feelgood@work: Unternehmenskultur als entscheidender Faktor für Arbeitgeberwahl

Christian SchraderVor Kurzem bin ich über die Plattform „feelgood@work“ gestolpert. Finde ich spannend, da ich davon überzeugt bin, dass die Unternehmenskultur eine immer größere Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber spielt und diese Plattform stark von dieser Überzeugung geprägt ist. Grund genug für ein Interview mit Christian Schrader, Gründer von feelgood@work. Er hat davor knapp 18 Jahre einen Preisvergleich geleitet und bringt seine Erfahrung aus dem eCommerce jetzt in das neue Umfeld ein. Das Studium der Medieninformatik gibt ihm den wichtigen IT Background. Seine Interessen sind seine Familie, Reisen und interessante Menschen kennenzulernen, aber auch Fragen wie „Wie werden wir in der Zukunft leben und arbeiten“. Auf geht’s: 

saatkorn.: Herr Schrader, bitte erklären Sie den Saatkorn LeserInnen, was sich hinter „feelgood@work“ verbirgt.
feelgood@work ist eine Internet-Plattform auf der Bewerber Unternehmen mit zu ihnen passender Unternehmenskultur finden können. Die Suche nach dem richtigen Job ist schwierig und es spielen verschiedenste Faktoren eine Rolle. Die meisten Bewerber haben erkannt, dass eine Stellenanzeige alleine nicht ausreichend ist, um beurteilen zu können, ob der Arbeitgeber der richtige ist. Daher recherchiert man an verschiedenen Stellen im Internet und auch im Freundeskreis, um mehr über ein Unternehmen herauszufinden und sich ein besseres Bild vom Leben im Unternehmen machen zu können.

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Diese Recherche will feelgood@work vereinfachen. Bewerber finden auf der Plattform eine Reihe von Informationen, vom Mission-Statement, sprich dem Sinn des Unternehmens, über Bilder aus dem Unternehmen sowie Bilder von den Mitarbeitern, Videos, den letzten Social Media Statements. Und wir stellen auch die Benefits, d.h. Vorteile, des Unternehmens vor. Dabei liegt uns viel daran, vom Unternehmen beschreiben zu lassen, wie man sich das Benefit in der konkreten Umsetzung vorstellen kann.

saatkorn.: Wie ist die Idee entstanden, wer ist die Zielgruppe?
Ende 2012 habe ich mich, nach knapp 17 Jahren als Geschäftsführer eines Preisvergleiches, entschieden, neue Aufgaben zu übernehmen. Auf der Suche nach passenden Arbeitgebern oder auch passenden Projekten wurde mir schnell klar, dass diese Suche wenig Freude macht. Und es stellte sich für mich die Frage, wie es sein kann, dass die Suche nach einer Urlaubsreise ein Stöbern durch tolle Angebote ist, mit vielen Informationen und visuellen Eindrücken. Die gleiche und wesentlich wichtigere Aufgabe der Suche nach einem passenden Arbeitgeber hingegen ein ziemlich nerviges und unzufriedenstellendes Erlebnis ist. Und das, obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es tolle Arbeitgeber gibt, denen viel an zufriedenen Mitarbeitern liegt. Es ist nur sehr schwierig, diese Unternehmen zu finden, wenn man sie nicht bereits kennt.

In der fachlichen und strategischen Ausgestaltung erfahren wir auch Unterstützung durch unseren Partner embrander, die über langjährige Expertise im Employer Branding verfügen.

Die Zielgruppe sind daher Unternehmen, denen die Mitarbeiter am Herzen liegen. Wir sind in Hamburg, Berlin und Köln mit Unternehmen der TIME-Branche gestartet (Telekommunikation, Information, Medien, Entertainment). Doch zeigt sich, dass das Konzept viele Unternehmen außerhalb dieser ersten Zielgruppe interessiert, denen wir auch aktiv helfen können, sich im harten Wettkampf gegen die Konkurrenz besser zu präsentieren, aber auch zu positionieren.

saatkorn.: Was ist das Marketingkonzept hinter „feelgood @ work“? – Wie erreichen Sie die Studenten?
Unser Marketingkonzept darf man agil nennen, d.h. wir nehmen uns überschaubare Ziele vor, starten dann passende Kampagnen und überprüfen nach ein, zwei Wochen die Ergebnisse.

Danach wiederholt sich dieser Prozess. So erkennen wir schnell, was funktioniert, können aber auch immer wieder neue Ansätze in den Mix integrieren und auf ihr Potentiale überprüfen. Konkret sieht das so aus, dass wir dazu interessierte Kandidaten ansprechen, denen eine gute Unternehmenskultur wichtig ist. Diese Kandidaten finden wir überall dort, wo Leute online nach einem neuen Job suchen. Bei den Unternehmen auf unserer Plattform stellen wir dann die Informationen in den Vordergrund, die den jeweiligen Arbeitsplatz besonders attraktiv machen. Wenn dann potentielle Bewerber nach einem spannenden Arbeitgeber suchen, findet er uns und unsere Kunden in den Social Networks und natürlich in allen wichtigen Suchmaschinen.

