kununu Studie Arbeitgebertreue: Interview + Download-Link

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Eine neue, repräsentative kununu-Studie zeigt: Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland fühlt sich ihren Arbeitgebern überraschend eng verbunden. Drei Viertel von ihnen sprechen von einer starken emotionalen Bindung. Gleichzeitig haben sie allerdings den Eindruck, dass diese Treue von Unternehmensseite oft kaum wahrgenommen oder wertgeschätzt wird. Stehen viele Beschäftigte ihrem Arbeitgeber also näher als diese das zu schätzen wissen? Warum Loyalität heute wieder auf die Agenda gehört und was Unternehmen konkret tun können, um Bindung und Vertrauen dauerhaft zu stärken, darüber spricht SAATKORN mit Dario Wilding, Head auf External Communications bei kununu.

SAATKORN: Zur Einstimmung: Bitte stelle Dich den SAATKORN-Leser*innen kurz vor und erzähle uns doch, was sich Neues bei kununu tut.
Dario Wilding: Sehr gerne! Mein Name ist Dario Wilding, ich verantworte die externe Kommunikation bei kununu. Wir sind die führende Arbeitgeber-Bewertungsplattform im deutschsprachigen Raum. Alleine in den letzten neun Monaten wurden bei uns fast zwei Millionen Workplace Insights abgegeben – wir arbeiten also nach wie vor kontinuierlich daran, die Transparenz auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu erhöhen – immer mit dem Ziel, Menschen bei ihren beruflichen Entscheidungen zu unterstützen. Für Arbeitgeber haben wir in den letzten Monaten verschiedene neue Angebote gestartet – beispielsweise die Hiring Extension, eine Jobs-Flatrate für das Employer Branding Profil – oder das Top Rated-Siegel Gehaltszufriedenheit. Neben der Weiterentwicklung unserer Plattform legen wir einen besonderen Fokus darauf, aktuelle Arbeitsweltthemen durch Studien und Whitepaper sichtbar zu machen – auch und gerade, wenn es um emotionale Themen am Arbeitsplatz geht. Arbeitgebertreue ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Hier geht es um die Loyalität vieler Menschen zu ihrem Arbeitgeber, die viel höher ist als viele Menschen, das bei einer zunächst oberflächlichen Betrachtung vielleicht erwarten.

Arbeitgebergtreue-Studie mit > 1.000 Befragten

SAATKORN: Wie Du sagst, habt Ihr eine umfangreiche Studie zum Thema Arbeitgebertreue durchgeführt. Wie war das Setting der Analyse und welche Zielsetzung hattet Ihr dabei?
Dario Wilding: Wir haben gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut bilendi eine repräsentative Befragung unter Arbeitnehmer*innen durchgeführt. Befragt wurden 1.022 Beschäftigte in Deutschland – zu gleichen Teilen Männer und Frauen, überwiegend Vollzeitbeschäftigte, mit einem Durchschnittsalter von knapp 40 Jahren. Ziel war es, ein klares Bild davon zu bekommen, wie stark die emotionale Bindung von Beschäftigten an ihre Arbeitgeber ist, wie diese Loyalität im Arbeitsalltag gelebt wird – und wie Unternehmen damit umgehen. Dazu haben wir nun umfangreiche Erkenntnisse sammeln können, die wir mit den mehr als 13 Millionen Insights zu Arbeitgebern, die auf kununu.com hinterlassen wurden und werden, bestens matchen können.

Schwache Anerkennung für starke Loyalität

SAATKORN: Die Ergebnisse Eurer Umfrage zeigen, dass sich viele Beschäftigte ihrem Arbeitgeber überraschend eng verbunden fühlen. Welche Faktoren erklären diese starke emotionale Bindung aus Deiner Sicht?
Dario Wilding:  Unsere Daten zeigen, dass rund drei Viertel der Beschäftigten eine starke emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber empfinden – ein überraschend hoher Wert, zumal jede*r Fünfte (21 Prozent) diese Bindung sogar als sehr stark beschreibt. Interessant ist zudem, dass sich diese Bindung nicht nur aus der Dauer der Betriebszugehörigkeit speist, sondern vor allem auch aus zwischenmenschlichen Faktoren. Dazu gehören Loyalität zu Kolleginnen und zur direkten Führungskraft, Identifikation mit den Produkten oder Werten des Unternehmens und der freiwillige Einsatz über das Geforderte hinaus. Besonders interessant ist: Auch junge Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren sowie Akademikerinnen fühlen sich ihrem aktuellen Unternehmen besonders stark verbunden – das widerlegt die vielfach geäußerte These, dass Loyalität ein reines „Old-School“-Phänomen sei.

