HR Start Ups: Talentry als Mitarbeiterempfehlungstool

Spannende HR Start Ups gibt es viele – und es werden immer mehr. Aus diesem Grund werde ich auf saatkorn. ab sofort regelmäßig mehr über HR Start Ups berichten. Ein spannender Kandidat in diesem Umfeld ist Talentry, über die ich bereits in der Vergangenheit berichtet habe. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Thema Mitarbeiterempfehlungen in den nächsten Jahren massiv an Bedeutung gewinnen wird. Grund genug, einmal bei Talentry Gründer Carl Hoffmann nachzufragen, wie der Laden so läuft. Ach übrigens: interessierte Start Ups können sich gern bei mir melden. – Ich mache gern ein Interview mit Euch. Jetzt aber erstmal auf in das Gespräch mit Carl Hoffmann…

saatkorn.: Carl, vor einiger Zeit habe ich dich hier zum Talentry-Geschäftsmodell interviewt. Was hat sich seitdem getan, das Thema „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ ist ja mit Sicherheit nicht unrelevanter geworden…

Talentry Gründer und Geschäftsführer Carl Hoffmann
Talentry Gründer und Geschäftsführer Carl Hoffmann

Ganz im Gegenteil, das Thema Mitarbeiterempfehlungen gewinnt immer mehr an Bedeutung und führt laut den aktuellen Studien von IAB und Linkedin sogar die Liste der vielversprechendsten Recruiting-Kanäle an. Wir merken die steigende Relevanz vor allem in den Gesprächen mit Kunden, die von ihren Problemen bei der Gewinnung neuer Fachkräfte berichten. Die direkte Ansprache über eigene Sourcer oder über Headhunter funktioniert immer weniger, die Postfächer der Top-Kandidaten sind gefüllt mit Job-Angeboten. Die gefragten Fachkräfte sind auch nicht aktiv auf der Suche in Jobbörsen; diese herkömmlichen Besetzungswege bringen kaum noch Erfolg und sind ein hoher Budgetfaktor. Das ist auch der Grund, warum immer mehr Unternehmen auf Empfehlungen setzen: Sie brauchen einen Zugang zu Talentpools, gleichzeitig müssen sie eine authentische Arbeitgebermarke aufbauen. Vor einigen Jahren war das noch ein Ansatz, der in den meisten Unternehmen eher als Ergänzung zu anderen Recruiting-Maßnahmen diente, mittlerweile haben sich Mitarbeiterempfehlungen zu einem starken eigenständigen Kanal entwickelt.

saatkorn.: Welche Kunden arbeiten inzwischen mit Talentry?
Über 150 Unternehmen setzen bereits auf Talentry. Interessant ist dabei die große Bandbreite an verschiedenen Branchen, aus der sich unser Kundenstamm zusammensetzt – von Otto über Toom Baumarkt bis hin zur Diakonie und der Schweizer Post. Die Erfahrung zeigt, dass unsere Software ganz unterschiedliche Zielgruppen und Skillsets anspricht und auch in Unternehmen funktioniert, deren Mitarbeiter weniger medien- oder technikaffin sind. Genau das war auch unsere Intention bei der Entwicklung von Talentry: Unternehmen dabei zu unterstützen, die gesamte Belegschaft, unabhängig von Arbeitsplatz oder Standort, für die Teilnahme am Mitarbeiterempfehlungsprogramm zu gewinnen.

saatkorn.: Talentry hat inzwischen über 40 Mitarbeiter. Fühlt sich das Ganze denn noch als Start Up an?
Ja, wir wachsen stark und sind gerade erst in ein größeres Büro umgezogen. Mit über 40 Mitarbeitern und über 150 Kunden sind wir mittlerweile ein reiferes Start Up als noch vor zwei Jahren. Für mich definiert sich ein Start Up aber nicht allein über die Anzahl der Mitarbeiter oder Kunden. Schnell und agil zu sein, für sein Produkt zu brennen, stark zu wachsen – das heißt für mich Start Up. Und diesen Spirit haben wir uns bewahrt und werden ihn so lange es geht beibehalten.

