JobTeaser Karrierebarometer – Interview mit Svenja Rausch
JobTeaser Karrierebarometer 2022
Das JobTeaser Karrierebarometer wird inzwischen zum Standard hier auf SAATKORN. Wie bei den letzten Editionen konnte ich auch dieses Mal wieder mit Svenja Rausch, Head of Communication & Marketing DACH, sprechen. Und es gibt eine ganze Menge Neues. Auf geht’s!
Wachstumskurs
SAATKORN: Svenja, schön dass du bei JobTeaser wieder am Start bist! In diesem Jahr ist bei Euch einiges passiert. Was waren die größten Themen aus deiner Sicht?
Vielen Dank, dass du Zeit für uns gefunden hast, Gero. Wie du sagst, ist bei JobTeaser dieses Jahr viel Neues passiert. Wir sind heute die führende Plattform in Recruiting und Karriereorientierung für den akademischen Nachwuchs in Europa. Unser einzigartiges Netzwerk verbindet fünf Millionen Studierende und Absolvent:innen, 250.000 Personaler:innen und 750 Hochschulen in 25 Ländern. In den letzten 10 Monaten haben wir 200 Stellen besetzt und sind nun fast auf 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen – und haben immer noch vor zu wachsen!
SAATKORN: Ein satter Sprung. Wie kommt das?
Das kommt, weil wir Gas geben im Recruiting unserer Teams, um JobTeaser als Plattform und App im Bereich der Karriereorientierung für Studierende und junge Absolvent:innen weiterzuentwickeln und in Deutschland sowie weiteren europäischen Ländern als führend zu etablieren. Außerdem konnten wir mit der Integration des dänischen Start-ups Graduateland viele neue Talente gewinnen und können unser Angebot nun auch den Studierenden und Arbeitgebern in den skandinavischen Ländern über unsere Career Center vor Ort zur Verfügung stellen.
Psychometrische Tests
SAATKORN: Und wie hat sich dieses Angebot weiterentwickelt?
Für Studierende und junge Absolvent:innen haben wir produktseitig zum Beispiel zwei psychometrische Tests in das Angebot mit aufgenommen: Marco, mit der Fragestellung „Was sind meine persönlichen Stärken in Bezug auf meine Arbeit?“, und Freya zu „Was sind meine Werte in Bezug auf die Arbeitswelt?“. Denn wir wissen aus dem jüngst erschienenen Karrierebarometer Young Talents, dass Studierende Orientierung auf dem Arbeitsmarkt suchen, weil sie wirklich lost sind. Ein Test kann helfen, die eigenen Stärken und Werte zu ermitteln, die eigene Berufswahl zu präzisieren und gezielter auf die Suche nach einem Praktikum oder dem ersten Job nach dem Abschluss zu gehen.
JobTeaser Karrierebarometer Young Talents
SAATKORN: Du erwähnst Euer JobTeaser Karrierebarometer Young Talents – was war das Setting der 2022er Studie?
Das JobTeaser Karrierebarometer ist nun zum sechsten Mal erschienen. Wir haben im April 2020 damit begonnen, Stimmen von Studierenden auf dem deutschen Campus zum Thema einzufangen, wie sich die Orientierung am Arbeitsmarkt für die junge Generation gestaltet. Für die letzte Ausgabe im September haben wir über den Sommer 1.959 Studierende und junge Absolventinnen mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung per Onlinefragebogen in unserem deutschen Netzwerk befragt.
Gen Z mit großen Zukunftsängsten
SAATKORN: Was sind aus deiner Sicht die wesentlichen Erkenntnisse? Wie tickt die Gen Z 2022?
Entgegen der faktischen Lage des von Fachkräftemangel und demografischer Entwicklung erschütterten Arbeitsmarkts, hat die Gen Z große Sorgen um ihre unmittelbare berufliche Zukunft. 44 Prozent der Studierenden und 59 Prozent der Absolvent:innen fürchten zum Beispiel, ihr Leben nicht finanzieren zu können. Seit unserer ersten Befragung Anfang 2020 hat das konstant zugenommen: Im April 2020 hatten 25 Prozent der Studierenden finanzielle Sorgen, ein halbes Jahr später 30 – mittlerweile sind das konkrete Zukunftsängste und existenzielle Nöte! Geprägt von den erfahrenen finanziellen Einbußen während der Pandemie und der jetzigen Inflation.
Generell sorgen sich 78 Prozent der Studierenden und 93 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche um ihren beruflichen Lebensweg. Unter Studierenden hat sich dieser Wert seit 2020 mehr als verdreifacht. Und ganz grundlegend haben 86 Prozent keine wirkliche Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft, weil sie gar nicht mehr wissen, was auf sie zukommt.
Gehalt nach wie vor sehr relevant
SAATKORN: Das ist in der Tat aussagekräftig. Wie steht es um die Ansprüche und Anforderungen der Gen Z?