kununu-Arbeitgebertreue-Studie-2025-Loyalitaet

SAATKORN: Wir sehen also eine überraschend hohe Loyalität auf Mitarbeiterseite. Auf der anderen Seite kritisieren aber viele Beschäftigte gleichzeitig, dass ihre Treue kaum wahrgenommen oder gewürdigt wird. Was sagen Eure Daten zu diesem Phänomen?
Dario Wilding: Das ist tatsächlich eines der tiefgreifenden Ergebnisse unserer Studie. Denn nur 45 Prozent der Beschäftigten sagen, dass ihre Loyalität von ihrem Arbeitgeber wahrgenommen und auch wertgeschätzt wird. Ein Drittel hat hingegen das Gefühl, dass ihre Treue zwar registriert, aber nur kommentarlos hingenommen wird. Noch alarmierender: Fast jede*r Fünfte berichtet sogar davon, dass die eigene Loyalität überhaupt nicht wahrgenommen wird. Jeder Zweite sieht also ein Wahrnehmungsproblem auf Unternehmensseite. Das führt zu einer gefährlichen Schieflage im Binnenverhältnis zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten: Die Arbeitnehmenden bringen auf der einen Seite aus ihrer Sicht emotional sehr viel ein, bekommen dafür aber kaum Resonanz. Keine Frage: Das ist langfristig eine riskante Konstellation für Arbeitgeber.

SAATKORN: Besonders interessant, weil auf den ersten Blick widersprüchlich, an Eurer Umfrage ist, dass fast 80 % der Befragten Arbeitgebertreue inzwischen für ein auslaufendes Konzept halten. Wie erklärst Du diesen Graben zwischen gelebter Treue und gleichzeitiger Skepsis gegenüber ihrer Zukunft?
Dario Wilding: Das zeigt, dass wir es mit einem klassischen Erwartungs- und Enttäuschungseffekt zu tun haben. Beschäftigte sind loyal, erleben aber, dass dies von Arbeitgeberseite kaum belohnt wird. Daraus entsteht Frust, der sich in der Einschätzung niederschlägt, dass Arbeitgebertreue ein Konzept von gestern sei. Treue funktioniert eben nicht als Einbahnstraße – sie lebt von Gegenseitigkeit. Wenn Unternehmen Loyalität nicht aktiv anerkennen, verliert sie für viele Beschäftigte ihren Sinn. Es besteht daher die Gefahr, dass die aktuell hohen Loyalitätswerte irgendwann wieder sinken.

Generation-Clash

SAATKORN: Eure Daten zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Generationen – in erster Linie, was deren Bild voneinander angeht. Wie sieht das aus?
Dario Wilding: Wir sehen, dass jüngere Beschäftigte ihre Eltern oder die Generation 50 plus oft als loyaler wahrnehmen als sich selbst und das, obwohl sie sich ja selbst schon als durchaus arbeitgebertreu einschätzen. Umgekehrt bestätigen auch die Älteren dieses Bild. Loyalität scheint also aus Sicht der Altersklassen selbst eine Generationenfrage zu sein. Unternehmen, die generationenübergreifend Loyalität fördern wollen, sollten deshalb die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen, wenn es um Wertschätzung von Loyalität geht. Bei älteren Generationen speist sich diese aus der langjährigen Tätigkeit für einen Arbeitgeber, bei jungen Menschen geht es mehr um die situative Anerkennung von Leistung und Einsatz.

