Talentry: Mitarbeiter werben Mitarbeiter 2.0

SC3

Vor Kurzem gesehen und für gut befunden: Talentry, ein junges Start Up aus München, welches Mitarbeiterempfehlungen zeitgemäß über Social Media Integration abbildet. Ein Gespräch mit Talentry Gründer und Geschäftsführer Carl Hoffmann führte zu folgendem Interview – auf geht’s: 

saatkorn.: Herr Hoffmann, bitte erläutern Sie doch den saatkorn. LeserInnen, was Talentry ist!
Portrait_CH1
Talentry ist eine Plattform, mit welcher wir es Unternehmen ermöglichen, ihr Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programm zu professionalisieren und mehr Kandidaten über das Netzwerk der Mitarbeiter zu rekrutieren. So arbeiten wir beispielsweise mit Schnittstellen zu Facebook, Xing, LinkedIn und Co und machen es dem Mitarbeiter besonders einfach mit wenigen Klicks eine Stelle an einen passenden Kontakt zu empfehlen. Ein Matching-Algorithmus schlägt dem Mitarbeiter sogar vor, welcher seiner Kontakte zur jeweils ausgeschriebenen Stelle seines Unternehmens passen würde. Klassicherweise implementieren wir eine Schnittstelle zum bestehenden Bewerbermanagementsystem, sodass zum einen die Anzeige automatisch auf Talentry veröffentlicht werden kann und zum anderen resultierende Bewerbungen direkt im Bewerbermanagementsystem landen. Durch ein automatisches Tracking der Empfehlung, sehe ich dann im System durch wessen Mitarbeiterempfehlung die jeweilige Bewerbung entstanden ist und kann bei Bedarf auch das Prämienmanagement mit Talentry abwickeln.

saatkorn.: Talentry besteht ja aus einem Frontend für die Mitarbeiter und einem Backend für die Personaler. Wie funktioniert der Ansatz gesamthaft?
Wir haben auf der Plattform zwei Ansichten. Als Recruiter verwalte ich das System, kann durch individuell festgelegte KPIs den Erfolg des Programms messen und gezielt Empfehlungsaktivitäten der Mitarbeiter steuern. So kann der Recruiter beispielsweise gezielt einzelne Jobgruppen an bestimmten Standorten auf die richtigen Stellen aufmerksam machen. Falls das Unternehmen kein Bewerbermanagementsystem besitzt, können die resultierenden Bewerbungen in der Recruiteransicht verwaltet werden. Als Recruiter kann ich mir dann auch einen Reminder setzen, welcher mich zum gegebenen Zeitpunkt an eine mögliche Prämienauszahlung erinnert. Als Mitarbeiter bleibe ich laufend über passende Stellen informiert und kann diese im System einfach weiterempfehlen.

saatkorn.: Was sind die Hauptvorteile Ihres Mitarbeiter-Empfehlungsprogramms gegenüber anderen Programmen? – Ist es die Vernetzung in die Social Media Welt des jeweiligen Nutzers oder gibt es noch weitere Argumente?
Die Vernetzung in die Social Media Welt des jeweiligen Nutzers ist sicherlich ein großer Vorteil. Durchschnittlich besitzt jeder Mitarbeiter 133 Kontakte in seinen sozialen Netzwerken. Durch die zunehmende digitale Vernetzung spanne ich durch meine Mitarbeiter somit ein riesiges Netzwerk auf und erreiche vor allen Dingen Kandidaten, die ich auf anderem Wege nicht erreichen würde. Häufig denkt der Mitarbeiter gar nicht an alle passenden Kontakte. Durch unseren Matching Algorithmus werden ihm jedoch zusätzlich losere Kontakte ins Gedächtnis gerufen, die fachlich den besten fit besitzen. Der Hauptvorteil liegt für mich jedoch in der gesamtheitlichen Vereinfachung: Wir sorgen dafür, dass keine Prämienauszahlungen untergehen, erinnern den Mitarbeiter durch unsere User Engagement Engine zur rechten Zeit daran, dass es zu seinem Netzwerk passende Vakanzen im Unternehmen gibt und sorgen generell für mehr Transparenz über den internen Stellenmarkt.

SC2

 

saatkorn.: Was sind die größten Herausforderungen im Markt aus Ihrer Sicht, was sind üblicherweise kritische Argumente, die Talentry entgegengebracht werden?
Grundsätzlich wäre es positiv, wenn in bestimmten Branchen die Affinität gegenüber Innovationen etwas ausgeprägter sein würde. Insbesondere Unternehmen, die im Recruiting noch nicht dem Paradigmenwechsel hin zur Direktansprache von Kandidaten gefolgt sind, sind unserem Ansatz gegenüber mitunter skeptisch. Leider gibt es in diesem Zusammenhang auch häufig nicht die Bereitschaft, das System einfach einmal auszuprobieren.

Ein weiteres Argument, welches ich aber als absolut valide ansehe, ist der Zweifel, ob die Mitarbeiter das System tatsächlich nutzen. Hier haben wir in den letzten anderthalb Jahren extrem dazu gelernt und unterstützen unsere Kunden daher auch aktiv im internen Marketing und Change Management. Wir haben entsprechende Kommunikationskonzepte in der Schublade und teilen die gesammelten Erfahrungen gerne mit unseren Kunden.

saatkorn.: Kann man die Effekte von Talentry in Kennzahlen messen?
Wenn wir einen Piloten beim Kunden starten, legen wir zunächst messbare Ziele fest. In der Regel sind das die Reduktion der Cost-per-Hire und Time-to-Hire sowie eine Steigerung der Bewerberqualität (Verhältnis aus Einstellungen zu Bewerbungen). Darüber hinaus verfolgen wir die Empfehlungsrate (Anzahl Empfehlungen pro Mitarbeiter), welche gleichzeitig ein Indiz dafür ist, wie zufrieden die Mitarbeiter im Job sind. Diese Kennzahlen kann man in der Recruiteransicht live mitverfolgen.

SC1

Bereits während des Piloten vergleichen wir die Ist-Kennzahlen mit den Soll-Kennzahlen und treffen auf Basis der Ist-Zahlen gemeinsam mit der HR-Abteilung entsprechende Maßnahmen. Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Lösung richtig performed, damit sie nachhaltig vom Unternehmen genutzt wird. Daher legen wir von Anfang an viel wert auf einen engen Austausch mit dem Kunden.

saatkorn.: Was sind aus Ihrer Sicht die nächsten strategischen Schritte für die Weiterentwicklung von Talentry?
Wir haben eine ziemlich umfangreiche Entwicklungsroadmap, die grundsätzlich das Bestreben hat, Recruiting über die sozialen Netzwerke zu vereinfachen. Noch in diesem Jahr werden Mitarbeiter beispielsweise die Möglichkeit haben, die  besten Talente ihres Netzwerks für den Talent Pool des Unternehmens zu empfehlen. Mittelfristig beschäftigen wir uns mit Themen, die auf unserer Matching-Techologie aufbauen. Das ist zum Beispiel die Identifkation von Talenten unter Fans und Followern des Unternehmens (Talent Mining) oder die automatische Identifikation von Talenten, die bereits im Unternehmen arbeiten, aber bereit für den nächsten Karriereschritt sind (Workorce Allocation).

saatkorn.: Herr Hoffmann, vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg mit Talentry!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert