Out of Office: lesenswertes Buch zum Thema New Work

Out of Office: ein neues Buch zum Thema New Work ist mir kürzlich auf den Tisch geflattert. Aus dem Hause Microsoft, als Autorenteam haben sich Dr. Elke Frank und Thorsten Hübschen Gedanken zur Arbeitswelt von Morgen für Wissensarbeiter gemacht. Was auf den ersten Blick wie eine reine Werbemaßnahme für Microsoft Produkte wird, hat meiner Meinung nach bei näherem Hinschauen Hand und Fuß. Ich kann das Buch wirklich empfehlen, denn es wird bei der Lektüre schnell deutlich: die Technologie bietet die Grundlage für neues Arbeiten. Die zentralen Herausforderungen liegen aber ganz woanders: in der Unternehmenskultur. Dr. Elke Frank, Senior Director HR und Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, stand Rede und Antwort. Auf geht’s:

Out of Office: lesenswertes Buch zum Thema New Work

Dr Elke Franksaatkorn.: Frau Dr. Frank, bitte stellen Sie sich den Saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Seit August 2013 bin ich Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland und verantworte als Senior Director Human Resources den Personalbereich. Vorher war ich für Carl-Zeiss Vision als Vice President Human Resources und in verschiedenen Führungsfunktionen bei der Daimler AG tätig.

saatkorn.: Sie sind gerade unter die Autoren gegangen und haben mit „Out of Office – Warum wir die Arbeit neu erfinden müssen“ gerade ein Buch herausgebracht. Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?
Mein Kollege Thorsten Hübschen und ich haben „Out of Office“ in erster Linie mit der Absicht verfasst, die Büroarbeit der Zukunft neu zu definieren. Mit der Wissensarbeit hat sich alles geändert, oder besser, wird sich alles ändern müssen: das Arbeiten im Büro, das Arbeiten im Team, das Führen von Menschen. Mit dem Buch möchten wir unsere Erfahrungen weitergeben – sowohl hinsichtlich Unternehmenskultur und organisatorischen Strukturen, die für den Wandel der Wissensarbeit und die Etablierung flexibler Arbeitsmodelle nötig sind, als auch in Bezug auf die Technologien, ohne die flexibles Arbeiten nicht möglich ist.

saatkorn.: Und warum müssen wir Ihrer Meinung nach „die Arbeit neu erfinden“, welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
Die Digitalisierung erlaubt uns, nicht nur selbstbestimmter, sondern auch kreativer zu arbeiten – und das bietet insbesondere für die Wissensarbeit enorme Chancen. Obwohl die Mehrzahl der in Büros tätigen Menschen heute Wissensarbeiter sind, ist der Arbeitsalltag zumeist noch bestimmt durch Strukturen aus der Zeit der Industrialisierung – Anwesenheitspflicht und Zeiterfassung, starre Hierarchien, stark arbeitsteilige und vom Kunden und Produkt entfremdete Arbeitsprozesse. Laut aktueller BITKOM-Studie zur Digitalisierung der Arbeitswelt herrscht in 75 Prozent der deutschen Unternehmen noch immer für alle Mitarbeiter Anwesenheitspflicht, die Arbeit findet an klassischen Büroarbeitsplätzen statt. Das muss sich ändern, denn „altes Arbeiten“ ist nicht produktiv, motiviert Wissensarbeiter nicht, ihr Wissen einzubringen und mit anderen zu teilen, erzeugt Stress und macht auf Dauer krank.

Out of Office
Out of Office

saatkorn.: Jetzt könnte man ja vorschnell meinen, dass das Thema „Flexible Arbeitszeit“, welches so mancher vermutlich direkt mit dem Buchtitel verbindet, für ein ganzes Buch von immerhin 250 Seiten nicht ausreicht. Was würden Sie dem entgegnen?
Vor allem, dass es mit dem Thema „Flexible Arbeitszeit“ viel zu kurz gegriffen ist. Es geht bei „Out of Office“ und beim Wandel der Arbeitswelt nicht nur um die Frage, „wann“ wir arbeiten wollen, sondern auch „wo“ und „mit welchen Mitteln“. Vor diesem Hintergrund haben wir bei Microsoft drei Säulen definiert, an denen wir unsere Arbeitskonzepte ausrichten. Wir befähigen unsere Mitarbeiter – die Menschen –, Eigenverantwortung zu übernehmen. Wir schaffen Orte, die eine optimale Mischung aus individueller und kooperativer Arbeit unterstützen. Wir nutzen Technologien, die zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten mit flachen Hierarchien und einer engen Vernetzung ermöglichen. Nur dieses Zusammenspiel von Mensch, Ort und Technologie versetzt uns in die Lage, die Arbeit neu zu erfinden. Die neue Arbeitswelt findet aber nicht allein in den Unternehmen statt, sondern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher gibt „Out of Office“ auch Antworten auf Fragen wie: Wie erleichtern digitale Technologien das Managen der Familie? Wie kann die Produktivität im eigenen Haushalt erhöht werden? Und letztendlich auch: In welche Richtung muss sich unser Bildungssystem verändern, um jeden Einzelnen von Anfang an fit für das digitale Zeitalter zu machen?

saatkorn.: Sie haben das Buch ja zusammen mit Thorsten Hübschen, verantwortlich für den Geschäftsbereich Office bei Microsoft, geschrieben. Nun ist es ja so, dass das Buch sowohl das Themenfeld „New Work“ als auch die Geschäftsinteressen von Microsoft bedient. War das aus Ihrer Sicht problematisch oder passt das wirklich gut zusammen?
Die Konstellation ist in keiner Weise problematisch, denn für die Gestaltung der neuen Arbeitswelt, die von mobilen, aber stets miteinander vernetzen Wissensarbeitern geprägt ist, brauchen wir Technologien, die dieses Arbeiten möglich machen. Microsoft ist nicht nur was die kulturelle Perspektive betrifft Vorreiter und Vorbild, sondern auch aus technologischer Sicht. Mit unseren eigenen Produkten treiben wir den Wandel in der Arbeitswelt weiter an – und gerade unsere Office-Produkte sind eines der zentralen Produktivitätswerkzeuge in einer mobilen und produktiven Arbeitswelt.

saatkorn.: Was sind die Voraussetzungen, damit Unternehmen im Sinne Ihres Buches agieren können? – Ich habe oft den Eindruck, dass so mancher Top Entscheider die gravierende Bedeutung der Digitalisierung in Kombination mit der demographischen Entwicklung noch nicht ganz durchschaut hat. Und oft übersehen wird, welche fundamentale Rolle eigentlich die HR Abteilung dabei hat. Was ist Ihre Meinung: liegt es in erster Linie daran, dass die Top Entscheider die gravierende Bedeutung von „New Work“ noch nicht begreifen oder trauen sich die HR Abteilungen bei dem Thema noch zu wenig aus der Deckung?
Grundvoraussetzung für ein Gelingen des neuen Arbeitens ist eine offene, mitarbeiterorientierte und auf Vertrauen basierende Unternehmenskultur. Tatsächlich stehen die HR-Fachabteilungen dem Thema innovative Arbeitsweisen noch sehr zurückhaltend gegenüber. Ich sehe die HR-Abteilung dabei jedoch in einer integralen und strategisch wichtigen Funktion. Denn HR ist die einzige Abteilung, die Kultur und Technologie bei diesem Thema zusammenbringen kann. Jeder einzelne Personaler hat die Riesenchance, die ‚Neue Arbeitswelt‘ im eigenen Unternehmen nicht nur umzusetzen, sondern sie zu leiten und voranzutreiben.

saatkorn.: Wie ist die Situation bei Microsoft Deutschland? – Gehen Sie bereits konsequent den Weg, der in Ihrem Buch beschrieben wird?
Bei Microsoft Deutschland ist eine flexible Arbeitsgestaltung auf Basis einer offenen und den Mitarbeitern zugewandten Unternehmenskultur sowie innovativen Technologien seit Jahren etablierte Praxis. Auf Grundlage unserer Betriebsvereinbarungen zur „Vertrauensarbeitszeit“ und zum „Vertrauensarbeitsort“ können unsere Mitarbeiter selbst entscheiden, wann und wo sie arbeiten. Statt Kontrolle und Anwesenheitspflicht setzen wir auf Eigenverantwortung und Vertrauen. Leistung wird an Ergebnissen gemessen und nicht daran, wie lange ein Mitarbeiter an einem Ort tätig ist. Auch was die Ausrichtung unserer Bürogebäude angeht, passen wir uns konsequent der modernen Arbeitswelt an. Erst vor wenigen Tagen haben wir zum Beispiel das Richtfest unserer künftigen Unternehmenszentrale in München-Schwabing gefeiert. In dem neuen Gebäude stehen offene Bürostrukturen mit Bereichen für unterschiedliche Tätigkeiten im Mittelpunkt: zur kollaborativen Projekt- und Teamarbeit, Meetingwelten für den formellen und informellen Austausch, Rückzugsbereiche für Tätigkeiten, die hohe individuelle Konzentration erfordern sowie klassische Arbeitsplätze für vor allem administrative Aufgaben.

saatkorn.: Frau Dr. Frank, vielen Dank für das Interview.

Wer jetzt Blut geleckt hat: 3 Exemplare von „Out of Office“ verlose ich über die saatkorn facebook Seite. Dafür einfach dort kommentieren, warum das Buch ausgerechnet DIR gehören sollte. Viel Glück!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

Ein Gedanke zu „Out of Office: lesenswertes Buch zum Thema New Work

  • 19. August 2015 um 17:08
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    Gewiß Frau Sandkorn stimme ich in wesentlichen Punkten zu. Doch es gilt wahrscheinlich nur für mittlere bis große Unternehmen und überwiegend für akademische Berufe, zumindest für Menschen, die selbst Verantwortung für sich übernehmen.
    Das Buch wird die Idee aber lediglich flankieren, denn es auch Aufgabe von Frau Sandkorn durch ihre Aufklärung, Weiterbildung und Vorbild und Muster-Arbeitsplätze es durchzusetzen.
    Zudem ist es zu bedenken, damit sich Innovationen oder sogar das Verhalten vieler Mitarbeiter braucht es immer viel Zeit. Wenn die Mitarbeiter selbst sich einen Vorteil ausrechnen können, d.h. nicht nur im Unternehmen einen Lustgewinn durch die Kostensenkung und Effizienzsteigerung, dann wird es sich besser durchsetzen lassen. Andererfalls braucht es viel Phantasie und Geduld.

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