Schluss mit dem Büro! – Buchverlosung mit Prof. Florian Kunze
Schluss mit dem Büro! Oder doch nicht? – Buchverlosung mit Prof. Florian Kunze
Schluss mit dem Büro! Oder doch nicht? – So heisst das neue, im Haufe Verlag erschienene, Buch von Professor Florian Kunze. Interessanter Buchtitel – und Grund genug, einmal bei Florian Kunze nachzufragen. Auf geht’s ins Interview – und eine Buchverlosung gibt es auch:
SAATKORN: Florian, bitte stelle Dich den SAATKORN Leser:innen doch kurz vor.
Ich bin Florian Kunze und seit 2014 Professor für Organizational Behavior an der Universität Konstanz. Dort leite ich auch das Konstanz Future of Work Lab, in dem wir uns mit Zukunftsthemen der Transformation der Arbeitswelt beschäftigen.
SAATKORN: Gerade ist ein lesenswertes Buch von Dir im Haufe-Verlag erschienen: „Schluss mit dem Büro! Oder doch nicht?“. Wie ist die Idee zu dem Buch entstanden?
Seit März 2020 führe ich die Konstanzer Homeoffice-Studie durch. Das ist eine repräsentative Studie der deutschen Erwerbsbevölkerung, in der wir untersuchen, wie Beschäftigte und Unternehmen mit der Transformation hin zu einer viel stärker flexibilisierten Arbeitswelt umgehen. In bisher 18 Erhebungswellen haben wir eine Menge Erkenntnisse zum Arbeiten im Homeoffice beziehungsweise in einer hybriden Arbeitswelt gewonnen, die ich gerne mit Mitarbeitenden und Führungskräften durch das Buch teilen möchte. Zusätzlich nehme ich in der öffentlichen Debatte eine immer polarisierende Debatte zum Thema Homeoffice wahr, zu der ich aus wissenschaftlicher Perspektive gerne einen Beitrag leisten möchte.
SAATKORN: Ich finde den Titel des Buches sehr treffend, auch vor dem Hintergrund der Entwicklungen der letzten Jahre. Während es bereits kurz vor Covid in der „New Work Bubble“ Tendenzen zum hybriden oder komplett remote Arbeiten gab, war es durch die Pandemie dann in Bürojobs mehr oder weniger von einem auf den anderen Tag Standard. Auf einmal ging, was aus Perspektive vieler „Hardliner“ vorher aus verschiedenen Gründen (zum Beispiel Teamkultur, Kreativität, Kontrolle…) nicht möglich war. Jetzt, nachdem die Pandemie auch schon wieder ein paar Jahre her ist, erleben wir in der Wirtschaft an vielen Stellen eine Rolle rückwärts, viele Arbeitgeber rufen die Mitarbeitenden zurück ins Büro. Wie ist Deine Perspektive dazu?
Das ist in der Tat eine interessante Entwicklung. Allerdings sollte man sich durch das medienwirksame Beispiel der Rückkehrpflicht ins Büro einiger großer Unternehmen nicht täuschen lassen, dass sich das mobile Arbeiten sehr stark etabliert hat und in der Breite der Erwerbsbevölkerung auch in den letzten Jahren, in unserer Konstanzer Homeoffice-Studie sowie in anderen Studien relativ stabil ist. Was wir in vielen Unternehmen sehen, ist auch keine komplette Abkehr vom mobilen Arbeiten, sondern nur eine Reduktion des Homeoffices. Das hat sicherlich auch etwas mit der gewandelten Arbeitsmarktsituation zu tun, in der manche Unternehmen vermeintlich denken, dass sie nicht mehr so mitarbeitende-freundliche Arbeitsbedingungen anbieten müssen. Viele Führungskräfte sind auch stark in einer alten Arbeitswelt sozialisiert worden, in der Präsenz automatisch mit Leistung gleichgesetzt wurde, und sehnen sich gerade auch in aktuell unsicheren Zeiten nach Sicherheit zurück, die sie mit einer Rückkehr zu bewährten Management- und Arbeitsmodellen erreichen wollen. In der Konstanzer Homeoffice-Studie sehen wir sehr deutlich, dass je höher Führungskräfte in der Hierarchieebene sind, desto höher ist der Wunsch nach einer stärkeren Präsenzpflicht.
