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index Recruiting Report

Alle Jahre wieder erscheint der index Recruiting Report – in meinen Augen stets lesenswert. Auch dieses Jahr mit interessanten Erkenntnissen. Zum Beispiel: Employer Branding ist eines der wichtigsten HR Themen – allerdings glauben die meisten HR Abteilungen damit alleine klar zu kommen (was man ja an den immer gleichen Kampagnen auch schön sehen kann). Dazu weiter unten mehr. Jetzt aber erstmal ins Interview mit Philipp Weber-Diefenbach, Leiter Marketing & PR bei index Internet und Mediaforschung GmbH. Auf geht’s:

saatkorn.: Herr Weber-Diefenbach, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.

Philipp Weber-Diefenbach

Wir von index HR-Marketing verstehen uns als Unternehmensberatung für Employer Branding und Personalmarketing und unterstützen Firmen bei der Ausarbeitung und Umsetzung entsprechender Strategien. Unsere Vorgehensweise ist dabei ganzheitlich ausgerichtet und nimmt starken Bezug auf den Stellenmarkt und seine Entwicklungen. Grundlage hierfür sind einerseits die Stellenmarktdaten von index Anzeigendaten, dem europäischen Marktführer im Bereich Stellenmarkt-Auswertungen, andererseits die Studien und Umfragen, die wir mit unserem Geschäftsbereich index Research durchführen – wie zum Beispiel den Recruiting Report. Ich selbst bin mittlerweile seit rund 15 Jahren in verschiedenen Funktionen bei index und leite seit 2012 den Bereich HR-Marketing Services.

saatkorn.: Kürzlich ist der index Recruiting Report 2015/2016 erschienen. Wen haben Sie wann zu welchen Themen befragt?
Befragt wurden insgesamt rund 1.700 Unternehmen aus der D-A-CH-Region sowie aus den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Schweden und Dänemark. In Deutschland haben sich 398 Firmen beteiligt. Alle Teilnehmer-Unternehmen waren dabei in den sechs Monaten vor Beginn der Umfrage mit Stellenanzeigen aktiv auf Mitarbeitersuche, so dass die jeweiligen Antworten vor dem Hintergrund eines tatsächlich bestehenden Personalbedarfs verstanden werden können. Angeschrieben wurden die Kontakte aus den Personalabteilungen. Die Informationen haben also einen gewissen Praxisbezug.

 

Teils drastischer Bewerbermangel

saatkorn.: Hier für den Blog sind ja insbesondere die Themen Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting von Interesse. Was sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen index Recruiting Report bezogen auf Deutschland? Welchen Stellenwert haben die Themen auch gegenüber den Vorjahren?
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation bei der Personalsuche kaum verändert – die Teilnehmer klagen in fast allen Bereichen über Bewerbermangel, der teilweise drastische Ausmaße angenommen hat. So bekommen etwa zwei Drittel der Unternehmen nicht genügend Bewerbungen von berufserfahrenen Fachkräften mit akademischem Abschluss. Selbst bei den Hochschulabsolventen und Young Professionals, die am Ende der Liste stehen, erhalten noch 39 Prozent der deutschen Unternehmen nicht genügend passende Bewerbungen.

Betrachtet man die Maßnahmen, die von den Unternehmen im Recruiting eingesetzt werden, und vor allem auch die Verteilung der Budgets, so sieht es allerdings eher wie „business as usual“ aus. Nach wie vor werden im Durchschnitt zwei von drei Euro des Recruiting-Budgets für Stellenanzeigen ausgegeben. Diese bringen auch anteilig gesehen die meisten neuen Mitarbeiter – strukturelle Probleme, etwa in der Außenwahrnehmung des Unternehmens können so allerdings nur bedingt gelöst werden.

index Recruiting Report: Employer Branding wichtigster Trend

saatkorn.: Auf den ersten Eindruck scheint Employer Branding ja weiterhin als sehr bedeutsam gesehen zu werden, 56 % der befragten deutschen Personaler glauben, dass ihr jeweiliges Unternehmen Probleme bei der Außendarstellung als Arbeitgeber hat. Demgegenüber scheint die Bedeutung von Employer Branding deutlich gegenüber dem Vorjahr gesunken zu sein. Wie passt das zusammen?
Employer Branding wird, wie schon in den Vorjahren, von den Personalern als wichtigster Trend im Recruiting gesehen. Allerdings hat mittlerweile das Active Sourcing stark an Bedeutung gewonnen. Es ist möglich, dass einige Unternehmen hier glauben, eine Alternative zur Arbeitgebermarkenstrategie gefunden zu haben – ohne zu berücksichtigen, dass die beste Direktansprache nicht funktionieren wird, wenn das Arbeitgeberimage nicht stimmt.

Besonders nachdenklich macht die Tatsache, dass die Unternehmen fast vollständig auf externe Unterstützung bei der Arbeitgebermarke verzichten. Employer Branding Dienstleister haben für rund zwei Drittel der Teilnehmer keinerlei Bedeutung, lediglich 2 Prozent geben hier große und rund 11 Prozent mittlere Bedeutung an. Das ist schon erstaunlich, wenn man berücksichtigt, wie komplex die Ausarbeitung einer Arbeitgebermarke in der Praxis ist und wie stark interne Hindernisse und „Betriebsblindheit“ die Markenentwicklung negativ beeinflussen können.

saatkorn.: Welche Handlungsempfehlungen geben Sie den HR Abteilungen basierend auf dem index Recruiting Report?
Die Personalabteilungen müssen sich auf den Spagat zwischen dem kurzfristigen Recruiting-Erfolg und der vorausschauenden Strategie-Entwicklung einstellen. Das geht nur, wenn sowohl innovativ als auch pragmatisch, vor allem aber auch strategisch gedacht wird. Dazu gehört ein gewisses Maß an Risikobereitschaft für „Trial and Error“ genauso wie das kontinuierliche Prüfen, Analysieren und Optimieren der eingesetzten Maßnahmen. Insbesondere weil die Möglichkeiten im Recruiting immer vielfältiger und komplexer werden und die Erfolgschancen bei neuen Methoden kaum voraussehbar sind.

saatkorn.: Wie werden sich ihrer Meinung nach die Themen Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting in den nächsten Jahren entwickeln?
Ich hoffe sehr, dass das Recruiting in absehbarer Zeit flächendeckend als das erkannt und anerkannt wird, was es ist – nämlich absolute Grundvoraussetzung für den Unternehmenserfolg. Erst wenn das der Fall ist und der Chief Recruiting Officer den gleichen Stellenwert im Unternehmen hat wie z. B. der Finanz- oder Vertriebs-Chef, sind die Unternehmen auf die kommenden Probleme vorbereitet. Das bedeutet natürlich auch, dass die Anforderungen an die Personalabteilungen weiter steigen werden. Im Gegensatz zu heute hoffentlich mit dem Unterschied, dass die Recruiting-Budgets und -Ressourcen den Aufgabenstellungen angepasst werden.

saatkorn.: Herr Weber-Diefenbach, vielen Dank für das Interview.

Der index Recruiting-Report 2015/2016 kann für 190 Euro zzgl. Mehrwertsteuer unter www.index-hr.de/recruiting-report2016/ bestellt werden.

 

 

 

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