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Studie: Attraktive Jobs für Fachkräfte

Attraktive Jobs für Fachkräfte – es gibt eine neue Studie zu diesem relevanten Thema. Relevant, denn es gibt kaum ein Unternehmen, das nicht von Fachkräfteengpässen betroffen ist. Um passende Talente von sich zu überzeugen, muss man zunächst die Zielgruppe verstehen: Was brauchen Fachkräfte mit Berufsausbildung, um sich im Job wohlzufühlen? Wann sind Unternehmen für Fachkräfte attraktiv? Ich hatte Gelegenheit, zur Studie „Attraktive Jobs für Fachkräfte“ mit meinestadt.de Geschäftsführer Wolfgang Weber zum War for Talents, der längst nicht mehr nur um ITler und Ingenieure geführt wird, zu sprechen. Auf geht’s:

saatkorn.: Herr Weber, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen kurz vor.

Wolfgang Weber von meinestadt.de
Wolfgang Weber von meinestadt.de

Mein Name ist Wolfgang Weber und ich bin inzwischen seit über 10 Jahren im Stellenmarkt- Geschäft tätig. Bei meinestadt.de bin ich seit Januar als Geschäftsführer an Bord. Wir bieten seit mehr als 10 Jahren den größten Stellenmarkt für Fachkräfte mit Berufsausbildung und haben bereits früh erkannt, wie wichtig gut ausgebildete Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt sind.

saatkorn.: meinestadt.de hat eine neue Studie zum Thema „Attraktive Jobs für Fachkräfte“ durchgeführt. Worum geht es genau?
Wir haben 2.078 Fachkräfte mit Berufsausbildung befragt, welche Faktoren darüber entscheiden, dass sie sich im Job wohlfühlen und was ihnen bei der Wahl eines Arbeitgebers wichtig ist. Im Herbst 2017 haben wir dazu bereits eine Pilotstudie durchgeführt, bei der herauskam, dass Fachkräfte das Thema Sicherheit mit großem Abstand am wichtigsten bewerten – noch weit vor Karriere und Gehalt. In der aktuellen Vertiefungsstudie haben wir konkret nachgefragt, woran Fachkräfte Sicherheit festmachen.

saatkorn.: Heutzutage sehnen sich ja viele Menschen nach Sicherheit. Was vermittelt nicht- akademischen Zielgruppen auf Basis der Studie „Attraktive Jobs für Fachkräfte“ das Gefühl eines sicheren Arbeitsplatzes?

Ein unbefristeter Vertrag ist für über zwei Drittel der größte Sicherheitsfaktor, dicht gefolgt von der pünktlichen Gehaltszahlung, die 62 Prozent der Befragten Sicherheit vermittelt. Während es für Akademiker meist selbstverständlich ist, ihr Gehalt pünktlich ausgezahlt zu bekommen, beklagen Nicht-Akademiker in einzelnen Branchen häufig Unregelmäßigkeiten bei der Auszahlung der Vergütung. Auch dieses Bedürfnis können Unternehmen gezielt in Stellenausschreibungen adressieren, um sich Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte zu verschaffen. Darüber hinaus gibt auch die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens knapp 40 Prozent der Befragten Sicherheit.

saatkorn.: Inwiefern spielt die Unternehmensgröße hier eine Rolle?
Studienteilnehmer, die in Unternehmen mit großer Mitarbeiteranzahl tätig sind, setzen neben den genannten Top 3 Kriterien in Sachen Sicherheit auch auf Tarifverträge. Aufschlussreich war zudem die Frage, welcher Unternehmenstyp gefühlt am meisten Sicherheit vermittelt. Der deutsche Mittelstand schneidet hier mit einem deutlichen Vertrauensvorschuss ab. Dahinter folgen Großunternehmen mit rund 21 Prozent. Kleine Unternehmen hingegen genießen mit gerade mal 10 Prozent verhältnismäßig wenig Vertrauen unter den Befragten.

Attraktive Jobs Studie_Unternehmenstyp und Sicherheit

Umso wichtiger, dass gerade familiengeführte Kleinbetriebe im Employer Branding auf die Kommunikation von Sicherheitsfaktoren achten. Großunternehmen, globale Konzerne sowie Start-Ups bilden das Schlusslicht in puncto Sicherheit.

saatkorn.: Was brauchen Fachkräfte neben dem Sicherheitsgefühl, um sich im Job wohlzufühlen?
Wir haben in unserer Studie „Attraktive Jobs für Fachkräfte“ herausgefunden, dass die Arbeit für über die Hälfte der Befragten mehr ist als der reine Broterwerb: 56 Prozent würden auch nach einem Lottogewinn weiterarbeiten. Der Job stellt also einen sinnstiftenden Faktor dar – “man wird gebraucht”, erfüllt einen guten Zweck oder erlebt sich als Teil einer Gemeinschaft. Die Arbeit gibt Sinn, Selbstbewusstsein und – neben dem Verdienst – ein starkes Wertgefühl und eine Bedeutung im Leben.

Grafik_Studie Attraktive Jobs

saatkorn.: Es sind also nicht nur Akademiker, die – so ja die geläufige Meinung – mit ihrem Job etwas Sinnstiftendes verbinden und sich im Job selbst verwirklichen wollen?
Ein Großteil nicht-akademischer Fachkräfte wertet den Job nicht nur pragmatisch als Verdienstmöglichkeit, sondern schreibt ihm eine Art emotionalen Nutzen zu. Gerade in Berufen, in denen man etwas „schafft“ und Ergebnisse sieht – vor allem im Handwerk – kann das Arbeiten gewissermaßen auch mit schöpferischer Zeit gleichgesetzt werden.