SAATKORN: Welche Effekte bringt flexibles Arbeiten auf Basis wissenschaftlicher Studien?
Da ist die Studienlage relativ komplex und für Details verweise ich gerne auf die ausführlichen Kapitel dazu in meinem Buch – Schluss mit dem Büro! Oder doch nicht?. Aber in aller Kürze lässt sich sagen, dass es auf die Art der Tätigkeit ankommt, wie gut und effektiv diese von zu Hause aus ausgeübt werden kann. Experimentelle Studien zeigen zum Beispiel, dass individuelle Tätigkeiten wie Call-Center-Tätigkeiten oder der Text zu verfassen mit einer deutlich höheren objektiven Produktivität von zu Hause gemacht werden können. Auch die objektive Fluktuation in Organisationen geht deutlich zurück, wenn Mitarbeitende flexible Arbeiten könne. Etwas anders sieht es aus, wenn Tätigkeiten stark teambasiert sind. Hier gibt es zumindest Indizien, dass soziale Beziehungen zwischen Mitarbeitende, als Basis der Produktivität für Teamarbeit, hier leiden. Neben diesen direkten Produktivitätseffekten gibt es auch viele weitere Studien, die sich mit der Rolle von flexiblen Arbeiten auf Karrieremöglichkeiten – ist nicht zwangsläufig schädlich – oder sogar mit der Veränderung von Städten und Gesellschaft beschäftigen, die ich auch alle in meinem Buch bespreche.
SAATKORN: Und wie ist Dein Blick in die Zukunft – wird sich hybrides Arbeiten wieder mehr durchsetzen, als es derzeit oft der Fall ist?
Meine Prognose ist, dass sich hybrides Arbeiten mindestens auf dem Niveau von heute weiter fortsetzen wird. Besonders, wenn die Generation von Führungskräften, die in der Präsenzwelt sozialisiert wurde, in Rente ist, wird mobiles Arbeiten noch mehr Selbstverständlichkeit sein. Ob sich der Trend noch verstärkt, hängt auch von technologischen Entwicklungen ab. Werden wir zum Beispiel in virtuellen Räumen bald genauso sozial interagieren können wie in Präsenz, dann nimmt flexibles Arbeiten für alle Tätigkeiten nochmals zu? Und auch KI spielt eine Rolle. Viele Tätigkeiten, die routinemäßig im Homeoffice möglich sind, lassen sich leicht durch KI ersetzen, was für absolut weniger flexibles Arbeiten sprechen würde
SAATKORN: Was sind Deine Handlungsempfehlungen an Geschäftsleitungen?
Wichtig ist nicht zu denken, dass man mit einer strukturellen Maßnahme wie einer 2- oder 3-Tagesregelung zum mobilen Arbeiten das Thema Homeoffice geregelt hat. Mindestens genauso wichtig ist, die Organisations- und Führungskultur in den Organisationen zu entwickeln, damit diese mit einer modernen, flexiblen Arbeitswelt standhalten. Wenn Mitarbeitende wieder stärker in Präsenz arbeiten sollen, was für einzelne Projektphasen und Tätigkeiten sinnvoll ist, sollte das mit einer Kommunikation begleitet werden, die den Mitarbeitenden erklärt, warum das sinnvoll für Unternehmen und Mitarbeitende ist. Zusätzlich sollten Maßnahmen zur flexiblen Arbeit regelmäßig in ihrer Wirkung auf Prozesse, Produktivität und Mitarbeitendenzufriedenheit hin evaluiert werden.
SAATKORN: Danke für das Interview, Florian – und viel Erfolg mit Deinem Buch „Schluss mit dem Büro!“
Weiterführende Links:
Florian Kunze könnt Ihr HIER kontaktieren.
Mehr zum Buch gibt es HIER.
Buchverlosung:
Wer ein druckfrisches Buch „Schluss mit dem Büro!“ von Florian Kunze unterm Tannenbaum liegen haben möchte, sendet eine Email mit dem Betreff „BÜRO“ an gewinne@saatkorn.com – viel Glück!
