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Social Media Personalmarketing Innovator Marcus Reif im Interview

Social Media Personalmarketing Innovator Marcus Reif

Letzte Woche wurde er zusammen mit Robindro Ullah (noch Deutsche Bahn) und Florian Schrodt (Deutsche Flugsicherung) als einer der „Social Media Personalmarketing Innovatoren 2013“ ausgezeichnet: Marcus Reif, Leiter Recruiting und Employer Branding für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim Wirtschaftsprüfungs- und -beratungsunternehmen Ernst & Young. Eigentlich keine große Überraschung, ist der Recruiting und Employer Branding Experte und Hobby-Politiker doch mit seinem eigenen Blog, auf twitter, facebook, Pinterest oder YouTube und weiteren Kanälen omnipräsent. Grund genug, einmal genauer nachzufragen (und wer Lust und Laune hat, kann noch ein weiteres Interview mit Marcus beim geschätzten Kollegen Lutz Altmann vom Personalmarketingblog lesen). Auf geht’s:

saatkorn.: Marucs, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung als „Social Media Personalmarketing Innovator 2013“! Hast Du damit gerechnet, einmal diesen Preis zu bekommen?
Marcus Reif: Auf gar keinen Fall. Wie kann man mit so etwas rechnen. Es gibt in Deutschland ja nicht viele Auszeichnungen im Employer-Branding/Recruiting, die an eine Person gehen. Die Wahrscheinlichkeit ist doch gering, mal selbst einen Preis verliehen zu bekommen. Mich freut das auch gerade deshalb sehr, gibt es doch auch Rückenwind für meine Arbeit in die Organisation.

saatkorn.: Wie hat die Jury die Auszeichnung begründet?
Marcus Reif: Die Laudatio hielt Lutz Altmann. Ich war selbst überrascht über die vielseitige Perspektive. Lutz erwähnte das allgemeine Wirken im Personalmarketing und Employer-Branding, meinen Blog für regelmäßigen, lebendigen Content zum Thema Recruiting & Employer-Branding und dass diese Themen Employer Branding, Recruiting und Social Media meine Herzensangelegenheit und Passion sind.

Der O-Ton: „Interessierte Leser und Leserinnen finden auf dem Blog eine Vielzahl von fundiert recherchierten Beiträgen zu aktuellen Themen, Trends und Entwicklungen, die beweisen, das sich unser Preisträger als ausgewiesener Experte am Puls der Zeit orientiert und auch die Auseinandersetzung mit kritischen Themen nicht scheut. Sein Wirken im Unternehmen ist durch zum einen durch die Führung eines großen Bereichs, wie auch durch den Aufbau und die Weiterentwicklung der zur kontinuierlichen Steigerung der Dialogfähigkeit notwendigen Prozesse geprägt.“ Diese Sichtweise ehrt mich und erfreut ungemein.

saatkorn.: Social Media beschäftigt Dich ja beruflich wie privat. Erzähl uns doch ein wenig aus beiden Facetten Deines „Social Media Lebens“.
Marcus Reif: Social-Media ist fließend zwischen allen Facetten meines Lebens. Und ich hatte irgendwann für mich entschieden, die unterschiedlichen Facetten nicht mehr zu trennen. So wurde aus meinem Blog, den Facebook- und Twitterbeiträgen ein Mix aus Recruiting-Themen, alles rund um Employer-Branding sowie meinen Hobbys, allen voran die Politik und Fußball. Aus meiner Sicht geht es genau darum: als Person für Themen zu stehen, denen Menschen aus Interesse daran folgen. Marketing-Experten werden diesen „one size fits all“-Ansatz eher kritisieren 😉

saatkorn.: Welche Bedeutung misst Du Social Media im modernen Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting bei? – Nur ein additiver Kanal oder tatsächlich substantiell neu und andere Kanäle substituierend?
Marcus Reif: Ich arbeite seit 1997 im Recruiting-Markt. Damals stand die Internetseite eines Unternehmens als Trend im Vordergrund. Darauf folgten die Online-Stellenanzeigen, dann eine eigene Karriere-Seite des Unternehmens. Videos wurden relevant und später dann der Abschied von der E-Mail-Bewerbung hin zu strukturierten Bewerbungsformularen. Jeder Trend hat seine Zeit und wir erkennen, dass sich viele Trends zu Standards entwickelten. Bei Social-Media ist dies genauso. Das ist kein Trend mehr, sondern fester Standard im Dialog- und Sourcing-Mix. Dass dadurch andere Kanäle vollständig substituiert werden, glaube ich nicht. Was wir erleben, ist eine Verschiebung der eingesetzten Budgets und des Zeitinvestments in spezifische Kanäle. Social-Media gewinnt somit Anteile des Budgets und der Personalressourcen aus anderen Kanälen. Und das zu Recht. Der Kanal bietet deutlich mehr als die Publizierung von bunten Bildchen. Wir können wirklich in einen echten Dialog eintreten mit unserer Zielgruppe, die durch die einfach zugänglichen Informationen über Arbeitgeber natürlich viel kritischer agiert. Wir freuen uns auf diese Chance!

