Internationale Generation Y Studie bestätigt: Sinn ist wichtiger als Geld

Stefan_Lake_Universum CommunicationsStudien über die Generation Y gibt es inzwischen ja wie Sand am Meer. Ab und zu steht auch mal was Neues drin, zum Beispiel bei unserer im April veröffentlichten Studie „Karriere trifft Sinn“. Aber im Großen und Ganzen ist das Thema schon ziemlich gut durchleuchtet. Nun gibt es aber auch von Universum eine weitere Studie. Ich habe bei Stefan Lake, Universum Country Manager Deutschland, mal nachgefragt. Und siehe da: trotz Studien-Overkill zu dem Thema ist das Ganze dennoch interessant. Auf geht’s:

saatkorn.: Warum jetzt noch eine Studie zur Generation Y? Gibt es da nicht schon genug Studien?
Es stimmt schon. Es gibt mittlerweile unzählige Studien und Umfragen zur Generation Y. Aber manche beruhen auf einer eher unsicheren empirischen Basis. Was bislang gefehlt hat, ist die globale Perspektive. Uns hat zum Beispiel interessiert welche Rolle die berühmte Work-Life-Balance weltweit spielt, also nicht nur in Europa und in Nordamerika, sondern auch in Asien und Afrika. Dazu gab es bislang nur vereinzelte Studien, aber keine, deren methodischer Ansatz einen weltweiten Vergleich erlaubt. Genau dies leistet unsere Studie. Es ist die bislang größte unabhängige Studie über die Millennials.

Millennial-Study_2014_10 Must Knows About Millennials

saatkorn.: Was war das Setting der Studie? Wer wurde befragt?
Weltweit wurden mehr als 16.000 Studierende und junge Berufstätige, die zwischen 1984 und 1996 geboren wurden, befragt. Die online durchgeführte Umfrage umfasst 42 Länder aus allen Kontinenten. Wir, also das Employer-Branding-Beratungsunternehmen Universum, haben dabei mit zwei Forschungsinstituten aus Asien zusammengearbeitet, dem INSEAD Emerging Markets Institute (EMI) und der HEAD Foundation.

saatkorn.: Was sind die aus Ihrer Sicht überraschendsten Erkenntnisse der Studie?
Die Studie zeigt, dass den Millennials die Work-Life-Balance weltweit wichtiger ist als Geld und Status. Dies ist zunächst einmal überraschend, denn man könnte ja vermuten, dass die jungen Talente in Afrika oder Asien, zum Beispiel in China, andere Prioritäten setzen. Rund um den Globus sagen nahezu drei Viertel der Befragten, nämlich 73 Prozent, dass ihnen ein Arbeitsplatz, der ihnen eine gute Work-Life-Balance bietet, wichtiger ist als ein hohes Gehalt. Die Millennials in Deutschland sehen das genauso: Mehr als vier Fünftel sprechen sich für einen Job aus, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bietet. Nur für 19 Prozent ist ein hohes Gehalt wichtiger.

Millennial-Study_2014_Stereotypes About Millennials_True vs. FalseAber man sollte daraus nicht schließen, dass die Millennials Herausforderungen aus dem Weg gehen würden. Sie sind nämlich durchaus bereit zur Übernahme von Führungsverantwortung, und sie suchen die Herausforderung. Weltweit sagen 69 Prozent der Befragten, dass es für sie wichtig ist, im Laufe ihrer Karriere eine Führungsrolle im Unternehmen zu übernehmen. Das ist sicher eine überraschende Erkenntnis und zeigt, dass manche negativen Einschätzungen der Ypsiloner revidiert werden müssen. Wir haben noch eine Vielzahl weiterer spannender Ergebnisse, die wir auf unserer Website vorstellen. Am 8. Dezember, um 16.00 Uhr, bieten wir ein kostenloses Webinar in englischer Sprache an, bei dem einer unserer Berater die Forschungsergebnisse und die wichtigsten Empfehlungen für Unternehmen vorstellen wird. Sie können sich HIER dafür anmelden.

