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Praktikantenspiegel mit interessanten Ergebnissen

Praktikantenspiegel mit interessanten Ergebnissen

Eine interessante Alternative zu allen möglichen Arbeitgeber-Attraktivitäts-Rankings ist der Praktikantenspiegel. Problem bei den Rankings von Trendence oder Universum ist ja, dass oft unternehmensfremde Zielgruppen über etwas befragt werden, was sie eigentlich nicht beurteilen können. Denn wer noch nie bei Bertelsmann, Ernst & Young oder SAP gearbeitet hat, kann eigentlich kaum eine aussagekräftige Beurteilung abgeben. Es wird mithin eher die Einstellung zur Produkt-oder Unternehmensmarke als die konkrete Wahrnehmung des Arbeitgebers beurteilt.

Der Praktikantenspiegel stellt sich hier seit 2010 anders auf, indem aktuelle und ehemalige Praktikanten der betreffenden Unternehmen befragt werden. Im Praktikantenspiegel 2012 wurden 4.356 Bewertungen von 4.291 Praktikanten zu 966 Unternehmen abgegeben. Über den aktuellen Praktikantenspiegel konnte ich mit Ludwig Preller, Geschäftsführer der CLEVIS GmbH, sprechen. Seiner universitären Ausbildung zum Betriebswirt an der Ludwig-Maximillians-Universität folgte das Zusatzstudium „Technology Management“ am Center for Digitial Technology and Management (CDTM). Er ist als Studienleiter für die Methodik des Praktikantenspiegels verantwortlich. Auf geht’s!

saatkorn.: Bitte erklären Sie den saatkorn. LeserInnen den „Praktikentenspiegel“. Was ist Ziel und Zweck Ihrer Studie?

Der Praktikantenspiegel befasst sich mit der Zufriedenheit von Praktikanten und spezifischen Arbeitsbedingungen im Praktikum sowie dem Markenimage des jeweiligen Unternehmens. Das Ziel ist es, wissenschaftlich und innovativ, neue Erkenntnisse über die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber zu erhalten.

Praktikanten werden befragt, da diese in der Lage sind, durch eine kurze, aber intensive Arbeitserfahrung in einem Unternehmen die interne Arbeitgeberqualität objektiv zu beurteilen. Außerdem vermögen sie eine authentische Einschätzung der Unternehmensmarke zu geben.

Die Positionierung der Unternehmen erfolgt, im Gegensatz zu den meisten anderen Arbeitgeberbefragungen nicht in einem Ranking, sondern in einer zweidimensionalen Darstellung – der CLEVIS Employer Matrix. Diese zeigt die Position der 54 untersuchten Unternehmen entlang der beiden Achsen Arbeitgeberqualität und Markenimage. Die Unternehmen werden innerhalb dieser Vier-Felder-Matrix einem der folgenden Arbeitgebertypen zugeordnet:

Star: Positives Markenimage und positive Arbeitsqualität

Hidden Champion: Gute Arbeitsbedingungen, jedoch eher negatives Markenimage

Pretender: Starkes Markenimage aber niedrige Arbeitsqualität

Challenger: Niedriges Markenimage und geringe Arbeitsqualität

Die aktuelle CLEVIS Employer Matrix sieht wie folgt aus:

saatkorn.: Wer und wie viele Personen wurden hierzu befragt?
Im Praktikantenspiegel werden Studenten und Berufseinsteiger befragt, die innerhalb der letzten 24 Monate ein Praktikum absolviert haben.

Die Zielgruppe war dabei nicht auf bestimmte Fachrichtungen, Tätigkeitsfelder oder geographische Regionen beschränkt. Auch in Bezug auf das Alter wurden keine festen Grenzen gesetzt, jedoch wurde das Alter durch die Rekrutierungskanäle indirekt gesteuert.

In diesem Jahr konnten nach erfolgter Datenbereinigung ca. 4.300 vollständige Bewertungen zur Auswertung herangezogen werden. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung der validen Datensätze um 20%.

saatkorn.: Gibt es Branchenunterschiede bei der Zufriedenheit mit Praktika?
Ja es sind Branchenunterschiede bei der Bewertung der Arbeitgeberqualität und des Markenimages erkennbar.

Bei Betrachtung der Arbeitgeberqualität auf Branchenebene zeichnen sich drei Gewinner ab. Die Praktikanten in den Bereichen Pharma und Medizintechnik, IT, Software und Telekommunikation sowie (Einzel-)Handel und Konsumgüter bewerteten ihre Arbeitgeber deutlich besser als die Praktikanten in allen anderen Branchen. Die geringste Arbeitgeberqualität wird der Dienstleistungs- und Medienbranche zugeschrieben.

Was das Markenimage angeht, bleiben Pharma- und die (Einzel-)Handelsbranche auf Platz 1 bzw. 3, auf dem zweiten Platz findet sich hier aber im Unterschied zu der Arbeitgeberqualität die Automobil- und Zuliefererindustrie. Den schlechtesten Wert erhalten Banken und Versicherungen, was im Licht der Finanzkrise wenig überrascht.

saatkorn.: Gab es irgendwelche Überraschungen aus Ihrer Sicht?
Ja, wie im letzten Jahr wurden überraschende Details zur tatsächlichen Attraktivität vieler bislang als „beliebtester Arbeitgeber“ bekannte Unternehmen enthüllt. Einige Unternehmen der Automobilbranche nehmen im Praktikantenspiegel, nicht wie in anderen bekannten Rankings, Spitzenplätze ein, sondern können trotz eines positiven Markenimages nicht im Bereich der Arbeitgeberqualität überzeugen.

saatkorn.: Was raten Sie Unternehmen? – Wie können Unternehmen sicher stellen, dass Praktikanten positiv berichten?
Anhand der Daten von über 4.000 Teilnehmern zeigt sich, dass v.a. die Vielfältigkeit der zugeteilten Aufgaben einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit der befragten Praktikanten mit ihrem Arbeitgeber ausübt. Neben dem Focus auf diese Facette sollten Unternehmen ihre Bemühungen zusätzlich im Besonderen auf die „weichen“ Faktoren konzentrieren. Diese nur schwer objektiv messbaren Größen innerhalb eines Unternehmens, sind schwer zu erfassen und zu verändern und doch bestimmen sie die empfundene Arbeitgeberattraktivität maßgeblich. „Weiche“ Faktoren sind z.B. ein offenes und wertschätzendes Arbeitsklima, eine angemessene Work-Life-Balance oder eine ausgeprägte Feedbackkultur.

saatkorn.: Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit dem Praktikantenspiegel!

Die Befragung für den nächsten Praktikantenspiegel 2013 läuft aktuell noch bis Ende August. Wer Lust hat, kann über diesen Link an der Befragung teilnehmen: Praktikantenspiegel 2013

 

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