saatkorn.: Bei Deinem Arbeitgeber EY fällt ja die Ganzheitlichkeit der Kommunikation auf. Egal, ob Absolventenkongress, Facebook Seite, Website, Broschüre oder Film: alles zahlt auf die Botschaft ein, dass man bei EY „More than a Career“ hat. Was bedeutet das für Dich?
Marcus Reif: EY ist ein hoch attraktiver Arbeitgeber. Der Unterschied zu anderen, die mit uns im Rang der Top-Arbeitgeber stehen, ist das Produkt. Ein Automobilhersteller lebt ein Stück weit von seiner Produktmarke, die haptisch ist. Ein Dienstleistungsunternehmen muss hingegen eine leicht längere Geschichte erzählen. Wir kommen dadurch zum Karrieremehrwert – des Kandidaten, des Mitarbeiters für EY und EY für den Mitarbeiter.

saatkorn.: Wohin geht die Reise bei EY im Employer Branding? – Ihr sucht ja gerade einen neuen Employer Branding Manager (m/w). Was sind die besonderen Herausforderungen für diese Rolle kurz- und mittelfristig?
Marcus Reif: Das Employer-Branding beschreibt die ganze Breite der Wirkung eines Arbeitgebers. Die Meinung zu einem Unternehmen aus Sicht einer Persönlichkeit bei der Suche nach einem Praktikum, Berufseinstieg und Arbeitgeberwechsel bis hin in einer Entscheiderrolle bei der Suche nach einem verlässlichen Dienstleister. Employer-Branding ist also nicht nur Innovator im Unternehmen, sondern eine wesentliche Disziplin für die erfolgreiche Geschäftsstrategie eines Unternehmens. Durch den konzentrischen Arbeitnehmermarkt, dem demografischen Faktor und den geänderten Wertevorstellungen und Bedürfnissen der nachfolgenden Generationen müssen die Unternehmen personalpolitisch ganz anders agieren. Wir gehen diesen Weg und aus diesem Grund ist das Employer-Branding für uns eine sehr wichtige Disziplin.

saatkorn.: Ich persönlich glaube ja, dass die Antwort auf die Herausforderungen im Recruiting mehr denn je „Talent Relationship Management“ ist. Wie ist EY da aufgestellt?
Marcus Reif: Wir dürfen Talente nicht erst ansprechen, wenn sie mitten im Bewerbungsprozess sind. Für EY ist es wichtig, viel früher in Kontakt mit Abiturienten und Studierenden zu kommen. Dies gibt uns die Chance, über die ganze Bandbreite der Karrieremöglichkeiten frühzeitig zu sprechen, um evtl. eine neue Perspektive zu schaffen, die beim Studium noch berücksichtigt werden kann. Wir sehen ja, dass viele engagierte Kolleginnen und Kollegen leidenschaftlich auf den Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater zuarbeiten. Die Chancen, die in einem solchen Examen stehen, haben die meisten Studierenden nicht. Wir können Sie geben! Das macht eine Karriere-Entscheidung doch viel reliabler.

saatkorn.: Zum Schluss nochmal eine persönliche Frage: Was waren auf Deinem beruflichen Lebensweg bislang die wichtigsten Erfahrungen, insbesondere bezogen auf das Thema Social Media?
Marcus Reif: Die beste Erfahrung ist, dass persönliche Erfahrungen am meisten zu Überzeugungen beitragen. Social-Media ist ein wunderbarer Kanal, um mit seinen engen und weiteren Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben und zu beobachten, was sie gerade tun, wo sie sind und was sie gerade beschäftigt. Und man kann einfach teilhaben durch Retweet, Like-Button und Kommentare. Wenn ich sehe, wie oft man sich neben Beruf und Familie die Zeit nimmt, bei Freunden anzurufen oder sie zu treffen bieten Social Meida mehr Möglichkeiten im Vergleich zur Dialog-Intensität mit den gleichen Menschen. Für mich ist gerade Facebook ein echter Gewinn mit meinem Freundeskreis. Xing.com und Twitter sind eher geschäftlich, ebenso Linkedin. Aber ein fantastisches und stets aktuelles Adressbuch, welches ich nicht mehr missen möchte.

Meine persönliche Erfahrung: man arbeitet an einer neuen Idee rund um Recruiting oder Employer-Branding, bloggt dazu, schreibt auf Facebook dazu. Und dazu entstehen so unglaublich hilfreiche Dialoge, die einem selbst auf dem Weg zur finalen Idee so viele gute Punkte mitgeben. Das ist wirklich wertschöpfend und für mich eine oft genutzte Praxis.

saatkorn.: Lieber Marcus – vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit Social Media, ob privat oder bei und für EY!

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