saatkorn.: Sehen Sie beispielsweise durch ihre Arbeitgeberrankings, dass Unternehmen anfangen, sich ernsthaft auf die Bedürfnisse der Millennials einzustellen? Wenn ja, woran sieht man das?
Absolut! Die Unternehmen, die in unserem Ranking ganz vorn liegen, haben verstanden, dass eine Arbeitgebermarke konsequent aufgebaut werden muss und dass die Erwartungen der jungen Talente genau analysiert werden müssen. Und da in den einzelnen Ländern unterschiedliche Umstände vorliegen, ist eine auf die nationalen Gegebenheiten abgestimmte Employer-Branding-Strategie unabdingbar. Wichtig ist, dass die Unternehmen verstehen, dass sie nicht nur über ihre Produkte und Dienstleistungen informieren sollten. Auch die weniger greifbaren Faktoren, die die Unternehmenskultur und den Alltag im Unternehmen ausmachen, müssen authentisch erzählt werden. Mit Lohn und Status sind die jungen Leute nämlich längst nicht mehr abzuspeisen. Sie sind durchaus karriereorientiert, aber die Karriere muss zu ihrem Lebensentwurf passen.

saatkorn.: Solche Studien sind ja Zeitpunktbetrachtungen. Glauben Sie, dass die Befragten in 10 Jahren im Ernst des Berufslebens angekommen sind und von vielen Ihrer heutigen Erwartungen wieder Abstand genommen haben oder glauben Sie, dass sich wirklich nachhaltige Veränderungen ergeben?
Das ist eine spannende Frage! Eine endgültige Antwort werden wir erst in zehn Jahren haben. Aber auf Grundlage unserer Umfragen bei Studierenden und Professionals können wir natürlich schon heute die jüngeren mit den älteren Millennials vergleichen und diejenigen mit keiner oder nur wenig Berufserfahrung und denen, die schon länger in den Unternehmen sind. Ich vermute, dass die Wünsche der Millennials sich so stark von denen vorhergehender Generationen unterscheiden, dass diese kaum im Laufe ihres Berufslebens davon abrücken werden. Für die Personalarbeit ist natürlich höchst relevant, ob wir es hier mit Alterseffekten zu tun haben, oder ob sich eine ganze Generation in ihrer Grundeinstellung geändert hat und diese Einstellungen auch mit zunehmender Alterung stabil bleiben. Ein weiteres gutes Argument für datengestützte Personalarbeit!

saatkorn.: Herr Lake, vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Universum!

Wen die oben angesprochenen Zusammenhänge zwischen Sinn und Karriere näher interessieren: ich verlose heute über meine facebook Seite 5 embrace Studien „Karriere trifft Sinn“.
Viel Erfolg!

Und hier als Zugabe noch ne schöne Infografik. Aller guten Dinge sind Drei  😉

Millennial-Study_2014_A Generation divided_Younger vs. Older

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

3 Gedanken zu „Internationale Generation Y Studie bestätigt: Sinn ist wichtiger als Geld

  • 12. März 2015 um 23:10
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    Wieder mal eine Studie von Universum, bei der kein Ton zu der Verteilung der Teilnehmerzahlen und der Repräsentativität der Ergebnisse verloren wird, wie schon bei der elenden Top100 Arbeitgeberliste jedes Jahr. Hauptsache, man kann den Arbeitgebern dann das Geld aus der Tasche ziehen, indem man die fragwürdigen Umfrageergebnisse teuer verkauft und dann empfiehlt, in den eigenen Karriereheftchen fleissig überteuerte Inserate zu kaufen, durch die man dann – oh Wunder – im nächsten Jahr plötzlich besser abschneidet…

    Antwort
  • 20. Januar 2015 um 22:38
    Permalink

    Ich bin der Meinung, wenn der Sinn da ist, dann läuft auch die Karriere! Die Motivation für den Job ist vorhanden und die Menschen haben Ziele die sie anstreben können. Die hohe Burnout-Rate kommt zum Großteil, durch die sinnentleerte Tätigkeit im Berufsleben bzw. Frustration durch Ziellosigkeit. Weiterhin natürlich durch das Streben nach Anerkennung von Außen zur Selbstbefriedigung der inneren Leere.

    Deswegen sollte die Motivation für den Beruf nicht über die Vergütung gehen, sondern über den Sinn der Handlungen in der Gesellschaft für die Gesellschaft.

    Viele Grüße

    Diplom Betriebswirt Michael Büchler

    Antwort

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