Der Schreiner produziert den Tisch, der Florist den Strauß, der Konditor die Torte. Diese Möglichkeit fehlt in einigen akademischen Berufen. Hier werden zwar auch Konzepte, Botschaften und Ziele geschaffen, größtenteils aber nichts direkt Greifbares. Das wirkt sich auch wesentlich auf die mit der Arbeit verbundene Sinnhaftigkeit aus.

saatkorn.: Und wann erleben Fachkräfte ihren Job als sinnstiftend?
Sinnhaftigkeit wird dabei in erster Linie mit „etwas mit der Arbeit bewirken können“ verbunden. Fast jeder Zweite stimmt dieser Aussage zu. Dieser Punkt ist gerade in sozialen Berufen oder Jobs mit viel Kundenkontakt wichtig. Hier ist Arbeit für viele mehr als nur finanzielle Vergütung. Es geht eben gerade darum, anderen Menschen zu helfen. Teil eines Teams aus tollen Kollegen zu sein sowie besonders gute Fähigkeiten im Beruf einbringen zu können, geben der Arbeit außerdem für einen Großteil der Befragten Sinn. Da „Karriere“ und „überdurchschnittliche Gehaltsperspektiven“ für nicht-akademische Fachkräfte weitaus weniger wichtig sind als für Akademiker, nimmt das Thema Sinnerfahrung umso mehr Bedeutung ein. Bei einigen klassischen Ausbildungsberufen denken viele nicht sofort an Selbstverwirklichung – doch besonders diese Berufe sollten wieder mehr Wertschätzung und ein besseres Image erhalten.

saatkorn.: Wie steht es um den Faktor Arbeitsklima? Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass das Arbeitsklima eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden am Arbeitsplatz einnimmt…
Das stimmt. Wir haben nachgefragt, was die Treiber für ein gutes Arbeitsklima sind. Hier rangieren die Aspekte Kollegenzusammenhalt und gegenseitiger Respekt mit Abstand auf den ersten beiden Plätzen. Fachkräfte mit Berufsausbildung sind klare Teamplayer und keine Einzelkämpfer. Wird das Arbeitsklima im Team insgesamt als schlecht eingestuft, liegt es bei jedem Zweiten an der fehlenden Wertschätzung für die eigene Arbeit – und die transportiert meistens der Chef. Dicht dahinter folgt das fehlende Vertrauen zur Führungskraft und nicht vorhandenes Lob für die Arbeit. Das offenbart eine allgemeine Führungsschwäche. Chefs gehören offensichtlich nicht zu den Haupttreibern einer guten Atmosphäre – das sind eher Kollegen – aber sie stellen einen wichtigen Hygienefaktor dar.

saatkorn.: Geld kann ja auch eine Art Wertschätzung sein. Welchen Stellenwert nimmt das Gehalt in der Studie „Attraktive Jobs für Fachkräfte“ ein?
In der Studie haben nur 17 Prozent angegeben, dass ihnen die Vergütung bei der Wahl eines Arbeitsgebers wichtig ist. Wenn man die Variablen gutes oder schlechtes Arbeitsklima vorgibt, wird ein sehr spannender Aspekt deutlich: Die Höhe des Gehaltes spielt für Fachkräfte mit Berufsausbildung interessanterweise nur dann eine ausschlaggebende Rolle, wenn von einem schlechten Arbeitsklima ausgegangen wird – nach dem Motto „dann wenigstens eine ordentliche Vergütung“ zur Kompensierung. Die Relevanz einer hohen Vergütung steigt unter einem schlecht wahrgenommenen Arbeitsklima um das Dreifache an. Und auch die Relevanz der Aufstiegschancen steigt unter diesen Voraussetzungen im Ranking signifikant an. Das ist für Arbeitgeber insofern von Interesse, als dass ein negativ empfundenes Unternehmens- und Arbeitsklima mit großer Wahrscheinlichkeit Gehaltsforderungen und Karriereoptionen deutlich wichtiger werden lässt.

saatkorn.: Was würden Sie Unternehmen mit auf den Weg geben, die händeringend nach Fachkräften suchen?
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Arbeitgeber stärker als bislang auf die Bedürfnisse und Erwartungen nicht-akademischer Bewerberzielgruppen schauen müssen. Zusammenfassend kann man sagen: Sicherheit, gute Kommunikation und Möglichkeiten, etwas zu bewirken – das sind für Fachkräfte die wichtigsten Aspekte, wenn es um einen attraktiven Beruf geht. Diese Inhalte sollten sowohl in Stellenanzeigen als auch in Bewerbungsgesprächen mit Kandidaten viel stärker berücksichtigt werden. Viele Studien belegen, dass Akademiker andere Prioritäten im Beruf setzen: Die Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, sowohl finanziell als auch im Hinblick auf die eigene Karriere, spielen eine größere Rolle. Noch zu häufig wird im Recruiting-Prozess nicht zwischen den Bedürfnissen beider Zielgruppen unterschieden. Eine andersartige Adressierung von Akademikern und Nicht-Akademikern und die Kommunikation relevanter Inhalte ist vor diesem Hintergrund aber entscheidend.

saatkorn.: Herr Weber, vielen Dank für das Interview rund um dieStudie „Attraktive Jobs für Fachkräfte“.

Über meinestadt.de
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