Leadership und Arbeitgebertreue

SAATKORN: Auch Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle, wenn es um die Verstärkung oder auch das Schwächen von Loyalität geht. Wie werden sie dieser Rolle aktuell gerecht?
Dario Wilding: Hier zeigt unsere Studie eine deutliche Ambivalenz. Einerseits sagen 76 Prozent der Beschäftigten, dass sie Loyalität gegenüber ihrer direkten Führungskraft empfinden, was ein absolut starkes Signal ist und für gute Arbeit von Führungskräften spricht. Andererseits nennen Beschäftigte schlechte Kommunikation, unfaire Personalentscheidungen oder Führungsfehler als häufigste Gründe, warum ihre Treue ins Wanken geraten kann. Klar ist: Wertschätzung durch Vorgesetzte ist einer der wichtigsten Faktoren für langfristige Arbeitgebertreue. Wenn Führung gelingt, entsteht ein stabiles Vertrauensverhältnis. Wenn sie scheitert, führt das schnell zu Loyalitätskrisen. Das ist übrigens ein Aspekt, den wir auch in zahlreichen kununu-Bewertungen beobachten. Führungskräfte und ihr Umgang mit Mitarbeitenden werden neben Gehaltsthemen am häufigsten auf unserer Plattform bewertet und anhand des Feedbacks, das unsere Nutzenden hier hinterlassen, sehen wir: Hier geht es um einen Bereich, in dem Arbeitgeber ganz viel gewinnen, aber eben auch an Boden gegenüber ihrem arbeitgeberseitigen Wettbewerb verlieren können.

SAATKORN: Mehr als ein Drittel der Beschäftigten berichten davon, dass ihre Loyalität im vergangenen Jahr auf die Probe gestellt wurde – häufig wie gerade angemerkt durch schlechte Kommunikation oder Führungsfehler. Was ist die Gefahr, die mit solchen Loyalitätskrisen für Arbeitgeber verbunden ist?
Dario Wilding: Die Gefahr ist, dass stille Kündigungen oder tatsächliche Jobwechsel erfolgen. Denn eines ist im zwischenmenschlichen Bereich ein ungeschriebenes Gesetz: Einmal verlorenes Vertrauen ist schwer zurückzugewinnen. Wenn Beschäftigte das Gefühl haben, dass ihre Loyalität enttäuscht wird, sinken Motivation und Bindung deutlich. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und eines sicherlich schon bald zurückkehrenden Kandidatenmarktes können sich Unternehmen solche Loyalitätskrisen nicht leisten. Sie führen zu Fluktuation, Wissensverlust und sinkender Arbeitgeberattraktivität – und schaden damit unmittelbar der Wettbewerbsfähigkeit.

Gründe für Infragestellen der Arbeitgebertreue kununu Arbeitgebertreue Studie SAATKORN

Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber

SAATKORN: Welche Schritte sollten Arbeitgeber aus Deiner Sicht ganz konkret gehen, um Loyalität sichtbar zu machen und dauerhaft zu fördern?
Dario Wilding: Unsere Handlungsempfehlungen, die unserem Whitepaper zur Studie noch einmal ausführlicher zusammengetragen sind, lassen sich in drei zentrale Botschaften zusammenfassen. Erstens: Anerkennung muss sichtbar und regelmäßig erfolgen – kleine Zeichen der Wertschätzung machen einen großen Unterschied. Mitarbeitende müssen im Arbeitsalltag erleben, dass ihre Loyalität gesehen und anerkannt wird. Zweitens: Führungskräfte brauchen gezielte Unterstützung, um Loyalität im Team zu fördern, etwa durch Training in Kommunikation und Feedback. Drittens: Loyalität darf nicht nur gefordert, sondern muss auch belohnt werden. Zudem: Wenn Unternehmen transparent machen, was sie unter Loyalität verstehen und wie sie darauf reagieren, entsteht Vertrauen. Loyalität ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von Haltung und Struktur. Das gilt für beide Seiten in einem Unternehmen.

SAATKORN: Du hast es bereits gesagt, Ihr habt ein Whitepaper zum Thema erstellt, in dem Ihr in aller Ausführlichkeit noch einmal alle Ergebnisse Eurer Studie darlegt. Warum lohnt es sich für Unternehmen, das Whitepaper zur Arbeitgebertreue herunterzuladen – und welchen Mehrwert bietet es HR-Verantwortlichen ganz praktisch im Alltag?
Dario Wilding: Das Whitepaper bietet einen umfassenden Überblick über die emotionale Bindung von Beschäftigten in Deutschland. Es liefert nicht nur Daten, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen, die direkt in der HR-Praxis umsetzbar sind – von Feedbackformaten über generationensensible Maßnahmen bis hin zu Führungsthemen. Für HR-Verantwortliche ist es eine guter Inhaltlicher Impuls, um Loyalität nicht dem Zufall zu überlassen, sondern gezielt zu fördern. In einer Zeit, in der Arbeitgeberbindung zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird, bietet das Whitepaper wertvolle Orientierung und konkrete Ansätze zum Handeln.

Weiterführende Links:

Interessierte Arbeitgeber können sich das kununu-Whitepaper HIER kostenfrei hier runterladen.

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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