Agil sind wir im Marketing, da wir uns genau anschauen, welche Informationen sich unsere Besucher auf der Plattform ansehen. Dabei spielen auch die verschiedenen Marketingkanäle eine Rolle. Wir erkennen so neue Trends, aber auch Optimierungspotentiale in einzelnen Profilen. Diese Erkenntnisse geben wir an unsere Unternehmen weiter, um die Profile zu verbessern und danach messbar bessere Ergebnisse zu liefern. Zielgruppe von feelgood@work sind Menschen, die für sich erkannt haben, dass ihnen eine passende Unternehmenskultur wichtig ist. Das können auch Studenten sein, vor allem sind es aber berufserfahrene Arbeitnehmer, die erlebt haben, dass eine gute Unternehmenskultur nicht selbstverständlich ist.

saatkorn.: Die Passung von Kultur und Bewerber ist ja ein komplexes Feld – in Ihrer Lösung stehen Benefits, das Arbeitsumfeld und die Kollegen im Vordergrund. Würden Arbeitgeberbewertungen nicht ggf. auch Sinn machen?
Arbeitgeberbewertungen werden bereits von anderen Plattformen sehr gut abgebildet. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, sondern gerne mit Projekten zusammenarbeiten, die wichtige Komponenten des komplexen Prozesses „wie finde ich den richtigen Arbeitgeber“ umgesetzt haben. Daher verlinken wir auch jetzt schon von einzelnen Unternehmensprofilen zu kununu und integrieren dort gerne weitere Portale. Eine bessere Integration ist absolut denkbar.

Arbeitgeberbewertungen sind ein großes Thema für sich und wir wollen uns auf unsere Kernkompetenz zu konzentrieren. Unser Ziel ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, sich nachvollziehbar als gute Arbeitgeber zu präsentieren und diese Präsentation kontinuierlich zu verbessern.

saatkorn.: Gibt es bereits Weiterentwicklungsansätze, was soll mittelfristig mit der Plattform passieren? – Wann sind Sie mit dem Erreichten glücklich?
Wir beschäftigen uns aktuell sehr stark damit, KPIs für unsere Kunden zu erheben, die die Qualität und Effektivität der Präsentation bei feelgood@work beschreiben. Das Ziel ist dabei, zu erkennen, wie man die richtige Zielgruppe für sich interessiert. Und wir sehen schon jetzt teilweise extreme Schwankungen, die uns zeigen, welche Profile gute Werte haben und wer im direkten Vergleich noch Nachholbedarf hat.

Eine weitere wichtige Komponente der Plattform, mit der wir uns beschäftigen, ist das Thema „Empfehlungen“, d.h. wie können wir Bewerbern die richtigen Arbeitgeber empfehlen. Aktuell ist die Plattform mit knapp 100 Arbeitgebern noch halbwegs übersichtlich, spätestens bei 1.000 Arbeitgebern benötigen wir neue Wege, damit der Bewerber ohne langes Suchen passende Arbeitgeber finden kann. Dabei orientieren wir uns an Lösungen, die man aus dem eCommerce Umfeld bereits kennt, z.B. Personen, die sich dieses Unternehmen angesehen haben, waren auch an diesen anderen Unternehmen interessiert.

Mit dem Erreichten sind wir dann glücklich, wenn wir von Bewerbern und Arbeitgebern hören, dass wir helfen konnten, die richtigen Menschen in die richtigen Teams zu bringen. Das passiert jetzt bereits. Aber noch nicht in einer Masse, mit der wir zufrieden sein können.

saatkorn.: Für interessierte Unternehmen: was sind Voraussetzungen, um bei „feelgood @ work“ mitzumachen?
Voraussetzung ist vor allem, dem Thema Employer Branding offen gegenüberzustehen und verstanden zu haben, dass man mit den eigenen Mitarbeitern reden muss, um herauszufinden, was einen als guten Arbeitgeber ausmacht. Wir wollen es Unternehmen möglichst einfach machen, sich als guter Arbeitgeber zu präsentieren, d.h. es ist nicht notwendig einen, teilweise sehr aufwendigen, Employer Branding Aufbau Prozess bereits durchgemacht zu haben. Im Gegenteil können wir diesen Prozess unterstützen, indem wir Schritt für Schritt ein gutes Unternehmensprofil bei feelgood@work aufbauen.

Wir empfehlen und unterstützen dabei, dass die Mitarbeiter in den Prozess integriert werden. Denn es ist eine tolle und auch wichtige Bestätigung, wenn das Unternehmensprofil gut beim Team ankommt. Und für den potentiellen Bewerber ist es sehr hilfreich, wenn er Aussagen von Mitarbeitern lesen kann, die die Unternehmenskultur greifbar machen. Wenn dann das Profil allen Stakeholdern gefällt, können wir das Unternehmen auch unterstützen, das Profil in die vorhandenen Employer Branding Kanäle zu integrieren, natürlich inklusive der eigenen Karriereseite. Unternehmen, die bereits mit ihrem Employer Brand voll zufrieden sind, unterstützen wir natürlich auch sehr gerne dabei, passende Bewerber zu finden.

Uns liegt viel daran, im Markt etwas zu bewegen und das geht nicht mit 100 Unternehmen, und selbst 1.000 sind noch zu wenig. Daher wollen wir möglichst keine Hürden aufbauen und bieten Startups bereits die Teilnahme ab 995€ im Jahr an. Unternehmen sollen uns erst einmal kennenlernen, um dann zu entscheiden, wie viel Unterstützung wir bieten sollen.

saatkorn.: Herr Schrader, vielen Dank für das Interview – und viel Spaß und Erfolg mit „feelgood@work“!

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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