig anzugehen.

saatkorn.: Was ist Dein Fazit für die HR Abteilungen? – Was sollte deren Rolle angesichts der Digitalisierung sein, wo und wie müssten HRler sich intensiver einbringen?
Ich denke, die HR Abteilungen tun gut daran, genau diesen menschlichen Aspekt der Digitalisierung für sich zu reklamieren und die Diskussion auf allen Ebenen des Unternehmens entsprechend zu ergänzen. Ganz konkret haben wir die Handlungsfelder für HR in dem eben erwähnten Modell beschrieben. Das hat zwei Seiten:

Auf der einen Seite muss HR die Digitalisierung der eigenen Practice voranbringen, sonst ist sie nicht glaubwürdig. Kein ganz neues Thema, aber eins, das jetzt nicht mehr auf die lange Bank geschoben oder delegiert werden kann. Dabei wird man über die Prozess- und Systemebene hinausdenken müssen. Was bedeutet es, wenn das Service-Center komplett automatisiert ist? Die Technik dafür ist heute vorhanden. Was bedeutet Losgröße 1 für unsere HR-Leistungen – z.B. bei Arbeitszeitmodellen oder Comp&Ben? Damit setzen sich heute noch wenig HR-Abteilungen konsequent auseinander.

Auf der anderen Seite hat HR viel beizutragen, die Digitalisierung des gesamten Unternehmens zu ermöglichen. Die Kulturentwicklungsmaßnahmen hatten wir eben schon einmal angesprochen. Ganz entscheidend für mich ist es, eine klare Vorstellung zu entwickeln, wie die Digitalisierung die Tätigkeitsschwerpunkte einzelner Berufsbilder verändern wird und sich damit die zukünftigen Personalstrukturen entwickeln werden. Wir sehen da die Notwendigkeit einer qualitativen strategischen Personalplanung. Nur damit sind wir in der Lage, die zukünftigen Anforderungen gut genug zu greifen und entsprechende Personalmaßnahmen in die Wege zu leiten. Die Entwicklung digitaler Kompetenzen in der Breite des Unternehmens ist für mich ein essentieller Beitrag von HR. Und nicht zuletzt die Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft, die wir heute gerne mit ‚New Work‘ bezeichnen ist aus meiner Sicht eine der Kernaufgaben von HR in dem Spiel.

saatkorn.: Zu guter Letzt: Du bist ja glaube ich auch Familienvater. Was wäre Dein Rat an Deine Kinder? – Auf jeden Fall IT studieren? Oder das machen, was man leidenschaftlich machen möchte? 

Mit drei und demnächst sogar vier Kindern machst Du Dir natürlich viele Gedanken zu dem Thema. Meine große Tochter macht grade Abitur und wir sind mitten drin in der Diskussion. Sie ist ein kreativer Mensch und hat keine Ader für Mathematik oder Informatik. Ich denke auch nicht, dass man jetzt unbedingt IT studieren muss, genauso wenig, wie ich Programmieren als Pflichtfach für alle Schüler für sinnvoll halte. Dafür sind wir zu verschieden und haben ganz unterschiedliche Kompetenzen und Neigungen.

Wir haben mit meiner Tochter eine lockere, aber professionelle Diagnostik machen lassen, in der ihre Stärken, Schwächen und Präferenzen sauber dargestellt wurden. Das hat ihr geholfen, sich über ihren zukünftigen Weg etwas klarer werden zu lassen. Bei der Handvoll Optionen, die dabei herausgekommen sind, versuche ich Ihr natürlich, die Chancen und Risiken mit Blick auf die Berufsperspektiven klarzumachen. Von Journalistik habe ich ihr insofern mal eher abgeraten, zumal das nicht als Berufswunsch über Allem stand.

Letztendlich sage ich ihr aber, und davon bin ich zutiefst überzeugt, dass die Leidenschaft für das was man tut das Wichtigste ist. Nur damit wird man einen super Job machen und wichtiger noch – nur damit wird man Zufriedenheit erlangen im Leben.

saatkorn.: Vielen Dank für das Interview Kai – und viel Erfolg mit DIGITAL HUMAN!

Unter allen saatkorn. Newsletter LeserInnen verlose ich 3 druckfrische „DIGITAL HUMAN“ Bücher. Um eine Chance auf den Gewinn zu haben, musst Du nur Folgendes tun:

Erstens: Falls Du noch nicht den saatkorn. Newsletter abonniert hast, trage Dich in den saatkorn. Newsletter ein: [mailpoet_form id=“2″]

Zweitens: Schick mir eine Mail mit dem Stichwort „DIGITAL HUMAN“ und Deiner Adresse an: gewinne@saatkorn.com

Viel Glück!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert