METAVERSE Serie #2: Operatives Tagesgeschäft

Wie das Metaverse das operative Tagesgeschäft für HR verändern wird

Metaverse Teil 2 – während ich im ersten Teil der Metaverse Serie mit Demodern Founder und CEO Alexander El-Meligi über das Thema „Arbeit im Metaverse: Worauf kommt es für Unternehmen an und wie präsentieren sich Angestellte als Avatare darin?“ sprach, ist jetzt sein Managing Partner and Creative Director Kristian Kerkhoff am Start. Es geht um die Frage, wie sich durch das Metaverse das operative HR-Tagesgeschäft verändern wird. Auf geht’s: 

SAATKORN: Kristian, bitte stell dich den SAATKORN Leser:innen doch kurz vor. 

Hallo, ich bin Kristian, gerade 49 geworden, Mitgründer und Geschäftsführer der Creative Technology Agentur Demodern – die, wie ich finde, beste Agentur der Welt. Das sage ich jetzt nicht aus Eigenliebe oder Tschakka-Mentalität. Als mein Geschäftspartner Alex und ich die Firma vor fast 15 Jahren gründeten, haben wir von so einem Arbeitgeber immer geträumt. Ein Ort, wo man an anspruchsvollen Projekten arbeiten kann, die innovativ und vorwärtsgewandt sind, wo man respektvoll miteinander umgeht und wo Menschen zusammenarbeiten, die alle in irgendetwas besser sind als man selbst. Dadurch erhält die Arbeit eine Qualität, die motivierend ist und die dafür sorgt, dass man am Ende des Tages stolz ist auf das, was man mit den Kolleginnen und Kollegen erreicht hat.

SAATKORN: Für den absoluten Laien: bitte beantworte doch einmal, was das METAVERSE genau ist?

Das Metaverse ist eine sehr logische, fast schon evolutionäre Weiterentwicklung des Internets – von einem 2D-Medium mit den bekannten flachen Geräten wie Bildschirm, Smartphone, iPad und so – hin zu einer räumlichen Welt. Ich habe hier bewusst das Wort “virtuell” weglassen, weil das technisch gesehen zwar richtig ist, das Ganze dadurch aber immer den Eindruck von Fiktion oder Fantasy bekommt. Wir nennen es ja heute auch nicht virtuell shoppen, sondern wir gehen auf Zalando.de oder Amazon.de und kaufen dort reale Produkte ein.

Um bei dem Beispiel zu bleiben: in einer digital-räumlichen Welt kauft man beispielsweise auch reale Produkte, allerdings geht man dort nicht auf den Button Mens -> Oberbekleidung -> Hemden -> und Filter Weiss, sondern läuft durch ein digital nachgebautes Kaufhaus, bleibt bei den Produkten stehen, die einen interessieren und kann diese direkt digital anprobieren, bevor man sie sich nach Hause bestellt. Also fast wie früher zur guten alten Zeit der Innenstädte … nur kann das dann jeder machen und zwar barrierefrei, die Oma, der Rollstuhlfahrer, der Jugendliche vom Lande, der keinen Führerschein hat und so weiter.

Dass wir wie Einsiedler in einer kleinen Wohnung an VR-Brillen hängen und unsere Körper vernachlässigen, halte ich jedoch für Romanstoff. Das Metaverse wird eher in unser Leben integriert und es bereichern, überall dort wo wir sind.

SAATKORN: Jetzt muss ich gerade an Second Life denken. Wo ist der Unterschied?

Gesellschaft und Technik haben sich weiterentwickelt. Unternehmen investieren Milliarden in den Ausbau der neuen Welten. Die Menschen kennen sich spätestens seit Corona mit digitaler Kommunikation aus und sind mit ihnen vertraut. Es gibt leistungsstarke Endgeräte, die 3D-Inhalte locker wiedergeben können, wie quasi jedes moderne Smartphone.

Darüber hinaus ändert sich gerade der Zeitgeist. Menschen möchten aus vielfältigsten Gründen die Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes haben. Gleiches gilt für Unternehmen. Sie haben nicht nur weltweit Kunden, sondern sie suchen sich auch ihre Produktionsstandorte nach globalen Faktoren aus. Das ist der Nährboden, auf dem solche Ideen wachsen.

Second Life, das vor genau 20 Jahren startete, ist als Konzept aber gar nicht gescheitert. Denn die Menschen haben damals erkannt, dass man das Internet für mehr nutzen kann, als nur für Firmenprofile und Nachrichten. Es war die gleiche Zeit, in der auch Facebook oder MySpace gegründet wurden. Sie haben damals den Grundstein des Web 2.0 gelegt. Nur die 3D-Welt hatte sich noch nicht durchgesetzt bzw. diese entwickelte sich zwar ebenfalls weiter, nur halt in Form von Computerspielen. World of Warcraft, ein Online-Rollenspiel, ist im gleichen Jahr wie Facebook gegründet worden. Diese Spiele sind immens populär und weit verbreitet. Man geht heute davon aus, dass diese Online-Welten (Proto Metaverse), in denen man Zeit mit anderen Menschen verbringt, 400 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer hat. Das ist mehr als die USA Einwohner hat – und das jeden Monat!

Aus meiner Sicht ist Second Life also nicht gestorben, vielmehr entdeckt man es heute wieder und es ist ein wichtiges Artefakt in der Evolution der räumlichen, digitalen Kommunikation. Nur sind wir einen weiteren Schritt in die gleiche Richtung gegangen.
Das Metaverse ist aber auch noch viel mehr als ein einzelner virtueller Raum, man sollte es sich eher wie ein ganzes Ökosystem an Metaversen vorstellen, wie das Internet an sich ja gerade auch eins ist. Es wird Einfluss haben auf jeden Teil des Lebens, den Arbeitsplatz, das Einkaufen, die Hobbies – und das unabhängig davon, wo man gerade ist.

SAATKORN: Wie wird das Metaverse das operative Tagesgeschäft für HR verändern?

Wenn ich den Gedanken mal weiterspinne, dass sich sowohl Firmen als auch deren Angestellte aus ökonomischen oder ökologischen Gesichtspunkten ihre bevorzugten Umgebungen aussuchen, wird die 40-Stunden-Woche Anwesenheit im Betrieb oder die dem Arbeitsort nahe Wohnung der Vergangenheit angehören.

Heute schon sind einige Büros zum Teil leer, da eh alle Meetings online stattfinden und es sich zu Hause manchmal konzentrierter arbeiten lässt. Die logische Konsequenz daraus wird sein, dass Firmen weniger Flächen für Arbeitsplätze brauchen und sich daraus neue Konzepte entwickeln. Ein digitaler Firmenstandort, der begehbar ist, wäre ein solches Konzept. Hier braucht es Fachleute, die passende Konzepte erarbeiten und diese mit der Belegschaft zusammen planen. Welche Räume gibt es? Welche Arbeitsprozesse lassen sich digital abbilden? Wie werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin geschult? Ich denke, dass solche Themen in der Arbeit der Personaler Einzug erhalten werden.

Was für Bürotätigkeiten noch naheliegend ist, wird aber auch bei der Industrie nicht halt machen. Es gibt heute schon Start-ups, die z. B. Gabelstaplerfahrer suchen, die irgendwo in der Welt sitzen können und über ihren Computer einen mit Sensorik und Kameras ausgestatteten Gabelstapler in einem Regallager im Schwarzwald fernsteuern.
Sinnvolle Gründe dafür gibt es genug: zum einen gibt es nicht immer ausreichend ausgebildete Gabelstaplerfahrer am Produktionsstandort, zum anderen sind Arbeitskräfte in anderen Ländern unter Umständen auch günstiger. Darüber hinaus ergeben sich auch neue Arbeitsmodelle. Anstelle eines einzelnen, festangestellten Gabelstaplerfahrers, der das ganze Jahr entweder über- oder unterlastet ist, können diese Remote-Fahrer bei Spitzen als ein Service hinzugebucht werden.

Die Globalisierung trifft auf immer fortschrittlichere Technik und die Firmen werden da in Zukunft mitgehen. Die Bandbreite der Fragen rund um Arbeitskultur, rechtliche Rahmenbedingungen für Remote Arbeit, internationale Belegschaft und der damit einhergehenden komplexeren Lohnbuchhaltung, das wird alles auf die Personaler zukommen.

SAATKORN: Welche HR-Themen werden vom Metaverse besonders betroffen sein?

Ich sehe für den HR-Bereich ein immenses Potential zur Weiterentwicklung. In herkömmlichen lokalen Betrieben war ja die Personalabteilung oftmals lediglich eine reine Behörde, die Akten gefüllt hat. In moderneren HR-Abteilungen kamen dann auch kulturelle, Arbeitsplatzqualitäts- und Personalentwicklungs-Themen dazu. Mit dem Metaverse oder sagen wir mal einfacher, mit den Möglichkeiten der räumlich-digitalen Kommunikation, können hingegen ganz neue Arbeitswelten geschaffen werden. Angefangen von der Fragen, welche digitalen Räume gebraucht werden, bis hin zu der Frage, an welchen Arbeitsplätzen virtuelle 3D-Darstellungen die Arbeitsprozesse verbessern können.

Das trifft auch auf die Arbeit der Personaler an sich zu. Hat eine Firma mehrere Standorte, oder arbeitet gar international, sind digitale Begegnungen ein gutes Mittel um Beziehungen auszubauen, ohne dass man andauernd die Standorte besuchen muss.

Wer jetzt meint, dass der persönliche Kontakt niemals durch eine rein digitale Kommunikation ersetzt werden kann, der sollte mal die Statistik lesen, wie sich Paare heutzutage kennenlernen. Zwar ist der Freundeskreis als Umfeld immer noch stark vertreten, aber in Ländern wie den USA bilden Dating-Apps mittlerweile den Spitzenreiter. Die Erklärung der Fachleute ist dabei ziemlich interessant. Ähnlich wie bei den Freundeskreisen, kann man nämlich bei den Dating-Apps auch Partner finden, die ein ähnliches soziales Umfeld haben, gleiche Werte teilen oder ähnliche Interessen haben. Das läuft natürlich nicht über Zufall oder die schiere Masse an möglichen Partnern, sondern es werden schlichtweg Daten ausgewertet.

Hier haben digitale Umfelder natürlich einen immensen Vorteil gegenüber dem realen Leben. Ich bin in der Lage, jede Interaktion zu verfolgen und auszuwerten. Wenn also mal ein Recruiting-Event im digitalen Raum stattfindet und unterschiedliche Themenfelder oder Berufe in unterschiedlichen Räumen vorgestellt werden, kann ich messen, welche Besucher sich für welche Inhalte interessieren, wie lange sie sich damit auseinandergesetzt haben, wie viel Gesprächsangebote sie angenommen haben und kann sie damit im Nachgang auch unterschiedlich ansprechen.

Auch beim Thema Fortbildung sind digitale Lösungen sehr vorteilhaft. Ein gutes virtuelles Training kann – einmal produziert – an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen und beliebig oft genutzt werden. Flugsimulatoren machen das seit Jahren. Das gilt aber nicht nur für Maschinen, auch in Gesprächsführung und Verkauf zeigen VR-Trainings, die man immer wiederholen kann, dass sie bessere Erfolge erzielen als einmalige Schulungen über einen Coach.

Es wird nicht lange dauern, bis auch Learning Management Systeme und Lernplattformen in Zukunft mit solchen Lösungen synchronisiert werden können. Die Personaler der Zukunft werden meiner Ansicht nach also sehr technikaffin sein.

SAATKORN: Kristian – ganz herzlichen DANK für das Interview. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Demodern und dem Metaverse!

Teil 1 der SAATKORN Metaverse Serie gibt es HIER.

DEMODERN auf dem #RC23 FESTIVAL

Am 6. Juni kannst Kristian Kerkhoff von DEMODERN live erleben, gemeinsam mit Carsten Lukas von PwC und einem spannenden PwC-Deutschland-Praxis-Case unter dem Titel „Arbeit und Bildung im virtuellen Raum: Warum Metaverse & Co. zum Game Changer für HR werden!“

Einige wenige Rest-Tickets gibt es (hoffentlich) noch HIER.

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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