#foodforthought:
Das Kaninchen und die Schlange – Deutschlands KI-Paralyse
Willkommen zu einer neuen Ausgabe von SAATKORN #foodforthought – meiner Blog- und Podcast-Kolumne zu aktuellen Themen, die mich bewegen. Mein Kollege Ingolf Teetz hatte mir seine Gedanken zur deutschen KI-Paralyse gesandt – unter dem schönen Titel „Das Kaninchen und die Schlange“. Seine Perspektive: Die KI-Entwicklung ist längst da. Sie verändert Medien, Industrie, Robotik, Produktion – und sie macht das ohne Rücksicht darauf, ob wir in Berlin, München oder Brüssel dafür schon bereit sind.
Hier gibt’s den Mini-Podcast dazu:
Das deutsche Zaudern
Während die Welt in atemberaubendem Tempo an neuen KI-Technologien, Geschäftsmodellen und industriellen Revolutionen arbeitet, scheint Deutschland oft wie eingefroren: gebannt, beeindruckt – aber unbeweglich. Es wirkt manchmal wie eine KI-Paralyse. Deutschlands Haltung zur KI ist eine Mischung aus Faszination und Angst. In Talkshows, Ministerien und Vorstandsetagen wird endlos diskutiert:
-
Ist KI gefährlich?
-
Was bedeutet KI für Datenschutz und Ethik?
-
Wie können wir – gern im voraus – regulieren?
Unterdessen investieren die USA und China Summen, die unsere Programme wie Fördergeld-Taschengeld aussehen lassen. Die neuen Studios der Medienbranche entstehen in Rechenzentren – nicht in Babelsberg. Maschinen entwerfen Maschinen. KI-Modelle optimieren Produktionsprozesse in Echtzeit.
Und wir? – Wir schreiben Leitfäden. Das Problem: Wer zu lange wartet, setzt nicht mehr die Standards – er bekommt sie vorgesetzt.
Europas Weggabelung
Wir stehen in Europa vor einer historischen Weggabelung: Europa muss eigene Systeme entwickeln – Hardware, Chips, Modelle, Rechenzentren. Nur Software bauen reicht nicht mehr. Ohne digitale Souveränität bleibt jede KI-Strategie ein leeres Versprechen. Kurz gesagt:
Wir müssen handeln, bevor wir nur noch Datendienstleister für andere werden.
Warum Deutschland trotzdem gewinnen kann
Auch ich sehe die Lage kritisch – aber nicht hoffnungslos. Denn trotz aller Lähmung haben wir Stärken, die im KI-Zeitalter extrem relevant sein können. Außerdem bin ich Optimist und glaube an unsere Zukunft. Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir wirklich in einer KI-Paralyse stecken. Für meinen Optimismus sehe ich folgende Gründe:
1. Qualität schlägt Geschwindigkeit
In sensiblen Bereichen wie Industrie, Energie, Gesundheit oder Mobilität zählt Verlässlichkeit oft mehr als Tempo. Wenn Deutschland KI baut, die robust, sicher und präzise ist, können wir globale Standards setzen.
2. Unsere industrielle Tiefe ist ein Joker
Deutschland hat Industrien, die weltweit einzigartig sind: Maschinenbau, Chemie, Pharma. Wenn KI dort tief eingreift, dann nicht kosmetisch – sondern radikal.
Wer KI in reale Wertschöpfung integriert, hat einen echten Wettbewerbsvorteil.
3. Europa kann ein starkes eigenes Ökosystem bauen
Wir haben die Chance, gemeinsam mit europäischen Partnern etwas aufzubauen, das technologisch und wertebasiert überzeugt. Und Deutschland kann als stärkste Industrienation eine Schlüsselrolle spielen. Aber dafür müssen wir raus aus dem Stand-by-Modus. Weg vom Zögern – hin zum Gestalten.
Was meinst du?
Stecken wir tatsächlich in der KI-Paralyse und hocken gebannt wie das Kaninchen vor der Schlange? Oder gestalten wir die KI-Zukunft bereits ausreichend selbst – als Deutschland und als Europa?
Ich freue mich sehr auf dein Feedback und deine Perspektive.
Wenn dir diese Episode gefallen hat:
Abonniere gerne HIER meinen kostenlosen SAATKORN-Newsletter.
Jeden Sonntag bekommst du alle Artikel, Podcasts, News und Verlosungen direkt ins Postfach – übersichtlich und ohne etwas zu verpassen.