saatkorn.: Was sind Eure nächsten Ideen? – Naheliegend wäre ja beispielsweise der Aufbau eines Talentry Datenpools, worüber sich ggf noch ganz andere Dienstleistungen wie beispielsweise Active Sourcing erschließen lassen…
Wir befinden uns gerade in einer sehr spannenden Phase, haben dieses Jahr unsere Software für Henkel in vielen Ländern ausgerollt und eine native App herausgebracht. Natürlich haben wir zahlreiche Ideen, wie wir Talentry weiterentwickeln und so das Recruiting der Zukunft gestalten können. Die zentrale Frage ist, wie Unternehmen die richtigen Talente identifizieren, mit ihnen dauerhaft in Dialog treten, und letztlich für sich gewinnen können. Der Recruiting-Funnel ist heute vergleichbar mit einem klassischen Customer Relationship Management (CRM) Prozess, den man aus Marketing & Sales kennt: Attract, Convert, Engage, Close. Talent Pools sehen wir als vielversprechenden Ansatz, aber auch das Thema Employee Advocacy.

saatkorn.: Was genau versteckt sich hinter Employee Advocacy?
Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung, sich im Wettbewerb um neue Talente von anderen Arbeitgebern zu differenzieren und – genau wie im Marketing – eine starke Marke aufzubauen. Wir sind überzeugt davon, dass relevante Unternehmensinhalte ein entscheidender Faktor für diese Differenzierung sind. Und hier kommt Employee Advocacy ins Spiel: Mitarbeiter können Unternehmensinhalte – zum Beispiel News, Studien – über ihre sozialen Netzwerke teilen. Damit schärfen sie zum einen ihr eigenes Experten-Profil im Markt, und repräsentieren zum anderen eine authentische Arbeitgebermarke. Wir sehen dieses Teilen von Content durch Mitarbeiter als zentrales Element beim Aufbau der Arbeitgebermarke, und damit bei der Besetzung offener Stellen. Idealerweise lassen sich Unternehmensinhalte mit dazu passenden Positionen verknüpfen – so unterstützt Employee Advocacy gezielt das Recruiting. Viele unserer Kunden bestätigen den Bedarf für so eine Lösung, weshalb wir eine solche Funktionalität in unser Produkt integrieren. Der erste Prototyp wird aktuell mit sehr ausgewählten Kunden getestet.

saatkorn.: Habt Ihr vor, Talentry zu internationalisieren? Wenn ja, welche Märkte sind dann für Euch besonders interessant?
Selbstverständlich, die Internationalisierung von Talentry hat sogar schon vor längerer Zeit begonnen! Einige Kunden haben unsere Software bereits erfolgreich global ausgerollt. Auf Basis unserer Erfahrung aus diesen globalen Roll Outs testen wir nun weitere vielversprechende Märkte. Die BeNeLux Länder und Großbritannien beispielsweise bieten ein enormes Potenzial. Unternehmen sind auch in diesen Märkten vom War for Talents betroffen und auf neue, proaktive Recruiting Methoden angewiesen.

saatkorn.: Zu guter Letzt: wenn Du in 3 Jahren zurückblickst, wo müsste Talentry dann stehen, damit Du mit dem bis dahin Erreichten zufrieden bist?
Ich wünsche mir für die kommenden drei Jahre, dass wir als Unternehmen weiter so agil und leidenschaftlich bleiben, und unseren Start Up Spirit bewahren. Mich persönlich würde in drei Jahren eher der Blick nach vorne zufriedenstellen, als der Blick auf das bis dahin erreichte. Wenn ich das Gefühl hätte, dass wir als Team für unsere Mission – Bringing people together with organizations they love – immer noch so brennen wie heute, wäre ich sehr happy. Bedingt wird das durch ein hoffentlich weiterhin starkes Wachstum. Letztlich motiviert nichts mehr als der gemeinsame Erfolg.

saatkorn.: Carl, vielen Dank für das Gespräch. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Talentry.

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

2 Gedanken zu „HR Start Ups: Talentry als Mitarbeiterempfehlungstool

  • 3. Dezember 2017 um 16:50
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    Wenn Employee Referrals wirklich so gut funktionieren würden, hätte LinkedIn wahrscheinlich sein Produkt nicht bereits wieder eingestellt… Das Thema scheint mir stark nice-to-have zu sein und nicht wirklich ein Game Changer im Recruiting.

    Antwort
    • 4. Dezember 2017 um 11:19
      Permalink

      Hallo Hermann

      das sehe ich persönlich anders. Mitarbeiterempfehlungsprogramme werden in Zukunft vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung immer mehr an Bedeutung gewinnen. Da muss man eigentlich nur mal schauen, wie heute oft Engpasszielgruppen rekrutiert werden. Das ist aber vor allem eine kulturelle Frage und Kulturen ändern sich nur langsam…

      Besten Gruß Gero

      Antwort

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