Die junge Generation macht sich viele Gedanken darüber, wie sie arbeiten möchte und was ihr bei der Arbeitgeberwahl wichtig ist. Als wichtigstes Kriterium nennen 59 Prozent der Studierenden und 93 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche das Gehalt, was angesichts der genannten Sorgen ziemlich verständlich ist. An zweiter Stelle folgt mit 54 Prozent die Work-Life-Balance, die bis 2021 noch am wichtigsten war – und auch wichtig bleibt. Überhaupt hält die Gen Z trotz existenzieller Sorgen an ihrem Wertesystem fest: Jeweils 83 Prozent wünschen sich, dass sowohl ihre Tätigkeit als auch ihr künftiger Arbeitgeber sinnstiftend sind, und 70 Prozent wollen dabei in den nächsten zehn Jahren Führungsverantwortung übernehmen.
Neue Erkenntnisse aus der Studie
SAATKORN: Gibt es gegenüber der Studie aus dem letzten Jahr Überraschungen?
Durchaus, ja. Überrascht hat uns zum Beispiel die massive und konkrete Sorge, weil wir davon ausgegangen sind, dass sich der Fachkräftemangel auch bis an die Hochschulen herumgesprochen haben sollte. Das passt eigentlich nicht zur Attitüde einer Generation, die von Arbeitgebern als sehr selbstbewusst und fordernd wahrgenommen wird.
Wirklich überrascht hat uns die neu hinzugekommene Sorge, sich nicht in ein Team integrieren zu können. Die wird erstmals von 34 Prozent der Absolvent:innen auf Jobsuche genannt. Die sozialen Kompetenzen haben in zwei Jahren pandemiebedingter Isolation also merklich gelitten.
Dennoch hat der Großteil seine Schlüsse aus der sozialen Isolation gezogen, denn der Trend geht wieder ins Office: 25 Prozent wollen wieder überwiegend oder ausschließlich im Büro arbeiten, 59 Prozent in einem hybriden Mix aus Remote-Arbeit und Büro. Ein Jahr zuvor war das Homeoffice ja noch zum „neuen Normal“ avanciert.
Sicherheit extrem wichtig
SAATKORN: Was macht Arbeitgeber für die Gen Z besonders interessant? Welche Bedürfnisse oder auch Ängste bestehen hier?
Laut der Studienergebnisse sucht diese Generation bei Arbeitgebern aktuell Sicherheit. Inzwischen können sich 54 Prozent der Befragten vorstellen, mindestens zehn Jahre oder gar unbefristet bei einem einzigen Arbeitgeber zu arbeiten – und 73 Prozent wünschen sich einen unbefristeten Vertrag. Was nach der lang anhaltenden Anspannung und der aktuellen Unsicherheit kaum verwunderlich ist. Die Work-Life-Balance widerspricht dem übrigens keineswegs, denn geschützte Räume sind ja gerade in Krisenzeiten wichtig.
Handlungsempfehlungen für HR
SAATKORN: Welche Handlungsempfehlungen leiten sich daraus für HR-Teams ab?
Aus unserer Sicht ist es nun immens wichtig, dass Unternehmen ihre Tore weit aufmachen und zeigen, was für potenzielle Mitarbeiter:innen drin ist. Dass Personalverantwortliche schon am Campus Präsenz zeigen, Orientierung geben und Hilfestellung bieten. Wenn 86 Prozent der jungen Talente keine klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben, brauchen sie echte Wegweiser! Und wenn Absolvent:innen mittlerweile sogar befürchten, sich nicht ins Team integrieren zu können, dann gilt es, Brücken für die Jobeinsteiger:innen zu bauen. Empfehlenswert ist auch, die existenziellen Sorgen ernstzunehmen und ihnen mit bezahlten Praktika, Werkstudierendenstellen oder auch der Vergabe von Stipendien entgegenzuwirken.
Siebte Edition in Planung
SAATKORN: Wird es auch in 2023 wieder ein JobTeaser Karrierebarometer geben?
Das Karrierebarometer Young Talents hat sich mit der sechsten Edition am Markt etabliert und wir bereiten gerade die nächste Ausgabe vor. Es wird spannend zu sehen, wie sich die dokumentierten Wahrnehmungen der Studierenden und jungen Absolvent:innen mit der aktuellen Situation und den bevorstehenden Herausforderungen verändern werden. Wir sind sehr gespannt und berichten dann natürlich wieder gerne.
SAATKORN: Darauf bin ich auch schon gespannt. Danke dir für das tolle Gespräch Svenja!
Das komplette JobTeaser Karrierebarometer Young Talents mit weiteren spannenden Ergebnissen und einer tieferen Analyse ist HIER kostenlos zum Download verfügbar. Und HIER geht’s zur JobTeaser Website.
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